Gefahr durch deutsche Islamisten - Die Welt
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MITTWOCH, 6. OKTOBER 2010 * WELT KOMPAKT<br />
POLITIK 5<br />
2008 waren mehr zehn bis 15-jährige Mädchen wegen Alkoholvergiftungen in Behandlung als gleichaltrige Jungs<br />
Mädchen trinken mehr als Jungen<br />
Junge Frauen hängen Männer beim Alkohlkonsum ab – Der Rausch wird inszeniert<br />
VON CHRISTINE KENSCHE<br />
Berlin – Trinken bis der Arzt<br />
kommt: Das „Komasaufen“ ist ein<br />
Partyvergnügen Jugendlicher –<br />
und offenbar vor allem bei Mädchen<br />
beliebt. 2008 wurden mehr<br />
als 2400 Mädchen im Alter zwischen<br />
zehn- und 15 Jahren mit einer<br />
Alkoholvergiftung im Krankenhaus<br />
behandelt. <strong>Die</strong> Fallzahl der<br />
gleichaltrigen Jungen fiel um 300<br />
niedriger aus. <strong>Die</strong>ses Ergebnis hat<br />
die Jahrestagung „Alkohol – für<br />
Frauen (k)ein Problem?“ in Berlin<br />
publik gemacht.<br />
„Lange Zeit sind wir davon ausgegangen,<br />
dass Alkoholabhängigkeit<br />
ein typisch männliches Problem<br />
ist“, sagte die Drogenbeauftragte<br />
der Bundesregierung,<br />
Mechthild Dyckmans (FDP).<br />
„Doch heute wissen wir, dass auch<br />
ein relevanter Teil der Frauen davon<br />
betroffen ist.“ Das Bundesgesundheitsministerium<br />
hatte zum<br />
ersten Mal Untersuchungen zum<br />
Christian Wulffs Versuch überparteilich zu sein<br />
Unionspolitiker kritisieren den Bundespräsident für seine Worte zum Islam – die Opposition unterstützt ihn<br />
VON D. F. STURM UND T.<br />
VITZTHUM<br />
Zwölf Wörter zählt der Satz, der<br />
Kritik an Bundespräsident Christian<br />
Wulff hervorruft. Er lautet:<br />
„Aber, meine Damen und Herren,<br />
der Islam gehört inzwischen auch<br />
zu Deutschland.“ Wulff hatte diesen<br />
Satz während seiner Rede zum<br />
20-jährigen Jubiläum der Vereinigung<br />
Deutschlands ausgesprochen.<br />
Vertreter von Islamverbänden<br />
lobten daraufhin die Worte<br />
des Staatsoberhauptes. Einzelne<br />
Unionspolitiker indes äußern nun<br />
Bedenken. <strong>Die</strong> „Bild“-Zeitung erkennt<br />
darin eine „Riesen-Diskussion“.<br />
Der CDU-Innenexperte Wolfgang<br />
Bosbach sagte der „Bild“-Zei-<br />
Trinkverhalten von Frauen in Auftrag<br />
gegeben. „Ganz besonders erschreckend<br />
ist der Anstieg des Alkoholkonsums<br />
von Mädchen im<br />
Alter von zehn bis 20 Jahren und<br />
von Frauen von 40 bis 59 Jahren“,<br />
so Dyckmans. 1,3 Millionen Menschen<br />
in Deutschland sind alkoholabhängig.<br />
Darunter sind<br />
370 000 Frauen.<br />
Während der Konsum von Alkohol<br />
seit dreißig Jahren insgesamt<br />
abnimmt, trinken immer mehr<br />
Menschen exzessiv. Dagegen hat<br />
das Gesundheitsministerium zwar<br />
bereits Kampagnen gestartet. „In<br />
unserer Studie zeigt sich aber, dass<br />
die Jugendlichen davon nicht beeindruckt<br />
sind“, sagt Heidi Reinl<br />
vom Tübinger Institut für frauenpolitische<br />
Sozialforschung.<br />
Reinl hat das Trinkverhalten von<br />
Jugendlichen im Alter von zwölf<br />
bis 17 Jahren untersucht. „<strong>Die</strong> Jugendlichen<br />
wollen Spaß haben,<br />
sich ausprobieren und experimentieren.<br />
Das passiert über das<br />
