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L E S E N �+ �S P I E L E N L E S E N �+ �S P I E L E N tasywelten überhaupt sowie eine, in deren Geschichte die Götter eine tragende Rolle spielten. Kulte und Religionen sind hervorragend ins Alltagsleben integriert, die Götter unterhalten ein blühendes Netz an Beziehungen zueinander, und die ausgewählten Gottheiten sind stimmig. Die Box-Sets Gods of Glorantha sowie Cults of Prax führen zum einen die Hauptgottheiten und -halbgötter Gloranthas sowie deren Kulte sehr detailliert auf und geben zum Zweiten für die meisten Götter Legenden und Mythen wieder, die viel dazu beitragen, die Götter als aktiven Bestandteil einer überaus lebendigen Welt zu etablieren. Stafford ist sehr bewandert in Mythologie und Schamanismus, und diese tiefen Kenntnisse kommen in Glorantha überall zum Vorschein. Leider ist RuneQuest 3, welches schon einige Jahre auf dem Rücken hat, die letzte bei Chaosium erschienene Inkarnation dieser Welt; Stafford entwickelt mittlerweile unter dem System Hero Wars (erschienen bei Issaries) die Welt Gloranthas weiter. Tekumel / EPT 1979 erschien mit Empire of the Petal Throne bei TSR ein für damalige Verhältnisse bahnbrechendes Produkt: das erste FRP überhaupt, das gleich mit einer detaillierten Spielwelt verknüpft war, und darüber hinaus noch eine Welt, die sich nicht an bei Tolkien entliehene Klischees klammert. Tekumel ist eine von M.A.R. Barker, Professor für asiatische Linguistik, erschaffene Welt, die am ehesten als eine Mischung von indischen, chinesischen und aztekischen Elementen, gewürzt mit einem kräftigen Schuss Science-Fantasy, beschrieben werden kann. Tekumel ist eine Gesellschaft, gegen die das Kastensystem des antiken Indien noch wie der Inbegriff der Demokratie wirkt; die gefürchtete Omnipotent Azure Legion des Imperators ist jederzeit bereit, mittels öffentlichen Pfählungen für Ordnung und abschreckende Beispiele zu sorgen, und viele Fäden der Macht sind in den oberen Rängen der Tempel und Legionen gebündelt. Die Götter sind ein sehr gut gelungenes Beispiel für „losgelöste“ Gottheiten, d.h. ihnen kommt weder bei der Erschaffung der Welt noch beim täglichen Lauf der Dinge eine besondere Rolle zu; sie werden von den Menschen als reines Mittel zum Zweck (Zauberkräfte) betrachtet und sind fast genauso starren Regeln unterworfen, wie es die Sterblichen sind. Leider sind sowohl EPT als auch die Nachfolgesysteme Swords & Glory und Gardasaiyal seit Jahren vergriffen; allerdings soll noch dieses Jahr von Guardians Of Order, besser bekannt für das Anime-RPG Big Eyes Small Mouth, ein neues Rollenspiel um Tekumel erscheinen, und es existieren im Netz diverse Adaptionen bestehender Systeme an die Welt Barkers. Lankhmar TSR hat einige indiskutabel schlechte Werke produziert. Gelegentlich finden sich aber auch echte Perlen unter ihren Veröffentlichungen; zwei dieser Perlen sind die erste und zweite Auflage ihrer Reihe um die Geschichten Fritz www.anduin.de - das kostenlose und unabhängige e.Zine für phantastische Spiele - © 2004 Tommy Heinig WEBLINKS ZUM ARTIKEL · Tekumel-Hauptseite: www.tekumel.com · Occultopedia: www.occultopedia.com · Issaries-Homepage: www.issaries.com · RuneQuest-Portal: www.runequest.net · Lysator-Okkult-Archiv: www.lysator.liu.se/occult/index.html · Encyclopedia Mythica: www.pantheon.org · Das Project