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L E S E N �+ �S P I E L E N L E S E N �+ �S P I E L E N MONSTER-ECKE MONSTER & RELIGION DANIEL „JIM“ SCHUMACHER Die folgende Sammlung von Kreaturen, Monstern und Menschen soll als Inspiration für den Einbau der Schattenseiten der Religion in den verschiedensten RPGs dienen. Grade Religion hat einen deutlichen Einfluss auf die Atmosphäre in einer Spielwelt. Ist sie doch die Stimme Gottes, die entweder Liebe und Hoffnung predigt oder lieber noch ein paar Hexen (oder dubiose Frauen, oder Frauen generell) mehr brennen sieht. Auch verbindet man manche Monster mit verschiedenen Religionen, Golems zum Beispiel. BLUTBUDDHISMUS Eine Religion kann noch so pazifistisch ausgelegt sein. Früher oder später findet ein verdrehter Kopf doch eine Möglichkeit in ihren Namen Blut zu vergießen. Und so nimmt der Blutbuddhismus den Grundgedanken vom Sprengen des Wiedergeburtskreislaufes auf, schlägt dann aber einen „etwas“ aggressiveren Weg ein um dies zu erreichen. Der Grundgedanke ist ganz einfach: Wenn nichts mehr existiert kann man auch nicht wiedergeboren werden. Das oberste Ziel ist die Auslöschung der Menschheit, die wird als wiedergeburtstechnischer Knackpunkt angesehen. Bei Göttern, Geistern und Dämonen ist es mit erheblichen Aufwand verbunden diese auszulöschen und bei Tieren und Pflanzen wird es den meisten auf Dauer zu eintönig. Es ist schwer seinen fanatischen Glauben zu bewahren, wenn man nur Blumenbeete zertritt. Im Blutbuddhismus gibt es viele verschiedene Richtungen, bei weiten nicht jeder Gläubige ist ein blutgieriger Amokläufer. Generell unterscheidet man zwischen 4 Strömungen, die sich jedoch vermischen und nur eine grobe Richtlinie darstellen: DIE BLUTGIERIGEN AMOKLÄUFER Ein überraschend kleiner Teil der Gläubigen widmet sich dem Auslöschen der Menschheit mit vollem Inbrunst. Selbstmordattentate sind recht beliebt, einige verschreiben sich eher unauffälligen Tötungsmethoden und sind geheimnisvolle Killer die sich ihre Opfer nach wirren Methoden aus der Masse herausfischen. Auch Anschläge aller Art, Giftgasattacken oder das Infizieren einer Menschenmenge mit tödlichen Krankheiten und dergleichen wurde zu einer wahren Meisterschaft getrieben. Hin und wieder heuern einige besonders ruchlose Blutbuddhisten auch Schläger und Killer an um ihre Ziele zu erreichen oder sie stiften Verrückte an. Da sie an die Wiedergeburt glauben sehen viele Blutbuddhisten den Tod nur als kurze Unterbrechung an, deswegen ist der eigene Tod www.anduin.de - das kostenlose und unabhängige e.Zine für phantastische Spiele - © 2004 Tommy Heinig für viele ein akzeptables Mittel falls man damit genug Unschuldige töten kann. Besonders „Geniale“ versuchen Bürgerkriege und Rebellionen auszulösen oder versorgen Terroristen DIE UNAUFFÄLLIGE METHODE Da Blutbuddhisten zu einem etwas schlechten Bild vom Menschen neigen kamen sie auch recht schnell auf eine ihren Augen gute Idee. Sollen sie sich doch selbst auslöschen. Und so werden die Straßen fleißig mit Drogen überschwemmt, in Tavernen und Bars fließt die Volksdroge Alkohol in Strömen und Zigaretten mit extra viel Giftstoffen haben sich auch bewährt. Als Nebeneffekt schwimmen diese Buddhisten natürlich in Geld, was einige teilweise an andere Gläubige weitergeben, zum Beispiel an die Amokläufer, andere haben sich wahre Wirtschaftsimperien aufgebaut und ganze Kasinoketten und Drogensyndikate gehören einen Mönch, der viel meditiert und wie ein Asket lebt. Es gibt auch buddhistische Wissenschaftler die z.B. Nutzpflanzen gentechnisch verändern und die Ergebnisse, z.B. Unfruchtbarkeit auslösenden Mais verbreiten. DIE HERAUSFORDERNDE METHODE Manche Blutbuddhisten fangen lieber klein an und versuchen einfach alles zu töten was lebt und jeder auf seine Art möglichst