GoebbelsJoseph-DerSteileAufstieg1944159S.Text c20130123 [159].
GoebbelsJoseph-DerSteileAufstieg1944159S.Text c20130123 [159].
GoebbelsJoseph-DerSteileAufstieg1944159S.Text c20130123 [159].
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
115<br />
rung verdient. Gewiß gibt es vereinzelt auch gegenteilige Beispiele;<br />
aber sie stellen doch Ausnahmeerscheinungen dar. Eine ganz kleine Schicht von vaterlandslosen Menschen lebt neben dem<br />
Kriege her, drückt sich an seinen Pflichten vorbei und sucht in seine Gesetzeslücken einzudringen. Aber wir verwahren uns<br />
dagegen, dafür unser braves und fleißiges Volk verantwortlich machen zu lassen. Man braucht nur in seinen Reihen Umschau<br />
zu halten, um mit fester Zuversicht an seine Stabilität und moralische Standfestigkeit zu glauben.<br />
Jede Forderung des Führers noch ist vom Volke erfüllt worden, und sehr oft ging es weit über das hinaus, was er von ihm<br />
verlangte. Die deutschen Familien geben ihre Söhne für die Front. Die Väter arbeiten in den Fabriken oder auf den Feldern. Die<br />
Frauen besorgen unter unvorstellbaren Schwierigkeiten den Haushalt und stehen sehr oft daneben noch im aufreibenden<br />
Kriegsdienst. Bäuerinnen treten an die Stelle ihrer eingezogenen Männer und führen Haus und Hof, als wenn sie es von Jugend<br />
auf gelernt und nie etwas anderes getan hätten. In der Schule schon fangen bei den Kindern die Kriegspflichten an, und selbst<br />
die Alten kommen sich überflüssig vor, wenn sie nicht irgendwo noch in den Arbeitsprozeß eingespannt werden können. Das ist<br />
unser deutsches Heimatvolk im vierten Kriegsjahr.<br />
Daß wir dabei nicht ständig Hurra rufen und die Tücher schwenken, ist nur darauf zurückzuführen, daß wir augenblicklich<br />
Wichtigeres zu tun haben. Die spontane Begeisterung ist ein Ausnahmezustand im Leben der Menschen und der Völker. Im<br />
Alltag ersetzen wir sie durch Fleiß, Pflichterfüllung und Fanatismus in der Arbeit. Wir wissen, daß der Sieg sich am Ende aus<br />
einer. Unsumme von Einzelleistungen zusammensetzen wird und daß der Krieg einem Volke nicht die Erlaubnis gibt, ihn zu<br />
einem Teil zu führen und zu tragen und ihm zum anderen Teile zuzuschauen. In welch einem modernen und großartigen Stil<br />
werden wir doch im all-<br />
116<br />
gemeinen mit seinen Schwierigkeiten fertig! Welche Probleme wirft beispielsweise nicht die deutsche Erzeugungsschlacht für<br />
unser Landvolk auf! Welche Sorgen bereitet den luftbedrohten Gebieten nicht der britische Luftkrieg! Was muß nicht alles<br />
getan werden, um Kohle, Gemüse, Kartoffeln und Brot in die großen Städte zu transportieren, für den geregelten Ablauf des<br />
ganzen Verkehrswesens zu sorgen, das Schulwesen halbwegs intakt zu halten, die öffentliche Verwaltung zu führen und<br />
durchzuführen! Der Laie macht sich ja gar keine Vorstellung davon, was es an Mühe und Arbeit kostet, für die Familien mit<br />
Kindern zu Weihnachten nur ein paar Kerzen für den Tannenbaum bereitzuhalten. Wir leben im Kriege aus einer sehr engen<br />
und begrenzten Basis heraus. Da muß man schon außerordentlich haushalten, um halbwegs herumzukommen. Hier wird eine<br />
organisatorische Leistung auf allen Gebieten vollbracht, die weit über jeder Kritik steht. Sie wäre undurchführbar, wenn das<br />
ganze Volk sich nicht aus seinem gesunden Lebensinstinkt heraus elastisch auf die Maßnahmen der Staatsführung einstellte und<br />
sie durch aktive Mithilfe unterstützte.<br />
Es gibt im ganzen Lande, und zwar in allen Ständen, einen Heroismus der Arbeit, der nur deshalb unbeachtet bleibt, weil er sich<br />
aus natürlichen Gründen schämt, sich neben dem Heldentum der Front überhaupt zu Wort zu melden. Hier liegt die eigentliche<br />
Grundlage unserer zivilen Kriegstätigkeit. Wir persönlich sind glücklich, die politische Führung des größten deutschen Gemeinwesens<br />
in der Reichshauptstadt innezuhaben. Das bewahrt uns vor dem Fehler, vom grünen Tisch aus zu urteilen und zu<br />
entscheiden. Es gibt uns einen Einblick in die tausendfältigen Schwierigkeiten der Verwaltung und Organisation unseres<br />
öffentlichen Lebens, daraus folgend aber auch die ruhige Sicherheit, daß diese am Ende doch, wenn auch manchmal unter<br />
starken Belastungen, gemeistert werden. Wenn man in Berlin nur jedem Kind zu Weihnachten ein Pfund Äpfel geben will, so<br />
müssen unter den heutigen Verhältnissen<br />
117<br />
viele tausend Menschen tagelang daran arbeiten. Aber noch niemals haben wir erlebt, daß für eine solche zusätzliche Leistung<br />
die freiwilligen Hilfskräfte fehlten, obschon doch heute fast jedermann im Arbeitsprozeß steht und einen natürlichen Anspruch<br />
auf den ungeschmälerten Besitz seiner kargen Freizeit hat.<br />
Unsere sozialen Hilfswerke, die auf der freiwilligen Gebefreudigkeit des ganzen Volkes beruhen, haben im Kriege einen<br />
Aufschwung genommen, der alle Erwartungen übertrifft. So werden allmonatlich zwei soziale Volksabstimmungen<br />
durchgeführt, die in ihren Ergebnissen gänzlich unwiderlegbar sind. Hunderte von Millionen Mark wandern in die großen<br />
Gemeinschaftseinrichtungen unseres sozialen Lebens. Das Hilfswerk „Mutter und Kind" allein verschlingt in einem Jahr mehr,<br />
als der ganze Etat eines mittleren Staates ausmacht. Drastischer kann ein Volk überhaupt nicht seinen Willen zum Sozialismus<br />
bekunden, und das alles in einer Zeit, die normalerweise dazu angetan sein könnte, den persönlichen Egoismus zu fördern und<br />
das Gemeinschaftsgefühl langsam erkalten zu lassen.<br />
Was bedeuten denn demgegenüber gelegentliche Entgleisungen krimineller Elemente, die den Notstand des Vaterlandes<br />
ausnutzen und dafür mit den härtesten Strafen, meistens sogar mit der Todesstrafe, belegt werden! Es gibt kein Gesetz, das nicht<br />
übertreten würde. Obschon der Mord streng verboten ist, wird es immer wieder Mörder geben. Warum sollten die<br />
Kriegsgesetze hier eine Ausnahme bilden? Daß uns schwere Versündigungen gegen die Kriegsmoral in unserem<br />
Gerechtigkeitsgefühl beleidigen, ist nur ein Beweis für den gesunden Instinkt unseres Volkes und für seine fein entwickelte<br />
Empfindsamkeit den elementarsten Grundsätzen der Kriegführung gegenüber. Seien wir glücklich und froh, daß es so ist! Die