12.09.2013 Aufrufe

Anna Skvarc - SCIP - Universität Bern

Anna Skvarc - SCIP - Universität Bern

Anna Skvarc - SCIP - Universität Bern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

III. Aufstacheln<br />

1. Im Sinne von Art. 2 ZP<br />

Der Begriff „Aufstacheln“, (amtliche Übersetzung des englischen Begriffs „incite“)<br />

bezieht sich auf ein Antreiben oder Drängen („urging“) von anderen Personen zu Hass,<br />

Diskriminierung oder Gewalt. 94<br />

2. Im Sinne von Art. 261 bis StGB<br />

„Aufrufen“ im Sinne von Art. 261 bis Abs. 1 StGB soll gemäss der Botschaft,<br />

bundesrichterlicher Rechtsprechung, und verschiedenen Lehrmeinungen als „Aufreizen“<br />

verstanden werden. 95 Diese Ansicht wird u.a. dadurch begründet, dass die romanischen<br />

Texte der Bestimmung von „Aufreizen“ („inciter“ und „incitare“) sprechen, und nicht<br />

von einem Aufrufen sprechen. 96<br />

Der Begriff „Aufreizen“ stellt eine nachhaltige, eindringliche Einflussnahme auf<br />

Menschen dar, mit dem Ziel oder dem Ergebnis, eine feindselige Haltung gegenüber<br />

einer Person oder einer Personengruppe auf Grund ihrer rassischen, ethnischen oder<br />

religiösen Zugehörigkeit zu vermitteln, ein feindseliges Klima gegen sie zu schaffen<br />

oder zu verstärken. 97 Durch das Aufreizen soll der Eindruck vermittelt werden, oder der<br />

Eindruck entstehen, dass den betroffenen Personen oder Gruppen nicht die gleichen<br />

Grundrechte wie anderen Personen oder Gruppen zukommen dürfen. 98<br />

Das Aufreizen muss geeignet sein, die Adressaten zu beeinflussen, und muss eine<br />

gewisse Eindringlichkeit und Ernsthaftigkeit aufweisen. 99 Es muss sich jedoch nicht um<br />

eine explizite Aufforderung betreffend spezifische Handlungen handeln. 100<br />

94 Explanatory Report ZP, N 14.<br />

95 BGE 123 IV 202; Botschaft, 312; REHBERG, StGB, 334; und KUNZ, Bemerkungen Botschaft, 161,<br />

wonach zu dem Gefühl von Hass nicht aufgerufen werden kann.<br />

96 NIGGLI, Rassendiskriminierung, N 769.<br />

97 NIGGLI, Rassendiskriminierung, N 764, 769; HÄNNI, 117; STRATENWERTH, BT/2, § 39 N 32;<br />

TRECHSEL, Art. 261 bis N 19; BGE 123 IV 202.<br />

98 BGE 124 IV 124.<br />

99 SCHLEIMINGER, Art. 261 bis N 32; ROM, 131; STRAUSS, 233.<br />

100 BGE 123 IV 202, 207; STRATENWERTH, BT/2, § 38 N 32; SCHLEIMINGER, Art. 261 bis N 31; Urteil des<br />

Bundesgerichts, Kassationshof, 18. März 2002, 6S.614/2001, E. 4.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!