Gutenberg, gute Quelle echter Religionstexte: http://sailor.gutenberg.org Leibers. Die Götter Lankhmars sind stark eingeschränkt und absolut davon abhängig, dass sie angebetet werden; stirbt der letzte Anhänger eines Gottes, so verfällt der Gott kurze Zeit danach ebenfalls in einen todesähnlichen Zustand. Die Politik und Intrigen, die sich aus einer derartigen Konstellation entwickeln, sind ein wichtiger Faden in der Geschichte Lankhmars. Leider muss ich von der letzten, dritten Auflage dieses Produkts (die Box Lankhmar Adventure Game) abraten, da diese im Vergleich zu den Vorgängern nur sehr spärliche Informationen beinhaltet. Ars Magica Es kommt im Fantasy-Mittelalter zwar nur ein einziger Gott vor, nämlich der der Christen. Allerdings haben sich die Designer viele Gedanken darum gemacht, welche Auswirkungen die Koexistenz von Magie und Religion in einer realistischen feudalen Gesellschaft hätte. Zusammen mit Pendragon ist Ars Magica ein unverzichtbares Quellenwerk für ambitionierte Spielleiter mit einem Hang zum historischen Realismus, oder zumindest zu plausibel abgeleiteter Pseudohistorie. D&D Immortals Set Für die alte D&D-Reihe geschrieben, aber ohne Probleme auch für AD&D sowie die aktuelle D&D 3rd Edition nutzbar, ist diese Box nichts weniger als der Versuch, Regeln für Spieler als Gottheiten aufzustellen. Selbst wenn man nicht vorhat, seine Spieler auf einen derartigen Verantwortungsposten zu hieven, kann man 16 WEITERFÜHRENDE LITERATUR ZUM THEMA · Real Magic, P.E.I. Bonewits; Verlag Samuel Weiser, 1971 (eine kulturübergreifende Analyse der grundliegenden Muster von Magie und Religion, gehört in jeden Haushalt) · The New Golden Bough, Sir James Frazer & T. Gaster; New American Library, 1975 (das Standardwerk der Mythologie in etwas handlicherer Form als die fünfzehnbändige Originalausgabe) · The Masks of God, vols. 1-4, Joseph Campbell; Viking, 1971 (auch ein Standardwerk) · Hero With A Thousand Faces, Joseph Campbell; Princeton, 1968 (sollte jeder Rollenspieler mindestens einmal gelesen haben) · Psychologie und Religion, C.G. Jung; in diversen Auflagen erhältlich (über die psychologischen Hintergründe des Glaubens sowie die Züge des Menschen, die die Religion prägen) · Behold The Man, Michael Moorcock (Kurzgeschichte) · Herr des Lichts, Roger Zelazny; Suhrkamp (spekulative Science-Fantasy vor dem hintergrund indischer Mythen) · Job: A Comedy of Justice, Robert A. Heinlein; New American Library (Dualismus, Kosmologie und Ketzerei, plus Satan als Anarchokapitalist - Pflicht für den Blasphemiker mit Geschmack) hier viele Ideen finden, wie man denn nun die Fähigkeiten einzelner Götter bewertet sowie mit welchen Einschränkungen solche Götter zu rechnen haben. Legendary Lifes Ein absolut zu Unrecht in Vergessenheit geratenes FRP-System, ursprünglich 1990 als Set von drei Büchern bei Marquee Press erschienen, dann 1993 in einer zweiten Auflage als einzelnes Buch neu herausgegeben. Das Spiel ist klar als Einsteigersystem konzipiert und verwendet interessante Regeln, die das Würfeln auf ein Minimum reduzieren; die Aufnahme in diese Liste schafft es durch die vorbildliche Präsentation der Religionen der Spielwelt. Diese kommt zwar nicht an die Detailliertheit Gloranthas heran, ist aber vollkommen ausreichend, um den Spielern klarzumachen, dass ihre Charaktere nicht nur Kampfmaschinen, sondern