1 SOZIOLINGUISTIK: HANDOUTS ZUR VORLESUNG Grundliteratur ...
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Register vs. Stil (Dell Hymes)<br />
Varietäten = größere „Sprechstile“, die an soziale Gruppen gebunden sind<br />
Register = Sprechstile, die an rekurrente Situationstypen gebunden sind<br />
personale, situative und Genrestile = Sprechstile, die an Personen, spezielle Situationen oder<br />
Genres gebunden sind (vgl. Hymes 1979: 177, zit. nach Linke u.a. 1994: 306)<br />
Stil = individuelle (unbewusste, aber auch bewusste) Variationsmöglichkeiten innerhalb einer<br />
bestimmten Varietät bei der Durchführung einer sprachlichen Handlung (z.B. eine feierlichernste<br />
oder eine launig-fröhliche Rede, ein sachlich-nüchterner oder ein emotionaler und<br />
aggressiver Beschwerdebrief), d.h. Stil als Marker der Förmlichkeit einer Situation im<br />
Registerbegriff (vgl. Dittmar 1997: 232)<br />
Stile vermitteln Sprecherinformationen – Register sprachgebrauchbezogene Informationen<br />
Die Stilauffassung von H. Löffler<br />
Stile = Inventare sprachlicher Mittel für bestimmte Anlässe und Wirkungen.<br />
Klassifizierung der Stile (vgl. Sanders 1973):<br />
(a) in der klassischen Rhetorik: Unterschicht : vulgär-derb;<br />
(b) soziolektale Stilschichten: (1) einfacher Stil,<br />
Mittelschicht : normal-, umgangssprachlich;<br />
Oberschicht : gehoben-dichterisch.<br />
(2) normalsprachlich-entfalteter Stil,<br />
(3) gewählt-gehobener Stil,<br />
(4) dichterischer Stil.<br />
+ Fähigkeit zum Rollenwechsel → z.B. Stilebenen /„Sprachorgeln“ / „Register-Repertoires“<br />
bei einem Mittelschichtsprecher:<br />
(1) erhaben (literarisch, poetisch, liturgisch, rituell - sonst „Normallage“ der Aristokratie);<br />
(2) gehoben (förmlich, offiziell, institutionell – sonst Normallage des „Bildungsadels“);<br />
(3) Normallage1 (öffentlich: höflich, wohl gesetzt, sprachbewusst – typisch für<br />
Bildungsbürger);<br />
(4) Normallage2 (privat: weniger kontrolliert, eingefärbt, umgangssprachlich);<br />
(5) Unterniveau (lässig, salopp, jargonhaft – sonst Normallage der Unterschicht);<br />
(6) ordinär (grob, obszön, deftige Kraftausdrücke... – Normallage der Asozialen).<br />
bei einem Unterschichtsprecher:<br />
(1) gehoben (Vermischung verschiedener Stilelemente);<br />
(2) Normallage1 (öffentlich: freundlich, viele situationsspezifische Muster, eher wortkarg);<br />
(3) Normallage2 (privat: beredt, gruppensprachlich festgelegt – soziodialektal,<br />
umgangssprachlich; Eindruck von „restringiert“ – in Beziehung zur Mittelschichtnorm);<br />
(4) Unterniveau (derb, Kraft- und Schimpfwörter, Metaphern, feste Muster);<br />
(5) Tiefstufe (nur partiell sprachlich; Wortfetzen, Ausrufe; nonverbale Elemente).<br />
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