viel Tod in der Welt zu verbreiten. Einige infizieren sich absichtlich mit Krankheiten und geben sie dank ihrer hedonistischen Lebenweise fleißig weiter, andere leben keusch und versuchen möglichst viel zu essen, weil nur totes Gemüse ist gutes Gemüse. Im Fällen von Kannibalen und Irren die ganze Ernten ruinieren und so Hungersnöte auslösen vermischen sich die Richtungen und man zählt sie eher zu der ersten Richtung. Manche Buddhisten widmen sich auch dem gezielten Ausrotten von Tierarten und seltener auch Pflanzen. DIE GÖTTERMÖRDER Diese Mönche, von anderen Blutbuddhisten als die weisesten unter sich angesehen, widmen sich dem Ausschalten alles Überirdischen. Es sind spirituelle Mystiker, einige verbringen ihr ganzes Leben in tiefer Meditation um am Ende stolz zu verkünden, dass sie jetzt 3 Götter ausgeschaltet haben. Andere, oftmals in Kriegerschulen organisiert, sind Adepten der Kampfkunst und ziehen durch die Lande, immer auf der Suche nach manifestierten Geistern und Dämonen die es auszuschalten gilt. 30 ANMERKUNG Blutbuddhismus lässt sich wunderbar in so ziemlich jede Spielwelt einbauen. Bei Vampire begegnen die untoten Chars den Dämonenjägermönchen, bei D&D stoßen die eifrigen Helden auf einen Stamm buddhistischer Oger die planen eine Stadt den Erdboden gleichzumachen oder während der Rast im Dorf zünden einige buddhistische Goblins die Kornkammern an und nun steht das Dorf kurz vor dem Ende. Aber grade Shadowrun bietet eine Fülle von Möglichkeiten für Blutbuddhisten: Die Runner finden nach ewiger Beinarbeit endlich das Drogenlabor wo die neue Designerdroge produziert wird und sehen sich dort einer Horde Ki-Adepten gegenüber. Außerdem passt das lebenverachtende, düstere Grundschema einfach zu so einer Cyberpunkwelt. Auch wäre so eine Religion in einer derartigen Welt nicht wirklich eine Überraschung. Die Charaktere könnten etwa das Trid einschalten und erfahren sogleich, dass sich ein berühmter Schauspieler offen zum Blutbuddhismus bekennt, da er von der Schlechtigkeit der Metamenschheit überzeugt ist. GOLEMS Ursprünglich war der Golem eine Sage der Juden, ein Beschützer aus Ton. Doch andere Religionen, anderes Produktionsmaterial. In vielen Fantasywelten bezeichnet man mit Golems Wesen aus einem Grundstoff. Es gibt Steingolems, Sandgolems, Holzgolems, etc.. Oft werden sie von Magiern erschaffen oder sind sogar ein natürlicher vorkommender Bestandteil der Spielwelt. Um Golems wieder zur Religion zurückzuführen bedarf es wenig. Im Grunde genommen muss man sich nur fragen welcher „Rohstoff“ zu welchem Glauben passt. Todesgötter könnten von Leichen- oder Knochengolems entweder sehr begeistert sein oder grade die Erschaffung solcher Konstrukte als Sakrileg erachten. Religionen bei denen das Volk dem Glauben nach aus einen bestimmten Stoff entstand, etwa Lehm, neigen zu Golems aus den gleichen Materialien. Bei Zwergen bieten sich da Eisen-, Stahl- und Steingolems an. Elfen schreien grade zu nach Blatt-, Holz- und Löwenzahngolems. Aber es spricht auch eigentlich nichts dagegen mal Wassergolems oder gar Sonnengolems auftreten zu lassen. In eher zukunftsorientierten Welten sind Golems schwerer zu implantieren. In Zeiten von Laserblastern und Fusionssägen wirken Lehmgolems einfach lächerlich und es ist schwer eine