Bestandteile einer lebendigen Gesellschaft sind. Zu jeder Religion wird mindestens ein Kult beschrieben, und darüber hinaus gibt es eine Lifeline, die auch die Glaubensentwicklung der Spielfigur berücksichtigt. Ein caveat: die Spielwelt baut auf einer eher märchenhaften Grundatmosphäre auf; wer eher dark fantasy bevorzugt, sollte vielleicht einen Bogen um dieses System machen, aber allen Anderen kann ich es unbesorgt ans Herz legen. � [text: michael liermann - mslm@gmx.de] [zeichnung: dani kufner - dragonlady@dragonwood.de]
L E S E N �+ �S P I E L E N L E S E N �+ �S P I E L E N ANDERSGLÄUBIGE EINE ARBEIT ÜBER DEN HEXENGLAUBEN TEXT: MARKUS FAHRNI EINLEITUNG Jeder Kontinent dieser Erde hat viele verschiedene Religionen. Und beinahe jede dieser Religionen behauptet von sich, „die einzig Wahre zu sein“. Die Religion, „die den einzigen Weg zur Göttlichkeit“ darstellt und dass Andersgläubige nicht zur Göttlichkeit finden werden, sondern mit ewiger Verdammnis bestraft würden. Und doch gibt es sie überall: die Andersgläubigen. Die Menschen, die sich nicht in das allgemeingültige Weltbild einordnen und einen eigenen Weg suchen. Nicht alle diese Wege führen wirklich zu einem guten Ende. Doch solange der Glaube nicht von einer Sekte bestimmt wird, sollten wir versuchen einander zu akzeptieren. Vielleicht können wir gar voneinander lernen. Mit diesen Gedanken als Basis machen wir nun einen Abstecher in die Vergangenheit und verfolgen den Weg einer Religion, die sich trotz vielen Widerständen bis heute erhalten hat. Eine Religionsform, die jedoch auch heute noch vielerorts auf Widerstand stößt und zu Streitigkeiten Anlass gibt. Naturreligionen gibt es auch heute noch. Wir kennen einige oder hörten von ihnen: die Aborigines in Australien oder all die kleinen Völker mit ihren Religionen in Afrika. Müssen wir aber überhaupt so weit reisen, um Naturreligionen kennenzulernen? Nein, denn auch hier in Mitteleuropa gibt es sie, und eine dieser Religionen ist das Heidentum. Was nichts anderes als eine „vorchristliche Religion“ ist. Schon alleine der Begriff „Heidentum“ mag sehr umstritten sein, ich möchte aber noch einen Schritt weiter gehen. Denn es gibt viele verschiedene Formen des Heidentums. Eine Form davon sind die Hexen. Die Hexen im zwanzigsten Jahrhundert... KULTUR DER ANFANG DER WELT UND DIE ERSTEN RELIGIONEN (wie entstanden die ersten Religionen) Die Erklärung des Christentums zur Frage der Weltentstehung wird im Buch Genesis, dem ersten Kapitel der Bibel (Buch, griechisch „biblos“), simpel und klar erklärt, indem sie behauptet, dass Gott als erster und alleiniger „Herrscher“ über das Universum in sieben Tagen die Erde, das Wasser, die Luft, das Licht sowie das Paradies schuf, danach Adam und sodann aus der Rippe von Adam Eva erschuf www.anduin.de - das kostenlose und unabhängige e.Zine für phantastische Spiele - © 2004 Tommy Heinig woraus durch die durch den „Sündenfall“ erwachte Sexualität zwischen Mann und Frau die Menschheit entstand. Natürlich kennen auch Sie diese – hier stark zusammengefasste – Paradies-Geschichte und zugegebenermassen; klingt sie nicht wunderbar schön, harmonisch und märchenhaft? Wer möchte schon nicht an einen paradiesischen Ort glauben; einen Ort, wo es nur Gutes gibt? Auch das Judentum, welches auf dem heiligen Buch „Torah“ basiert sowie der Islam mit dem heiligen