<strong>Die</strong> eigene Partei kritisiert Bundespräsident<br />
Christian Wulff (CDU)<br />
tung: „Zwar ist der Islam inzwischen<br />
Teil der Lebenswirklichkeit<br />
in Deutschland, aber zu uns gehört<br />
REUTERS/MICHAEL DALDER<br />
Rauschtrinken“, erklärt Reinl.<br />
Mädchen seien dabei niemals allein,<br />
sondern immer in der Gruppe.<br />
Während Frauen hinter verschlossen<br />
Türen tränken, inszenierten<br />
sich die Mädchen öffentlich.<br />
„Darunter sind auch einige,<br />
die sich darüber definieren, dass<br />
Alkoholisierte Jugend<br />
■ Im Jahr 2000 sind 9500 Zehnbis<br />
20-Jährige wegen einer Alkoholvergiftung<br />
behandelt worden, acht<br />
Jahre später 25 700, ein Anstieg<br />
um 170 Prozent. Der Anteil der<br />
volltrunkenen Mädchen nahm dabei<br />
zu: Alkoholvergiftungen stiegen in<br />
der Gruppe der Zehn- bis 15-Jährigen<br />
zwischen 2008 und 2009 um<br />
22 Prozent. Bei den Jungen dagegen<br />
um 19 Prozent. 80 Prozent der<br />
Mädchen im Alter von 14 Jahren<br />
hätten „Trunkenheitserfahrungen“<br />
gesammelt.<br />
die christlich-jüdische Tradition.“<br />
Hans-Peter Uhl (CSU) konstatierte,<br />
was Wulff kaum bezweifelt:<br />
„Grundgesetz geht vor Scharia.“<br />
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />
(FDP) hingegen<br />
stellt sich hinter den Bundespräsidenten,<br />
ebenso wie Vertreter<br />
der Opposition.<br />
Was aber hatte der Bundespräsident<br />
genau gesagt – und was war<br />
sein Anliegen jener Rede zum<br />
3. Oktober?<br />
Wulff verlangte einerseits ein<br />
„Verständnis von Deutschland“<br />
jenseits von Pass, Familiengeschichte<br />
und Glauben. Andererseits<br />
konstatierte er recht unpräzise:<br />
„Das Christentum gehört zweifelsfrei<br />
zu Deutschland. Das Ju-<br />
sie viel trinken – was sonst eher als<br />
ein männliches Verhalten gilt.“ <strong>Die</strong><br />
Jugendlichen wollten einen „kontrollierten<br />
Kontrollverlust erleben“.<br />
Gerade Mädchen passten dabei<br />
gut aufeinander auf – was jedoch<br />
nicht immer gelingt.<br />
„Offensichtlich greifen die Kontrollen<br />
des Jugendschutzgesetzes<br />
oftmals nicht so, wie wir es uns<br />
wünschen“, erklärt Dyckmans.<br />
Doch auch bei älteren Frauen<br />
nimmt das Problem immer mehr<br />
zu: Jede Fünfte der 45- bis 54-Jährigen<br />
trinkt mehr als zwölf Gramm<br />
reinen Alkohol am Tag – ein gesundheitsgefährdendes<br />
Verhalten.<br />
„Besonders erstaunlich ist, dass<br />
Akademikerinnen viel häufiger<br />
trinken als Frauen aus den unteren<br />
Bildungsgruppen“, so die Drogenbeauftragte.<br />
<strong>Die</strong> Gründe dafür sind<br />
noch nicht erforscht.<br />
Dyckmans kündigte an, Prävention<br />
und Suchthilfen für Frauen<br />
künftig einen höheren Stellenwert<br />
als bisher zu geben.<br />
dentum gehört zweifelsfrei zu<br />
Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische<br />
Geschichte.“ Es folgte<br />
der strittige, oben zitierte Satz.<br />
Wulff differenzierte also nicht<br />
zwischen der – ebenso zweifelsfreien<br />
– kulturellen Prägung<br />
Deutschlands <strong>durch</strong> eine christlich-jüdische<br />
Tradition und dem<br />
wesentlich unverbindlicheren<br />
