WELT KOMPAKT 14 SPORT Warum Amerikas Eishockey-Saison in Europa beginnt VON MARCEL STEIN Berlin – Angesetzt war es als Freundschaftsspiel. Dabei stand vom ersten Tag an fest, dass es viel mehr sein würde. Ein Vergleich der Systeme, ein Kampf um die <strong>Welt</strong>herrschaft im Klubeishockey. Zumindest für die einen. Das stellte Alexander Medwedew, der Präsident der pan-russischen Eishockeyliga KHL, klar. Er ließ extra das Training von SKA St. Petersburg, wo er ebenfalls präsidiert, NHL-Commissioner Bettman PA/DPA unterbrechen und schwor die Spieler persönlich auf die Partie in der heimischen Arena gegen die Carolina Hurricanes aus der nordamerikanischen NHL ein. SKA gewann, mit 5:3 schlugen sie die Amerikaner. <strong>Die</strong> Russen können nun behaupten, dass sie mit der besten Liga der <strong>Welt</strong> auf einer Stufe stehen. Was bei den Spitzengehältern, die jeweils gezahlt werden, auch nicht ganz verkehrt ist. Sportlich aber hat die Partie eher wenig Aussagekraft, denn während die KHL seit Wochen im Spielbetrieb ist, beginnt die NHL-Saison erst morgen. <strong>Die</strong> Hurricanes haben die Partie in St. Petersburg lediglich als Vorbereitung auf die Begegnung mit Minnesota Wild in Helsinki genutzt. Zum vierten Mal in Folge eröffnet die NHL ihre Saison nun in Europa. Gleich sechs Mannschaften sind angereist und absolvieren sechs Punktspiele. „Mit diesen sechs Teams hat fast die Hälfte aller NHL-Klubs in Europa gespielt“, sagt NHL-Commissioner Gary Bettman. Dahinter steckten einst konkrete Expansionspläne, von einer eigenen NHL-Division in Europa war die Rede. Mittlerweile wird vorsichtiger formuliert. „Es zeigt unser anhaltendes Interesse, das Eishockey außerhalb von Nordamerika zu entwickeln“, sagt Mike Ouellet, der Chef der Wirtschaftsabteilung der Spielergewerkschaft NHLPA. VON SVEN FLOHR Newport – Als sein Name während der Abschlusszeremonie aufgerufen wurde, stand Martin Kaymer stolz auf. Um den Hals eine schwarz-rot-goldene Fahne, winkte er den applaudierenden Fans zu und sollte wenig später zum ersten Mal die wichtigste Golftrophäe der <strong>Welt</strong> in Händen halten: Kaymer ist nach Bernhard Langer der zweite <strong>deutsche</strong> Ryder-Cup-Sieger. In einem denkwürdigen Wettkampf hatte Europa die USA mit dem knappsten aller Ergebnisse besiegt: 14,5:13,5. Trotzdem wirkte Kaymer alles andere als gelöst. „Jetzt muss ich extrem viel schlafen“, sagte er. Er werde ohnehin erst in ein oder zwei Wochen verarbeitet haben, was er erlebt habe. Christoph Sandmann, Deutschlands bester Vierspännerfahrer, an den Lenkseilen. Hinter ihm sitzen seine Beifahrer, die sogenannten Grooms VON MELANIE HAACK Berlin – Geschickt und waghalsig schlängelt sich der Fahrer mit seinem Wagen und den vier Pferden <strong>durch</strong> enge Wendungen. Er sucht den besten Weg zum nächsten Tor, fährt rasant über Brücken, Erdhügel und <strong>durch</strong> Wasser. Spektakulär ist sie, die Geländefahrt der Vierspänner. Im Mittelpunkt des Pferdesports stehen in Deutschland die Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsreiter, die Fahrer hingegen nur selten. Dabei haben sie bei den alle vier Jahre ausgetragenen <strong>Welt</strong>reiterspielen seit 1994 immer eine Medaille in der Mannschaft und eine in der Einzelwertung geholt. Bei den Spielen in Lexington im US-Bundesstaat Kentucky beginnen die Vierspännerfahrer morgen mit der ersten von drei Teilprüfungen, der Dressur. Über zu wenig Interesse an seinem Sport will sich Christoph Sandmann (43), der fünfmalige Deutsche Meister, nicht beschwe- Kaymer möchte auf Europas Thron Golfer hat hohe Ambitionen nach dem Ryder-Cup-Erfolg Zweieinhalb von vier möglichen Punkten hatte Kaymer zum Erfolg beigesteuert, er gehörte damit zu den besten Europäern. In den drei Doppeln agierte Kaymer solide, seine Partner waren aber stets dominierend. Und im abschließenden Einzel war Kaymer mitverantwortlich dafür, dass es noch einmal eng wurde. „Ich habe mich danach Kaymer reckt stolz den Pokal in die Höhe, doch er hat weitere Ziele AP/MATT DUNHAM ren. „Bei <strong>Welt</strong>reiterspielen haben wir immer genug Zuschauerresonanz“, sagt der Routinier. Sandmann ist der <strong>deutsche</strong> Fahrer mit den größten Chancen in Kentucky – ein Hobbysportler unter vielen Profis und Halbprofis. Mit 18 Jahren fuhr der Niedersachse seine ersten Vierspännerturniere; 1992 holte er eine erste Medaille bei <strong>Welt</strong>meisterschaften, die immer zwei Jahre nach <strong>Welt</strong>reiterspielen ausgetragen werden. Sandmanns Ziel ist ein Platz unter den besten Fünf. „Es gibt drei schrecklich gefühlt, du lässt die Kollegen schließlich nicht gern hängen“, sagte er. Der Mann, der nach Angaben seines Trainers niemals einen Fehler zweimal macht, wird hart daran arbeiten, auch im Ryder Cup dominieren zu können. Im Spiel Mann gegen Mann sei er einfach nicht gut, dass müsse sich dringend ändern, sagt Kaymer: „Ich analysiere mein Spiel genau und versuche immer, herauszufinden, was ich falsch gemacht habe. <strong>Die</strong>s wird mir in den nächsten 15 bis 20 Jahren noch sehr helfen.