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Gefahr durch deutsche Islamisten - Die Welt

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MITTWOCH, 6. OKTOBER 2010 * WELT KOMPAKT<br />

POLITIK 7<br />

Großbritanniens Finanzminister George Osborne verkündete auf dem Parteitag der Torries herbe Einschnitte im Sozialsystem – auch für die Mittelschicht<br />

Im Namen der Fairness<br />

Großbritanniens Regierung will Besserverdienern das Kindergeld streichen<br />

Birmingham – Das Grollen ist<br />

schon zu hören, die Stromschnellen<br />

rücken heran: <strong>Die</strong> britischen<br />

Konservativen streichen den Besserverdienenden<br />

das Kindergeld –<br />

denen, die umgerechnet mehr als<br />

50 000 Euro im Jahr verdienen!<br />

Verschwunden ist plötzlich das abstrakte<br />

Reden über die drakonischen<br />

Etatkürzungen, die der<br />

Schatzkanzler am 20. Oktober verkünden<br />

will. Jetzt schon geht es<br />

los, der erste Sprengsatz wurde gezündet,<br />

ausgerechnet hier, auf dem<br />

Parteitag der Tories. Da ist es kein<br />

Trost, dass der Plan erst ab dem<br />

Haushaltsjahr 2013 greifen soll; 1,2<br />

Millionen Familien dürften von<br />

ihm betroffen sein.<br />

Hätte er mit der Ankündigung<br />

nicht warten können bis zu dem<br />

genannten Datum, dieser George<br />

Osborne mit seinen unverschämt<br />

jungen 39 Jahren? Und nicht schon<br />

jetzt herauslassen, wie er beim<br />

Umbau des Sozialstaates auch mit<br />

der Mittelschicht verfahren wird?<br />

<strong>Die</strong> Entrüstung in den Medien ist<br />

einhellig. Aber der Schatzkanzler<br />

Kim Jong-un<br />

zeigt sich bei<br />

Militärübung<br />

Seoul – Nach der Ernennung zum<br />

General hat sich der Sohn und<br />

mutmaßliche Nachfolger von<br />

Nordkoreas Machthaber Kim<br />

Jong-il erstmals öffentlich bei einer<br />

Militärübung gezeigt. Kim<br />

Jong-un und sein Vater hätten eine<br />

Einheit der Volksarmee besucht<br />

und gemeinsam einer Schießübung<br />

beigewohnt, berichteten die<br />

Staatsmedien am <strong>Die</strong>nstag. Es war<br />

das erste Mal, dass die Medien des<br />

kommunistischen Landes von einer<br />

gemeinsamen Reise der beiden<br />

berichteten. Beobachter sehen darin<br />

die Bestätigung für die langsame<br />

Übernahme der Macht von<br />

Kims 27-jährigem Sohn.<br />

kalkuliert psychologisch: Es macht<br />

sich gut, wenn eine konservativ geführte<br />

Regierung nicht das tut, was<br />

man ihr als Erstes zutraut beim<br />

Umkrempeln des Sozialstaats –<br />

hartherzig den Schlechtergestell-<br />

■ „Wir sitzen alle<br />

im selben Boot“<br />

Finanzminister George Osborne<br />

ten der Gesellschaft noch ein wenig<br />

mehr von ihren sozialen Wohltaten<br />

zu kappen. Nein, er rückt<br />

jetzt schon den „middle classes“<br />

zu Leibe, dem Stimmenreservoir,<br />

in dem die Tories eigentlich reiche<br />

Beute machen, er will demonstrieren,<br />

was er in seiner Rede als Prinzip<br />

verkündet hatte: dass jene, die<br />

mehr oder das meiste haben, auch<br />

mehr von den kommenden Lasten<br />

tragen müssten. „Das verlangt die<br />

Fairness, denn wir sitzen alle im<br />

selben Boot“, so sein Mantra.<br />

Zum ersten Mal macht sich eine<br />

Regierung in Europa ernsthaft da-<br />