L E S E N �+ �S P I E L E N L E S E N �+ �S P I E L E N religiöse fundierte Erklärung für Adamantiumkriegsgolems mit Raketenwerfern zu finden. Andererseits öffnen sich da auch neue Wege, man denke an die Matrix von Shadowruns. Ein Computergolem könnte vermutlich eine bessere Beschützerrolle erfüllen als irgendein langweiliger Kampfgolem. VERRÜCKTE PRIESTER Jahrelang war der Druide ein Freund und Helfer des Dorfes. Dann aß er im Winter zuviele getrocknete Pilze und schon kam die Vision. Um den Winter zu vertreiben bedarf es einiger Blutopfer. Und schon stehen dem Dorf schlechte Zeiten bevor und hält (mal wieder) nach Helden Ausschau... Verrückte Priester kann man grob in 2 Kategorien unterteilen, denen die sich ihre Anhänger bewahren konnten oder neue fanden und welche die allein darstehen. Letztere sind mehr die simplen Standardgegner, erstere können zu interessanten Situationen führen. Wenn das Dorf die Meinung des Druiden teilt wollen sie keine Helden sehen, die sich da einmischen und die Helden können schlecht die eine Hälfte des Dorfes abschlachten um die andere zu retten. Vor allen nicht wenn die Hälfte gar nicht gerettet werden will sondern sich lieber fügt, weil das Opfern nun mal Tradition ist. Andere Fälle verrückte Priester sind der charismatische Untergangsprediger der ganze Landstriche entvölkert indem er vom Nahen der Dämonen/Apokalypse/ des schrecklichen Untergangs der Welt erzählt und als Rettung der Seelen vorschlägt sich gemeinsam von den Klippen zu stürzen oder der Verrückte der sich für den Rächer seiner Gottheit hält und in dessen Namen die Ketzer ausmerzt (wäre er z.B. sehr bibeltreu könnte er alle Männer steinigen die sich rasieren oder Sonntags arbeiten) Und wenn man sein ganzes Leben lang in einem entlegenen Kloster verbracht hat, immer nur andere Männer sah und von Frauen immer nur hört, dass sie einem zur Sünde verleiten, dann könnte man irgendwann auf dumme Gedanken kommen... Priester einer Naturreligion könnten zum Schluss kommen, dass man ohne Menschen besser dran wäre (bei SR hätte man so einen toxischen Rächer) und bei manchen Glaubensvorstellungen ist ein gewisser Grad an Verrücktheit eh Grundvoraussetzung, nur so lassen sich jedenfalls die unzähligen Schlangen und Insektenreligionen erklären. Etwas anders sieht es bei vermeintlich Verrückten aus. Würden Helden der klassischen High-Fantasy auf die Azteken treffen und Zeuge der Massenblutopfer werden... VOODOO Sowohl das klischeehafte Voodoo mit seinen Zombiearmeen als auch das wirkliche Voodoo kann man gut in Fantasywelten einbauen. Es ist www.anduin.de - das kostenlose und unabhängige e.Zine für phantastische Spiele - © 2004 Tommy Heinig eine interessante Möglichkeit manchen „ausgelutschten“ Rassen etwas Farbe und eine neue Richtung zu geben. Im Sumpf hausende Voodoo-Goblins können sowohl die typischen Feinde sein, als auch, mal zur Abwechslung, etwas soziale Interaktion bieten. Wenn man die Hilfe der Goblins brauch, weil nur die weise Big Gobbo Mama mit den Geistern zu sprechen vermag, bringt das sicher etwas erfrischende Abwechslung. Und wenn diese weise Frau sagt, dass die Geister als Entlohnung erstmal ein halbes Dutzend Kinder verlangen stehen die Helden vor dem für Voodoo so üblichen Zwiespalt. Ein anderes gutes Beispiel wären Orks kombiniert mit Klischee-Voodoo. Ein Orkstamm, wo Houngans vor den Kampf Kriegerloa herbeirufen und in die Körper der Stammeskrieger fahren lassen lässt und Werwölfe und Giftfallen zusätzlich die Helden schwächen dürfte so manche Heldengruppe einen Dämpfer verpassen und von ihren „Orks sind auch nur XP-Geber“-Trip runterbringen. Aber auch eigentlich netten Völkern wie Elfen kann man durch Voodoo einen neuen, düsteren und durchaus stimmigen Anstrich verpassen. DÄMONEN Eigentlich sind ja Dämonen die Produkte der Religion. Gute Götter brauchen Widersacher damit man sie als gut erkennt und weiterhin fröhlich Tribut zollt. Leider sind Dämonen in vielen RPGs mehr unfreundliche Unterstützung der Magiefraktion und werden als unwillige Diener beschworen. Das eigentliche Ziel der Dämonen lautet aber in der Regel Götter und/ oder Menschheit stürzen. Oftmals versuchen sie es, indem sie erst die Menschen auslöschen und sich dann an die Götter versuchen. Die Menschheit ist gewissermaßen der Siegfaktor bei der