Gefahr durch deutsche Islamisten - Die Welt
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WELT KOMPAKT<br />
24 BÜCHER<br />
Philipp Haibach<br />
Roman Nr. 1 Andreas Maier: „Das<br />
Zimmer“ (Suhrkamp, 17,90 Euro)<br />
Maier promovierte nicht nur über<br />
den großen<br />
Grantler Thomas<br />
Bernhard,<br />
sondern arbeitete<br />
sich auch literarisch<br />
gar vatermörderisch<br />
an ihm ab. Das<br />
ist nun vorbei.<br />
Maier hat sich<br />
mit diesem Buch<br />
von seinem einstigen Vorbild befreit:<br />
Ein bitterböser, meisterhafter<br />
Heimatroman aus der tiefen<br />
hessischen Provinz und ein Sittenbild<br />
der alten Bundesrepublik.<br />
Roman Nr. 2 Thomas Pynchon:<br />
„Natürliche Mängel“ (Rowohlt,<br />
24,95 Euro) – Was ist denn da passiert?<br />
Jemand hat Raymond<br />
Chandler, T.C.<br />
Boyle, Jörg Fauser,<br />
Ross Thomas<br />
und Hunter<br />
S. Thompson<br />
zu einem<br />
großen Kiffer-<br />
Hippie-Krimi<br />
gerollt und sich<br />
angesteckt.<br />
Und das war<br />
ausgerechnet der bei literarischen<br />
Nerds so beliebte 73-jährige<br />
Pynchon. Ein „unendlicher<br />
Spaß“ – diesmal wirklich ernst gemeint!<br />
Roman Nr. 3 Philip K. Dick: „Stimmen<br />
der Straße“ (Liebeskind, 22<br />
Euro) – Bevor sich US-Science-<br />
Fiction-Autor Philip. K. Dick in<br />
fernen Parallelweltenherumtrieb<br />
und etwa<br />
für spätere Verfilmungenseiner<br />
Bücher wie<br />
„Blade Runner“<br />
oder „Minority<br />
Report“ sorgte,<br />
hielt er sich mit<br />
grandiosen Dramen über die Mittelschicht<br />
der 50ern auf. Wer mit<br />
Richard Yates („Zeiten des Aufruhrs“)<br />
<strong>durch</strong> ist, dem sei dieses<br />
Frühwerk empfohlen.<br />
Sachbuch Siegfried Unseld: „Chronik<br />
1970“ (Suhrkamp, 39,90 Euro)<br />
– Nein, dieses Tagebuch des größten<br />
<strong>deutsche</strong>n Verlegers des vergangenenJahrhunderts<br />
darf<br />
nicht bloß Germanisten-Seminaren<br />
zum Opfer<br />
fallen. Das<br />
wäre zu schade,<br />
denn das hier ist<br />
erlebte Kulturgeschichte.Bewegend<br />
und<br />
lehrreich. Es geht um Autoren,<br />
Reisen, Saufgelage, Visionen und<br />
Alltag, beginnend mit der Buchmesse<br />
1967. Weitere Bände sind in<br />
Arbeit. Welch Glück.<br />
Zeit fürs Geschichtenerzählen<br />
Frankfurter Buchmesse eröffnet: Fünf Tage<br />
lang geht es um das Gastland Argentinien<br />
und die Verbreitung von E-Books<br />
VON MICHAEL PROBST<br />
Bestseller-Autorin Cornelia Funke<br />
(51) schwört auf das gute alte Buch.<br />
„Ich bin ein Buchfresser. Ich will<br />
meine Fingerabdrücke und meine<br />
Notizen auf dem Papier sehen“, sagte<br />
die „Tintenherz“-Autorin gestern<br />
zur Eröffnung der 62. Frankfurter<br />
Buchmesse. Sie erwäge aber, bei der<br />
Recherche für ihre Bücher auf E-<br />
Books umzusteigen. „Pro Buch, das<br />
ich schreibe, kaufe ich<br />
mir jeweils 60 Bücher<br />
zum Recherchieren.<br />
In meinen Regalen ist<br />
kein Platz mehr.“<br />
Bange ist Funke vor<br />
den neuen Verbreitungswegen<br />
nicht.<br />
Fasziniert verfolge sie<br />
etwa, wie ihr 15-jähriger<br />
Sohn in dem<br />
Freundschaftsnetzwerk<br />
Facebook regelrecht<br />