Moskau – Dmitri Medwedew hat<br />

Spekulationen um ein Ende der autoritären<br />

Herrschaft des weißrussischen<br />

Präsidenten Alexander<br />

Lukaschenko (56) angeheizt.<br />

Überraschend scharf warf er Lukaschenko<br />

in einer Videobotschaft<br />

auf seiner Internetseite vor, zwischen<br />

beiden Ländern Feindschaft<br />

zu säen. „Präsident Lukaschenko<br />

geht damit nicht nur weit über den<br />

Rahmen des diplomatisch Zulässigen,<br />

sondern auch über den<br />

menschlichen Anstand hinaus“,<br />

sagte Medwedew. In Weißrussland<br />

sind am 19. Dezember Präsidentenwahlen.<br />

In beiden Ländern kursieren<br />

Gerüchte, der Kreml wolle Lu-<br />

ran, den Sozialstaat radikal umzubauen<br />

und dabei auch die Mittelschicht<br />

nicht zu verschonen. <strong>Die</strong>se<br />

werden demnächst in einem „Universal<br />

credit“-System zusammengefasst,<br />

in das alle Einzelwohltaten<br />

münden sollen, von der<br />

Mietbeihilfe über das<br />

Arbeitslosengeld, die<br />

Pauschale für ledige<br />

Mütter und den Heizkostenzuschuss.<br />

Keine<br />

Staatsunterstützung darf<br />

dann noch mehr einbringen als der<br />

Durchschnittsverdienst eines Arbeitnehmers.<br />

Zurück an die Arbeit,<br />

so lautet die Devise.<br />

Haben wir nicht immer wieder<br />

als Glaubwürdigkeitstest der Politiker<br />

verlangt, dass sie dem Volk<br />

reinen Wein einschenken über das,<br />

was nicht mehr zu bezahlen ist?<br />

Ein Drittel des gesamten britischen<br />

Haushalts, so rechnete der<br />

Finanzminister in Birmingham<br />

vor, geht inzwischen in den Sozialetat,<br />

von dem allzu viele Menschen<br />

ihr Auskommen beziehen,<br />

ohne je in Berührung mit der Ar-<br />

Ohrfeigen aus dem Kreml<br />

Moskau verliert die Geduld mit Weißrussland und Lukaschenko<br />

Medwedew (r.) im Gespräch mit<br />

Weißrusslands Diktator Lukaschenko<br />

kaschenko nach 16 Jahren im Amt<br />

loswerden. Der von Menschenrechtlern<br />

als letzter Diktator in Europa<br />

beschriebene Staatschef hatte<br />

PA/EPA/DMITRY ASTAKHOV<br />

beitswelt geraten zu sein. Aber der<br />

Mittelschicht wird die Kritik an<br />

diesen Zuständen bald vergehen,<br />

wenn auch sie zur Kasse gebeten<br />

wird; das Kindergeld ist nur der<br />

Anfang. Denn am laufenden Haushaltsdefizit<br />

von umgerechnet etwa<br />

190 Milliarden Euro kommt niemand<br />

vorbei – und niemand an den<br />

knapp 140 Millionen Euro, die täglich<br />

an Zinsen auf die Staatsschuld<br />

abfließen.<br />

Es ist ein Parteitag, wie es noch<br />

keinen gab auf der Insel. <strong>Die</strong> Torries,<br />

die Partei, die sich einst als<br />

die „National Party of Government“<br />

bezeichnete – geboren, um<br />

zu regieren – schlägt den Briten in<br />

klaren Worten einen Deal vor, den<br />

diese am 6. Mai gewählt haben: die<br />

Wahlversprechen der konservativliberalen<br />

Koalition. Harte Einschnitte,<br />

um Großbritannien für<br />

den internationalen Wettbewerb<br />

fit zu machen. Mit den angekündigten<br />

Einsparungen im Sozialsystem<br />

wird sich manch ein Brite<br />

wohl fragen, ob er das Kreuz richtig<br />

gesetzt hat.<br />

Moskau vergangene Woche vorgeworfen,<br />

ihn stürzen zu wollen. In<br />

einer ungewöhnlich heftigen Kampagne<br />