titanischen Endschlacht zwischen Gut und Böse. Dämonen gehen entweder den direkten Weg und blutrünstige Monstrositäten bringen Tod und Verzweiflung oder aber sie verbreiten Sünde so gut sie können. Sukkubi verführen Männer, andere übernehmen Besitz von menschlichen Körpern und verursachen Unheil oder sie suchen die gepeinigten Opfer in Träumen auf bis diese wahnsinnig werden. In vielen Religionen sind Dämonen aber zugleich Hüter der bösen Seelen in der Unterwelt, als solche können sie dann auch im ewigen Kampf gegen das Gute auf diese Hilfskräfte zurückgreifen. Bei dem Gestalten von Dämonen kann man seiner Phantasie freien Lauf lassen, sie können gefallene Engel sein, verbittert und anmutig zugleich und voller lodernenden Hass auf die Menschheit, die ihr Herr mehr liebt als seine Engel. Standarddämonen warten mit Hufen, Hörnern, roter Haut und Schwefelgeruch auf, wer‘s lieber ausgefallener mag packt noch ein Paar Tentakel, Geschwüre, Klauen und Scherenhände dazu. Ein, zwei zusätzliche Köpfe können sicher auch nicht schaden. Andererseits hüllen sich viele Dämonen oft in verführerische Hüllen, was das verführen der sündigen Men- schen doch erheblich erleichtert. 31 In der Fantasy sind Dämonen oft bewaffnet, in der Zukunft sehen sie mit Flammenschwerten etwas alt aus, da empfiehlt es sich dann schon eher auf ihre Höllenkräfte zu setzen. INQUISITION Eines der düstersten Kapitel des Christentums ist die Zeit, als die Inquisition herrschte und eine falsche Haarfarbe schon zu einem neuen, loderndenen Scheiterhaufen führen konnte. Will man eine solche Institution in seine Welt einbauen hat man die Wahl zwischen einer netten Inquisition, die nur böse Hexen, Vampire und Schwarzmagier den Garaus macht, was dann wohl eher auf einen Ritterorden hinauslaufen würde (Derart finstere Gestalten ergeben sich wohl nicht freiwillig). Oder man nimmt die andere Variante, wo neben besagten Bösewichten vor allen Heiden, Andersgläubige, Frauen, ethnische Minderheiten, Fremde, Menschen mit Sprachfehlern, verdächtigen Muttermalen oder diabolisch großen Nasenlöchern nach einem Aufenthalt in der Folterkammer für einen Moment etwas Licht in die Welt der Dunkelheit bringen (mit anderen Worten verbrannt werden). Aufgabe der Spieler wäre es dann wohl vor allen nicht aufzufallen... Um sich den Wahnsinn „unserer“ Inquisition bewusst zu machen, sollte man immer bedenken, dass man auch eine Katze die auf gotteslästerliche Weise miaute verbrannte, genauso wie einen Hahn, der offenkundig vom Teufel besessen war, weil er nicht morgens krähte. In anderen Welten kann der Wahnsinn natürlich andere Formen angenommen haben, ein (vermutlich weiblicher) SL könnte es für originell halten eine primär männerfeindliche Inquisition zu erschaffen oder das Elbenvolk macht von seiner Inquisition Gebrauch um alles Unreine von den geliebten Wäldern fernzuhalten... UNTOTE Da sich oftmals Götter um die Toten und ihre Seelen bemühen müssen, gehören in solchen Fällen Untote nicht (nur) zur Nekromantie sondern auch zur Religion. E gibt viele phantasievolle Begräbnissrituale die sicherstellen sollen, dass der Tote auch im Jenseits bleibt. Interessanterweise gilt aber dennoch die Faustregel, dass je komplexer und kreativer das Ritual desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass bald ein Untoter entsteht. Es gibt zum Beispiel wohl keine Mumie die mal bis zum Ende aller Zeiten friedlich in ihrem Sarkophag geblieben ist. Auch hier bieten sich vor allen Nichtmenschen für viele Ideen an. Wenn Elfen oder andere Naturnahe Völker ihre Toten mit Baumharz übergießen und einen Schößling auf das Grab setzen, was würde wohl passieren wenn nach 30 Jahren ein Holzfäller diesen Baum fällt? � [daniel schumacher - jimthezealot@gmx.de]
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