versinke. Dort<br />
gehe es schließlich<br />
auch um den Umgang mit Wörtern.<br />
„Wir leben in einer sehr interessanten<br />
Zeit fürs Geschichtenerzählen.“<br />
Funke stellt bei der weltgrößten Bücherschau,<br />
die bis Sonntag läuft, ihren<br />
neuen Roman „Reckless. Steinernes<br />
Fleisch“ vor.<br />
Aufgrund vieler Anmeldungen in<br />
letzter Minute übertrifft die Frankfurter<br />
Buchmesse die Ausstellerzahl<br />
vom Vorjahr. Insgesamt werden auf<br />
der weltgrößten Bücherschau 7533<br />
Aussteller aus 111 Ländern erwartet,<br />
gut 200 Anbieter mehr als 2009.<br />
Noch im September hatten die Veranstalter<br />
mit weniger Ständen und<br />
deutlich weniger Titeln gerechnet.<br />
<strong>Die</strong> fünftägige Messe öffnet am heutigen<br />
Mittwoch zunächst nur für<br />
Fachbesucher.<br />
Wie viele Titel die Aussteller zeigen<br />
werden, konnte Buchmessen-<br />
Direktor Juergen Boos gestern noch<br />
nicht sagen. Bis vor vier Wochen<br />
hatte es so ausgesehen, als würden<br />
nur 310 000 statt wie im Vorjahr<br />
400 000 Exponate gezeigt. Neben<br />
Deutschland, das mit 3315 Ausstellern<br />
vertreten ist, bestücken Großbritannien<br />
und die USA die meisten<br />
Fallende Blätter: <strong>Die</strong> WELT-KOMPAKT-Redaktion ist schon mal <strong>durch</strong> den Literatur-<br />
Frank Schmiechen<br />
Roman Nr. 1 Markus<br />
Berges: „Ein<br />
langer Brief an<br />
September Nowak“<br />
(Rowohlt,<br />
18,95) – Er spielt in<br />
einer der besten<br />
<strong>deutsche</strong>n Bands<br />
und ist für die tollen<br />
Songtexte verantwortlich.<br />
Jetzt<br />
■ „Ich bin ein<br />
Buchfresser. Ich<br />
will meine<br />
Fingerabdrücke<br />
und meine<br />
Notizen auf dem<br />
Papier sehen“<br />
Cornelia Funke<br />
Stände der 172 000 Quadratmeter<br />
großen Ausstellungsfläche.<br />
Positives konnte der Börsenverein<br />
des Deutschen Buchhandels von der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung berichten:<br />
Der Umsatz der Buchbranche<br />
sei in den ersten neun Monaten<br />
2010 um 0,8 Prozent gestiegen, berichtete<br />
der Vorsteher der Vereinigung,<br />
Gottfried Honnefelder, bei der<br />
Eröffnungspressekonferenz. „Damit<br />
kann man zufrieden sein.“ Er rechnet<br />
damit, das Ergeb-<br />
nis bis zum Jahresende<br />
zu halten. 2009 lag der<br />
Gesamtumsatz bei 9,7<br />
Milliarden Euro.<br />
Wichtiges Thema<br />
der 62. Frankfurter<br />
Buchmesse sind digitale<br />
Medien wie E-<br />
Books. Aktuell haben<br />
sie haben laut Börsenverein<br />
zwar weniger<br />
als ein Prozent Marktanteil,<br />
doch wird bereits<br />
ein Drittel aller<br />
Neuerscheinungen auch elektronisch<br />
angeboten. „Mittelfristig wird<br />
der Anteil von E-Books am <strong>deutsche</strong>n<br />
Buchmarkt um die zehn Prozent<br />
betragen“, sagte Honnefelder.<br />
Deutschland liege in diesem Bereich<br />
aber noch deutlich hinter dem<br />
Markt in den USA zurück. Umso<br />
wichtiger sei es, dass die Bundesregierung<br />
dem Beispiel Frankreichs<br />
und Spaniens folge und auch für<br />
elektronische Bücher den ermäßigten<br />
Mehrwertsteuersatz von sieben<br />