Koran, verweisen auf derart wundersame Entstehungs- und Glaubensgeschichten. Egal ob Christentum, Judentum, Hinduismus, Buddhismus, Islam oder Naturreligionen; eines haben sie allesamt gemeinsam: Die Hoffnung auf Erfüllung, Erleuchtung. Glaube ist Hoffnung. Und alleine die Hoffnung, dass etwas möglich sein könnte, macht das Leben lebenswert (Paulo Coelio). Andererseits lässt diese christliche Weltentstehungsgeschichte bereits in ihren ersten Sätzen durchblicken, auf welch patriarchalischem Grundgedanke der christliche Glaube im Grunde genommen basiert. Millionen wenn nicht Milliarden Menschen unseres Planeten Erde glauben heute an eine dieser grossen Weltreligionen, doch gibt es mindestens ebenso viele, die einen anderen (Naturreligionen z.B.) oder gar keinen Glauben (Atheisten) haben. Da der freie Glauben – zumindest in der westlichen Welt wie beispielsweise der Schweiz – ein von der Verfassung gesichertes Grundrecht eines jeden Menschen ist, bräuchte man sich im Grunde ja keine Gedanken darüber zu machen, welcher Glaube nun der einzig Wahre und Richtige ist. Leider beweist uns sowohl die Historie als auch das aktuelle Weltgeschehen immer wieder das Gegenteil, nämlich dass Intoleranz auch in Glaubensfragen die Welt regiert und sich der einzelne oftmals mit seinem für ihn persönlich Hoffnung und Zufriedenheit schenkenden Glauben nicht zufrieden gibt. Nein, andersgläubigen Menschen wurde und wird ihr Glaube leider nicht immer zugestanden und es wird seit jeher immer wieder – teils auf brutalste Art und Weise – versucht, den eigenen Glauben als einzig Richtigen zu verbreiten und 17 die anderen Denkweisen auszurotten. Speziell das Christentum hat in diesem Zusammenhang einige mehr als dunkle Flecken auf ihrer angeblich „weissen Weste“. Doch darauf komme ich später zu sprechen. Im folgenden beschränke ich mich weitestgehend auf das Christentum und den Paganismus bzw. das Heidentum und den damit verbundenen Hexen. Interessante Gegenaspekte zur christlichen Paradiesgeschichte ergeben sich durch die archäologischen Funde wie beispielsweise die prähistorische Höhlenmalereien aus der Jungsteinsteinzeit, auf denen u.a. gehörnte Jagdgötter zu sehen sind sowie auch die der gleichen Epoche angehörenden sogenannten „Venusstatuetten“: Kleine in den Boden gesteckte Lehmfigürchen in prächtiger Weiblichkeitsform, zu denen die berühmte Venus von Willendorf in Österreich gehört, wo man 130 solcher Venus-Figurinen fand. Weitere Fundorte erstreckten sich über Frankreich bis nach Sibirien. Anfänglich glaubte die moderen Wissenschaft, dass es sich dabei um eine frühe Verehrung des Urweiblichen handelt. Doch inzwischen gehen die Meinungen fast übereinstimmend dahin, dass dies allererste Zeugnisse einer Religionsform sind, da sie an altarähnlichen Stellen gefunden wurden. Einige dieser prähistorischen Werke sind dank den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen eindeutig mehr als 25‘000 (!) Jahre alt, was unschwer darauf schließen lässt, dass bereits die sogenannten Höhlenbewohner gewisse Rituale abgehalten haben, also auch eine Form von Religion gehabt haben müssen. Damit wäre eigentlich der Beweis erbracht, dass der christliche Glaube somit unmöglich der erste und vor allem einzig wahrhaftige Glauben (gewesen) sein kann. Doch so individuell wie
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