1 SOZIOLINGUISTIK: HANDOUTS ZUR VORLESUNG Grundliteratur ...
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Kode-Wechsel (Code-switching) = angemessener situationsspezifischer Gebrauch von<br />
Varietäten / Sprachen<br />
John Gumperz<br />
(1) situationsabhängiger Wechsel (situational switching) - bedingt durch die Faktoren:<br />
(a) Ort bzw. soziales Umfeld (setting, z.B. Marktplatz),<br />
(b) Situation (situation, bestimmt durch interagierende Personen, z.B. Einkäufe von Frauen,<br />
politische Diskussionen von Männern),<br />
(c) Ereignis (event, bestimmt durch Themen, z.B. bei Einkäufen: Verhandlung der Preise, ein<br />
privater Schwatz).<br />
(2) situationsunabhängiger, stilistischer Wechsel (metaphorical switching, z.B. Dialektformen<br />
als Mittel der Vertraulichkeit (vgl. Schlieben-Lange 1991: 44-45).<br />
Bsp. für den bilingualen Kodewechsel:<br />
Mutter: Na, wie war’s beim Fußbalspielen?<br />
Sohn: Wir haben gewonnen. Unsere Seite war ganz toll. Ich war der goalie. I stopped<br />
eigth goals. They were real hard ones. Was gibt’s zu essen?<br />
Weiterentwicklung des Begriffs Diglossie (vgl. Dittmar 1997: 145-152):<br />
Dinomie / Diethnie (z.B. die türkische Gemeinschaft in deutschen Großstädten)<br />
Mikrodiglossie: eine V in wenigen Domänen gebraucht; eine Regionalvarietät fehlt, H und L<br />
eindeutig funktional getrennt, L (Dialekte) sozial nicht differenziert.<br />
Makrodiglossie: H und L über viele Domänen gleich verteilt, durch eine Regionalvarietät<br />
begleitet, in funktional zweideutigen Texten überlappen sich, gemischtsprachliche Äußerungen<br />
in der Alltagskommunikation, L (Dialekte) sozial stratifiziert (Soziolekte).<br />
Breite Diglossie (vs. enge Diglossie):<br />
(a) hochgeschätzte (prestigebesetzte) Bestandteile des linguistischen Repertoires später im<br />
Unterricht erworben und für formale und öffentliche Situationen reserviert;<br />
(b) weniger hochgeschätzte Bestandteile als Erstsprache erworben, mit den<br />
hochgeschätzten sprachlich verwandt, in eher informellen und privaten Situationen<br />
verwendet,<br />
z.B. die doppelt überlappende Diglossie:<br />
(a) die ehemalige Kolonialsprache als offizielle Verkehrssprache,<br />
(b) eine einheimische Sprache (ba) als Regionalsprache,<br />
die doppelt eingebettete Diglossie:<br />
(bb)gegenüber anderen einheimischen Sprachen<br />
die übergeordnete nationale Varietät.<br />
(a) eine Prestigesprache (H, z.B. Hindi): (aa) formaler akademischer Stil<br />
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(ab) konversationeller Alltagsstil<br />
(b) der lokale Dialekt (L): (ba) eine gehobene, feine Varietät<br />
(bb) eine grobe, ungebildete Varietät.