Prozent erlaube.<br />
Buchmesse-Direktor Juergen<br />
Boos sagte, er erhoffe sich von der<br />
62. Frankfurter Buchmesse Anregungen<br />
für neue Produktions- und<br />
Vertriebsformen: „Wir müssen gespannt<br />
sein und uns überraschen<br />
lassen, welche neuen Formate entstehen.“<br />
<strong>Die</strong> zunehmende Digitalisierung<br />
von Büchern sei nach Johannes<br />
Gutenbergs Erfindung des beweglichen<br />
Bleisatzes die zweite große<br />
Umwälzung in der Literatur. <strong>Die</strong><br />
neue Technik erlaube, dass Geschichten<br />
zum Beispiel in Teams geschrieben<br />
würden. Andererseits sei<br />
Technik ohne Inhalt aber nutzlos.<br />
schreibt er auch noch gelungene Bücher.<br />
Markus Berges findet in seinem<br />
Debutroman die gleiche Lässigkeit<br />
und Leichtigkeit wie in seiner<br />
Musik. Also: Ab auf das Sofa, die<br />
neue Erdmöbel-CD „Krokus“ hören<br />
– und dabei das wunderbare Buch lesen.<br />
Roman Nr. 2 Haruki<br />
Murakami: „1Q84“<br />
(DuMont, 32 Euro)<br />
– Ich gebe es zu, ich<br />
bin süchtig nach<br />
den Büchern von<br />
Murakami. <strong>Die</strong> seltsame,<br />
rätselhafte<br />
Atmosphäre fesselt<br />
mich bis in die frühen<br />
Morgenstunden. Seine Hauptdarsteller<br />
sind freundliche Melancholiker<br />
auf der Suche nach Sinn<br />
Ohne Literatur wäre man nur ein halber Mensch: Wenn die letzten Aufbauarbeiten<br />
erledigt sind, kann sie endlich losgehen, die 62. Frankfurter Buchmesse<br />
„<strong>Die</strong> Buchmesse bleibt daher der<br />
Ort, wo Geschichten und Inhalte gehandelt<br />
werden“, betonte Boos. Zu<br />
Lesungen und Gesprächen werden<br />
Autoren wie Cornelia Funke, Katharina<br />
Hacker, Ingrid Noll, Günter<br />
Grass, Bret Easton Ellis und Antonio<br />
und Glück. „1Q84“ ist noch versponnener<br />
als seine Vorgänger. Und die<br />
1021 Seiten reichen für mehrere<br />
<strong>durch</strong>wachte Nächte.<br />
Roman Nr. 3 Tom<br />
Rachman: „<strong>Die</strong> Unperfekten“<br />
(DTV,<br />
14,90 Euro) – Irgendwie<br />
erinnert<br />
dieser Roman über<br />
den Niedergang einer<br />
internationalen<br />
Tageszeitung an<br />
US-Fernsehserien wie Mad Men<br />
oder Sopranos. Aus wechselnden<br />
Perspektiven der Beteiligten konstruiert<br />
Rachman ein virtuoses und<br />
unterhaltsames Romandebut.<br />
Fotoband Thorsten Klapsch: „Palast<br />
der Republik“ (Edition Panorama, 48<br />
MITTWOCH, 6. OKTOBER 2010<br />
Skármeta erwartet. Aus Argentinien,<br />
dem diesjährigen Gastland, reisen<br />
70 Schriftsteller an, unter ihnen<br />
Osvaldo Bayer, Laura Alcoba und<br />
Félix Bruzzone.<br />
Angesichts der Digitalisierung hat<br />
die Buchmesse sechs neue Plattfor-<br />
Euro) – Drei Jahre nach der endgültigen<br />
Schließung, im Januar 1993, fotografierte<br />
Thorsten Klapsch den ungenutzten<br />
aber komplett möblierten<br />
Palast der Republik. Er sollte in der<br />
DDR eigentlich ein Symbol für Wirtschaftskraft,<br />
Volksnähe und Modernität<br />
darstellen. Geblieben sind nur<br />
eine Baugrube und diese gespenstischen<br />
Fotos, die ganz viel über die<br />
Kälte und Brutalität des DDR-Systems<br />
verraten.