GoebbelsJoseph-DerSteileAufstieg1944159S.Text c20130123 [159].
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Ich komme zum Schluß. Selten hatte ich so stark wie heute an der Schwelle des vierten Kriegsjahres das Bedürfnis, mitten im<br />
Lärm der Waffen mich zur geistigen Arbeit zu bekennen. Ich weiß nicht, was ich ihr vor allem in den vergangenen drei Jahren<br />
persönlich zu verdanken habe. Wie oft greift man in späten Nachtstunden nach einem arbeitserfüllten und zersorgten Tag zum<br />
28<br />
Buch, dem treuesten Weggenossen durch eine schwere Zeit! Es gibt einem geistig schaffenden Menschen, der Gefahr zu laufen<br />
droht, im ewigen Kampf des Alltags sich selbst zu zerfasern, doch immer wieder die Kraft, den Blick über die Beschwernisse<br />
einer spannungüberladenen Zeit hinweg nach den ewigen Sternen zu richten! Sie ziehen ihre Bahn über uns Menschen. Sie<br />
sprechen in einer stummen Sprache kristallener Klarheit zu uns. Nur der Mensch wird weiterleben im Gedächtnis seines Volkes,<br />
der in seinem Wirken und Dichten immer wieder, wenn auch in oft fruchtlosem Bemühen, nach ihnen greift.<br />
So wie sie ihrer Gesetzlichkeit gehorchen und nur den Weg gehen, der ihnen vorgeschrieben ist, so tragen auch wir unser<br />
Gesetz in uns und gehen nach der Vorschrift, die die große Zeit uns stellt. Möge Gesetz und Vorschrift, die uns Schicksal und<br />
Berufung sind, unser Denken, Dichten und Handeln bestimmen. Dann wird das Wort eine Waffe sein im Geisteskampf unseres<br />
Jahrhunderts und das Buch ein Schwert, das den Nebel, der noch über unserer Epoche liegt, zerschneidet.<br />
Das ist mein Wunsch und meine Bitte an alle Arbeiter des Geistes im Reiche, wenn ich ihnen vom deutschen Dichtertreffen im<br />
vierten Jahre unseres großen Krieges 1942 auf dem Boden des klassischen Weimar Gruß und Dank der ganzen Nation entbiete.<br />
Wir verneigen uns in Ehrfurcht und Liebe vor dem Führer, der unserer geschichtlichen Zeit Ziel und Inhalt gab. Unsere<br />
heißesten Wünsche gelten dem Gigantenkampf, den er mit seinen Soldaten Seite an Seite mit unseren Verbündeten um die<br />
Zukunft unseres Landes und damit unseres Erdteils durchficht. Von hier aus soll eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte<br />
beginnen. Wer wollte nicht glücklich sein in dem Gefühl, dabei sein und die Kräfte seines Geistes und seiner Arbeit der großen<br />
Sache schenken zu dürfen?<br />
29<br />
Die Standhaftigkeit der Herzen<br />
11. Oktober 1942<br />
Wenn man den englischen Zeitungen und Radiostationen auch nur halbwegs Glauben schenken wollte, so müßte man zu der<br />
Überzeugung kommen, daß Deutschland augenblicklich ungefähr so aussähe wie ein Tollhaus. Es gibt bei uns keinen führenden<br />
Staatsmann oder General, der in den vergangenen drei Wochen von der Londoner Journaille nicht totgesagt, erschossen,<br />
vergiftet, aus der Luft abgestürzt, verhaftet, verbannt, von unheilbarer Krankheit befallen bzw. schwer verwundet worden wäre.<br />
Diese dummen und albernen Lügen werden im englischen Rundfunk mit einer Sicherheit vorgetragen, die jeden Zweifel<br />
ausschließt. Es geniert die Londoner Pseudopropagandisten gar nicht, daß sie einander widersprechen und dadurch ihre<br />
Falschmeldungen selbst aufheben.<br />
Sie sagen heute das glatte Gegenteil von dem, was sie gestern behaupteten, ohne auch nur einen Anflug von Erröten zu zeigen.<br />
Ein eben erst frisch Liquidierter tritt heute wieder auf den Plan, um eine geheimnisvolle Palastrevolution anzuzetteln, über die<br />
man zur Stunde noch nichts Genaues berichten kann, die aber deshalb so gefährlich, weil sie so mysteriös ist. Führende Männer,<br />
die man fast täglich auf Fotos in der Presse sehen kann, liegen schon wochenlang todkrank in einem Lungensanatorium in<br />
Davos. Andere spielen leichtsinnig mit der Pistole herum und erschießen ihre Kollegen reihenweise, weil diese ihnen in ihrem<br />
Unverstand nicht erlauben wollen, eine eigene Luftwaffe bzw. eine eigene Polizei aufzubauen. Die Führung schaut diesem<br />
hexensabbatähnlichen<br />
30<br />
Treiben mit verschränkten Armen zu, oder aber, wenn es hoch kommt, setzt sie um des lieben Friedens willen die, die sie<br />
gestern hat liquidieren lassen, heute wieder in ihre Ämter ein. Es ist schwer, darüber keine Satire zu schreiben.<br />
Ganz besonders haben es die Engländer auf unsere Generäle abgesehen. Anstatt an der Front ihre Truppen zu führen, gehen sie<br />
in Berlin Unter den Linden spazieren. Ein britischer Gewährsmann begegnet einem unserer weltberühmten Marschalle, den er<br />
vom Bild her kennt, spricht ihn ganz vertraulich an, um auf seine Fragen eine ebenso vertrauliche Antwort zu bekommen:<br />
wohin des Weges, wie lange er bleibe, ob er seines Postens enthoben sei; worauf der Marschall ein lautes und vernehmliches Ja<br />
von sich gibt, um daran vor dem ihm gänzlich unbekannten britischen Gewährsmann eine längere gesalzene Kritik über die<br />
allgemeine Politik und Kriegführung des Reiches anzuknüpfen. Darauf verabschieden sich die beiden Herren, nämlich der<br />
deutsche Marschall und der englische Gewährsmann, mit jovialem Gruß, um damit darzutun, daß sie sich in dieser Aussprache<br />
unter vier Augen in Berlin Unter den Linden vollauf verstanden haben.<br />
Derselbe Marschall wird in der letzten Sportpalastkundgebung vom Führer mit einem Händedruck begrüßt, woraus die<br />
Londoner Presse mit Scharfsinn schließt, daß er offenbar in der Reichskanzlei noch nicht empfangen worden sei, mithin<br />
wahrscheinlich auch nicht zum Empfang zugelassen werde, welche Tatsache ihrerseits wieder ein Beweis dafür sei, daß es<br />
schlecht um diesen Marschall und um seine Sache stehe. Kunststück, da er ja im Sportpalast nur durch einen Doppelgänger<br />
dargestellt worden ist, persönlich aber auf den Tod erkrankt in einem Malarialazarett liegt. Unterdes setzen die<br />
nationalsozialistischen Politiker alles daran, seinen Namen im eigenen Volke vergessen zu machen, mindestens aber, ihm die