Hinweis, dieses oder jenes „gehöre“<br />
zu Deutschland.<br />
Aber ebenso wenig hat Wulff behauptet,<br />
Deutschland werde seit<br />
Jahrhunderten maßgeblich vom Islam<br />
geprägt, was auch grober Unfug<br />
wäre. Fragwürdig ist bei alldem<br />
Wulffs Verengung von Migranten<br />
auf deren teilweise Zugehörigkeit<br />
zum muslimischen<br />
SUPERBILD/INCOLOR<br />
Schröder: „Dem<br />
Pyromanen kein<br />
Feuerzeug geben“<br />
Berlin – Wer öffentliche Gelder für<br />
den Kampf gegen Rechtsextremismus<br />
bezieht, sollte selbst das<br />
Grundgesetz achten. Was wie eine<br />
Selbstverständlichkeit klingt, hat<br />
zu einem heftigen Streit zwischen<br />
dem Familienministerium und Initiativen<br />
gegen Rechts geführt.<br />
Auslöser war der Plan von Familienministerin<br />
Kristina Schröder<br />
(CDU), künftig von jedem, der<br />
sich neu um Fördergelder bewirbt,<br />
eine schriftliche „Bestätigung“ zu<br />
erbitten, dass er auf dem Boden<br />
des Grundgesetzes stehe. Schröder<br />
verteidigte gestern im Gespräch<br />
mit WELT KOMPAKT ihr<br />
Vorhaben: „Wer damit schon ein<br />
Problem hat, der demaskiert sich<br />
selbst.“ Damit widerspricht sie<br />
Kritik von Grünen und Linken, die<br />
<strong>durch</strong> die Bestätigung der Verfassungstreue<br />
„das bürgerliche Engagement<br />
insgesamt“ gefährdet sahen.<br />
<strong>Die</strong>se Argument weist die Familienministerin<br />
zornig zurück:<br />
„Wer würde denn allen Ernstes einem<br />
bekennenden Pyromanen ein<br />
Feuerzeug in die Hand drücken,<br />
nur weil der sich auch bei der freiwilligen<br />
Feuerwehr engagiert? Genauso<br />
wenig werden wir extremistische<br />
Gruppen unterstützen, nur<br />
weil sie sich auch gegen andere Extremisten<br />
wenden.“<br />
Hintergrund des Streites ist eine<br />
Neuordnung der Fördergelder, die<br />
Schröder gerade vornimmt, die<br />
Bekämpfung von Rechts- und<br />
Linksextremismus künftig gleichermaßen<br />
finanziell zu fördern.<br />
Ihr Haushaltsentwurf für 2010, der<br />
noch vom Bundstag verabschiedet<br />
werden muss, sieht fünf Millionen<br />
Euro für die Förderung von Initiativen<br />
gegen Linksextremismus<br />
und islamischen Extremismus vor.<br />
Initiativen gegen Rechts sollen 24<br />
Millionen bekommen – so viel wie<br />
im Vorjahr.<br />
Familienministerin Schröder (CDU) will<br />
Initiativen gegen Rechts überprüfen<br />
Glauben. Mit seinem Hinweis, er<br />
verstehe sich als „Präsident aller<br />
Menschen, die hier in Deutschland<br />
leben“, hat Wulff ein Verständnis<br />
seines Amtes geschildert, das wohl<br />
alle Bundespräsidenten miteinander<br />
verbindet. Es ist jedenfalls keine<br />
Äußerung, etwa seines Vorgängers<br />
Horst Köhlers bekannt, demzufolge<br />
er sich nur als Bundespräsident<br />
aller <strong>deutsche</strong>n<br />
Staatsbürger – oder aller Volljährigen<br />
verstünde. Johannes Rau verstand<br />
sich explizit als Präsident aller<br />
in Deutschland lebenden Menschen.<br />
Immer wieder verwies er<br />
darauf, in Artikel 1 des Grundgesetzes<br />
heiße es, die Würde des<br />
Menschen – und nicht: die Würde<br />
des Deutschen– sei unantastbar.<br />
DAPD/TIMUR EMEK