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GoebbelsJoseph-DerSteileAufstieg1944159S.Text c20130123 [159].

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Der Krieg als soziale Revolution<br />

l. November 1942<br />

In der vergangenen Woche fand in London eine Sitzung der beiden Häuser des Parlaments statt, vor der der südafrikanische<br />

Ministerpräsident Smuts das Wort ergriff. Mr. Churchill hatte ihn eigens nach England kommen lassen, um der britischen<br />

Gentry in ihrer politischen Lethargie und Müdigkeit eine Sensation zu bieten und sich selbst auch etwas an der Person des<br />

streitbaren Burengenerals emporzuranken. Es lohnt kaum, sich auch nur einen kurzen Augenblick mit dem zu beschäftigen, was<br />

Smuts sagte. Es waren die alten angelsächsischen Gemeinplätze, die England den Völkern schon während des Weltkrieges bis<br />

zum Erbrechen oft vorpsalmodiert hat: daß Großbritannien noch nie einen Krieg verloren habe, daß die Zeit eigens dazu da sei,<br />

um für England zu arbeiten, daß die Achsenmächte einen hinterhältigen Angriff auf die Freiheit des Geistes planten, der mit<br />

Waffengewalt niedergeschlagen werden müsse, daß Großbritannien in diesem Kampf wie immer noch in seiner Geschichte nur<br />

uneigennützige Ziele verfolge und ihm nichts ferner liege, als für seine Interessen und für den Geldbeutel seiner Plutokratie<br />

Krieg zu führen, und was derlei dumme und abgeschmackte Lügen noch mehr sind.<br />

Wie man sieht, bei aller schuldigen Hochachtung vor dem biblischen Alter dieses Burenrenegaten: man kann nicht sagen, daß er<br />

sich bei seiner Rede zum britischen Empire in geistige Unkosten gestürzt hätte. Die Londoner Presse konstatiert das auch mit<br />

einer gewissen Beklemmung. Man hatte eine Fanfare erwartet, und es wurde eine Chamade.<br />

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Allerdings müssen wir sagen, daß uns bei diesem Zusammentreffen auch weniger das interessierte, was gesagt wurde, als die<br />

Umstände, unter denen der Londoner Propagandarummel vor sich ging. Geleitet wurde er von Lloyd George. Er sprach mit<br />

zitternder, altersschwacher Stimme, genau wie Smuts, und seine Eröffnungsrede war von tiefster Resignation getragen. Mit<br />

Betroffenheit stellte die britische Presse am anderen Tage fest, daß er sowohl wie Smuts kein aufmunterndes Wort fanden, und<br />

wenn Mr. Churchill nicht zum Schluß noch die Geistesgegenwart besessen und auf den südafrikanischen Gast ein Hoch<br />

ausgebracht hätte, dann wäre diese Festsitzung ausgelaufen wie ein Staatsbegräbnis erster Klasse.<br />

Beim Lesen der Berichte darüber hatte man das Empfinden, einer Trauerversammlung beizuwohnen. Das Ganze machte einen<br />

fast gespensterhaften Eindruck, und es wirkte geradezu wie die Faust aufs Auge, wenn Smuts am Schluß seiner Rede von einer<br />

sozialen Revolution sprach, die diesen Krieg beenden werde.<br />

Er hat nicht einmal unrecht, wenn er in ihr nicht den Ausgang, sondern den Ursprung dieses gigantischen Ringens erkennen<br />

wollte. Der Krieg hat längst die ihm von seinen Urhebern eigentlich zugedachten Dimensionen und Begrenzungen gesprengt. Er<br />

hat sich sozusagen selbständig gemacht und geht seine eigenen Wege. Man kann das nicht nur von unserem Standpunkte aus,<br />

sondern überhaupt und allgemein feststellen. Die Völker selbst haben bei seiner längeren Dauer in seinen Verlauf unmittelbar<br />

eingegriffen. Er könnte enden wie er mag, England wird ihn nicht so verlassen, wie es ihn begonnen hat. Kein Wort aus der<br />

letzten Rede des Führers im Sportpalast hat in der plutokratischen Welt aller Kontinente so alarmierend gewirkt wie das, es<br />

werde kein bürgerlicher Staat diesen Krieg überleben. Es wirkt geradezu absurd, wenn die Engländer heute noch mit dem Plan<br />

schwanger gehen, ihn dadurch zu beenden, daß sie in Deutschland eine Revolution entfesseln. Eine Londoner Zeitung bemerkte<br />

kürzlich sehr richtig<br />

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zu diesem Vorhaben, das deutsche Volk habe seine Revolution schon hinter sich, das englische Volk sie jedoch noch vor sich.<br />

Und damit wären wir am Kernpunkt der ganzen Kriegsdebatte überhaupt.<br />

Die britische Propaganda begeht einen kardinalen Fehler, wenn sie zu den Achsenmächten in einer Sprache spricht, die sie gar<br />

nicht mehr verstehen. Sie trifft auf Gehör nur in winzig kleinen Teilen unserer Völker, die durch unsere Revolutionen nicht<br />

erfaßt worden sind und auch gar nicht erfaßt werden konnten. Sie stellen einen Bodensatz dar, der politisch ohne Einfluß und<br />

ohne Bedeutung ist. Was unsere Völker anbetrifft, und wir meinen hier in der Hauptsache die kämpfende Front und die<br />

arbeitende Heimat, so sind sich diese über die geschichtliche Bedeutung der zur Entscheidung stehenden Fragen unserer<br />

nationalen Zukunft ganz und gar im klaren. Es gibt bei uns keinen denkenden Menschen mehr, der nicht wüßte, was wir diesmal<br />

zu gewinnen, aber auch, was wir diesmal zu verlieren haben. Wenn eines außerhalb allen Zweifels steht, dann die allgemeine<br />

Überzeugung, daß wir nicht nur siegen können und werden, sondern daß wir auch, und koste es was es wolle, siegen müssen.<br />

Das ist unsere öffentliche Meinung. Sie hat gar nichts zu tun mit den zeitweilig schwereren, zeitweilig leichteren Belastungen,<br />

die dieser wie jeder Krieg für uns alle mit sich bringt. Er hat uns trotzdem und vielleicht auch deshalb zu einer bisher noch nie<br />

dagewesenen Reife unseres nationalen Urteils gelangen lassen. Wir sind durch unsere Revolutionen als Völker umgewandelt<br />

worden. Wir sehen die Probleme unseres nationalen Lebens in einem neuen Licht, und da wir uns durch unsere völkische<br />

Wiedergeburt erst wieder unserer Kraft bewußt geworden sind, ist jeder Versuch, uns an unserem Selbstbewußtsein irre zu<br />

machen, von vornherein zum Scheitern verurteilt.<br />

Man vergleiche beispielsweise eine Zusammenkunft des Volkes<br />

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