“ Auch die kurzfristigeren Pläne sind bereits gemacht. <strong>Die</strong>se Saison gibt es nur noch ein Ziel: „Ich habe extrem gute Chancen, am Jahresende Europas Nummer eins sein. Den Titel möchte ich mir holen.“ absolute Favoriten.“ Gemeint sind die Medaillengewinner der WM 2008. Damals holten die Deutschen im Team hinter den Niederländern Silber. Neben Sandmann war auch Ludwig Weinmayr (49) dabei, der in Kentucky ebenfalls startet. Der dritte <strong>deutsche</strong> Fahrer ist WM-Neuling Georg von Stein (38). „Eine Silbermedaille wie vor zwei Jahren ist, glaube ich, nicht realisierbar“, sagt Sandmann. Ob in Dressur, Geländeprüfung oder Hindernisfahren – das Motto „Das Pferd ist nicht gut genug fürs * MITTWOCH, 6. OKTOBER 2010 Hoch auf dem schnellen Wagen Warum Christoph Sandmann auf eine Medaille bei den <strong>Welt</strong>reiterspielen hoffen darf <strong>Die</strong> Prinzessin und der erbitterte Machtkampf ■ Der Reiter-<strong>Welt</strong>verband FEI erlebt bei den <strong>Welt</strong>meisterschaften in Lexington/USA eine Zerreißprobe. Präsidentin Haya vernachlässigt für den Kampf um ihre Wiederwahl im November sogar das Tagesgeschäft: Das Vorstandstreffen für Sonntag habe sie abgesagt – „mit der Begründung, es gebe nichts mehr zu besprechen“, zürnte Hanfried Ha- ring, Ex-Generalsekretär des <strong>deutsche</strong>n Verbandes FN. ■ Das Verhältnis zwischen FEI und Europa ist zerrüttet. Der Streit eskalierte 2009. Haya, Prinzessin von Jordanien, wollte eine Medikationsliste <strong>durch</strong>setzen, die den Einsatz von Entzündungshemmern bei Pferden im Wettkampf erlaubt hätte. SPORT KOMPAKT VOLLEYBALL Deutsche fast im Halbfinale Deutschlands Volleyballer dürfen weiter von der ersten WM-Medaille seit 40 Jahren träumen. Dank seiner bislang besten Turnierleistung feierte das junge Team beim 3:0 (25:23, 25:18, 25:13) gestern in Rom gegen Tschechien einen souveränen Sieg. Ein weiterer und sie stehen im Halbfinale. DOPING Indizien gegen Contador Der suspendierte Radprofi Alberto Contador gerät immer mehr in Erklärungsnot. Nach Angaben der „New York Times“ sind auch bei einer zweiten Probe des Spaniers während der diesjährigen Tour de France Kunststoffrückstände in seinem Urin gefunden worden, die Blutdoping nahelegten. Das berichtete die Zeitung gestern unter Reiten – dann wird es eben eingespannt“ gilt längst nicht mehr. Für den Fahrer ist das Arbeiten mit vier Pferden gleichzeitig eine besondere Herausforderung. „Ich bin nur <strong>durch</strong> meine Leinen mit ihnen verbunden. Meine Stimme muss auf die Pferde einwirken, und ich muss ein gutes Gespür dafür haben, wie ich sie anpacke, wie alles zusammen harmoniert“, beschreibt Sandmann, der ein ganzes Team hinter sich hat – darunter zwei Beifahrer, sogenannte Grooms. Seine liebste Teilprüfung ist der Marathon, offiziell Geländeprüfung genannt. <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong>reiterspiele nutzt Sandmann zu einem kleinen Familientrip – seine Frau und die älteren zwei von drei Kindern sind mit ihm am 3. Oktober abgeflogen. „Wir sind noch nie mit unseren Pferden geflogen und in Übersee gewesen“, sagt Sandmann. Seine 15-jährige Tochter fährt bereits selbst. „Ich denke, dass sie irgendwann in meine Fußstapfen treten kann.“ Berufung auf einen Informanten, der die Testergebnisse kenne. HANDBALL Füchse-Trainer verlängert Nach sechs Siegen in Serie und Tabellenplatz eins in der Bundesliga haben die Füchse Berlin den Vertrag mit Trainer Dagur Sigurdsson vorzeitig bis 2013 verlängert. „Ich bin noch nicht fertig mit meinem Anteil am Projekt“, sagte Sigurdsson gestern. TENNIS Petkovic ausgeschieden Andrea Petkovic aus Darmstadt ist bei dem mit 4,5 Millionen Dollar dotierten WTA-Turnier in Peking in der zweiten Runde ausgeschieden. <strong>Die</strong> 23-Jährige unterlag US- Open-Finalistin Wera Swonarewa aus Russland nach 83 Minuten mit 4:6, 1:6. PA/SVEN SIMON
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