kritisiert das russische<br />

Staatsfernsehen seit Wochen Lukaschenko.<br />

Er sei ein Psychopath,<br />

hieß es in einer Sendung. Auch unabhängige<br />

Beobachter sehen darin<br />

mögliche Kreml-Pläne, Lukaschenkos<br />

Ende einzuläuten. Medwedews<br />

Sprecherin Natalia Timakowa<br />

sagte, das Verhältnis mit der<br />

weißrussischen Führung sei in eine<br />

Sackgasse geraten. Dass Lukaschenko<br />

versuche, sich auf der<br />

Grundlage einer „anti-russischen<br />

Thematik“ eine neue Amtszeit zu<br />

verschaffen, sei inakzeptabel.<br />

REUTERS/TOBY MELVILLE<br />

POLITIK KOMPAKT<br />

USA<br />

Attentäter verurteilt<br />

Wegen des versuchten Bombenanschlags<br />

am Times Square in<br />

New York hat ein US-Gericht den<br />

Angeklagten Faisal Shahzad gestern<br />

zu lebenslanger Haft verurteilt.<br />

Der aus Pakistan stammende<br />

US-Bürger Shahzad hatte zuvor<br />

gestanden, Anfang Mai eine selbst<br />

gebaute Autobombe am Straßenrand<br />

deponiert zu haben.<br />

NORDIRLAND<br />

Autobombenanschlag<br />

Bei der Explosion einer Autobombe<br />

in Nordirland sind am<br />

gestern Morgen in der Stadt Londonderry<br />

mehrere Gebäude beschädigt<br />

worden. Verletzt wurde<br />

aber niemand, wie die Polizei<br />

mitteilte. Als Urheber des Anschlags<br />

wurden IRA-Dissidenten<br />

vermutet, die den Friedensprozess<br />

ablehnen. Eine Stunde vorher ging<br />

eine telefonische Warnung ein.<br />

NIEDERLANDE<br />

Wilders-Prozess geht weiter<br />

Der Prozess gegen den niederländischen<br />

Rechtspopulisten<br />

Geert Wilders wegen mutmaßlicher<br />

Hetze gegen Muslime wird<br />

nicht abgebrochen. Ein Gericht in<br />

Amsterdam wies gestern einen<br />

Befangenheitsantrag der Anwälte<br />

des Politikers gegen Richter Jan<br />

Moor zurück. <strong>Die</strong>ser hatte gesagt,<br />

dass Wilders dafür bekannt sei,<br />

kühne Behauptungen von sich zu<br />

geben, aber Diskussionen zu meiden.<br />

<strong>Die</strong> Staatsanwaltschaft wirft<br />

Wilders vor, den Islam mit dem<br />

Nationalsozialismus verglichen zu<br />

haben. Ihm drohen bis zu zwölf<br />

Monate Haft.<br />

BIRMA<br />

Suu Kyi gibt nicht auf<br />

Birmas Oppositionsführerin Aung<br />

San Suu Kyi geht gerichtlich gegen<br />

die von der Militärjunta erzwungene<br />

Auflösung ihrer Partei vor.<br />

Vor dem Obersten Gericht des<br />

Landes reichte sie gestern Klage<br />

ein. „Wir werden nicht aufgeben“,<br />

sagte einer ihrer Anwälte. Suu<br />

Kyis Nationale Liga für Demokratie<br />

hatte die letzten freien Wahlen<br />

1990 mit großem Vorsprung gewonnen,<br />

die Junta erkannte das<br />

Ergebnis aber nie an. Für November<br />

setzte die Militärführung<br />

Wahlen an, bei denen Suu Kyi<br />

nicht kandidieren darf. Da ihre<br />

Partei den Urnengang boykottieren<br />

wollte, wurde sie aufgelöst.<br />

SACK REIS<br />

Russlands Regierungschef Wladimir<br />

Putin hat den sechs rauchenden<br />

Ministern des Kabinetts den<br />

Griff zur Zigarette verboten. „Sie<br />

gehen mit gutem Beispiel voran<br />

und geben das Rauchen auf“, sagte<br />

er. Leidtragender dürfte vor allem<br />

Außenminister Sergej Lawrow<br />

sein, der als Kettenraucher gilt.<br />

AP/KOEN VAN WEEL

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