KAUFLEUTE KAUFLEUTE - Kaufmännische Verband Zürich
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trenD<br />
mythos multitasking: Da streikt das hirn<br />
Alles auf einmal: hier ein E-Mail, dort ein Feedback, jetzt ein<br />
Text, zugleich ein sMs. Verschiedene störfaktoren unterbrechen<br />
unsere herkömmlichen Arbeitsabläufe laufend. Der<br />
vermeintliche Ausweg heisst Multitasking. Aber:<br />
Das mensch li che hirn kann nicht an mehreren<br />
Dingen gleichzeitig arbeiten. unsere Aufmerksamkeit<br />
schaltet und waltet wie wild,<br />
springt zwischen mehreren Aufgaben<br />
hin und her. Der Fokus verschwimmt,<br />
die leistungsfähigkeit nimmt ab. Multitasking<br />
ist ein Mythos.<br />
Es klingelt das Telefon, es brummt das<br />
Handy, es ruft der Kunde. Unser Büroalltag<br />
ist geprägt von häufigen Unterbrechungen:<br />
Am Abend droht die Frist für eine Projektabgabe<br />
abzulaufen. Die nicht enden wollende E-Mail-Flut<br />
unterbricht uns laufend – durchschnittlich alle elf Minuten.<br />
Telefonanrufe, Kol legen im Türrahmen, ein Gespräch im Grossraumbüro<br />
oder private SMS lenken uns zusätzlich ab. Alles<br />
müssen und wollen wir gleichzeitig schaffen. Am Abend gehen<br />
wir erschöpft in den Feierabend – unzufrieden und mit dem<br />
Gefühl, nichts erreicht zu haben. Wer kennt es nicht, das notorisch<br />
unbefriedigende Gefühl des «Ich war den ganzen Tag<br />
im Stress und habe nichts zu Stande gebracht.» Dennoch sind<br />
wir überzeugt: Multitasking muss man heute beherrschen.<br />
Denn ohne die Fä higkeit, zwischen unterschiedlichsten An-<br />
12<br />
so behalten sie Den foKus<br />
1. ErStEllEn SiE EinE to-Do-liStE<br />
2. ÜbErlEgEn SiE Sich, WiE viEl aufmErkSamkEit DiE<br />
EinzElnEn aufgabEn ErforDErn<br />
3. planEn SiE StörungSfrEiE zEitEn fÜr aufgabEn,<br />
DiE mEntalE aufmErkSamkEit ErforDErn:<br />
hanDy auf «lautloS»<br />
4. E-mail-programm SchliESSEn<br />
5. tElEfon umlEitEn<br />
6. SitzungSzimmEr rESErviErEn<br />
7. ErlEDigEn SiE aufgabEn DEr rEihE nach<br />
forderungen scheinbar problemlos hin- und herzuspringen,<br />
sind die wachsenden Anforderungen nicht zu bewältigen.<br />
Da macht das menschliche<br />
Gehirn nicht mit. Der Begriff<br />
Multitasking stammt aus<br />
der Informatik und bezeichnet<br />
die Fähigkeit<br />
eines Prozessors,<br />
mehrere Prozesse<br />
gleichzeitig ablaufen<br />
zu lassen. Dieses«Gleichzeitigalles-und-jedes-Bewältigen»<br />
gibt es beim<br />
menschlichen Gehirn<br />
nicht. Die Prozesse laufen<br />
sequentiell, sprich hintereinander<br />
und nicht simultan,<br />
ab. «Es kann immer nur ein Sachverhalt<br />
in einem bestimm- ten Zeitpunkt im Mittelpunkt des<br />
Bewusstseins stehen», umreisst Ernst Pöppel, seines Zeichens<br />
renommierter Hirnforscher an der Universität München, die<br />
Grenzen der Leistungsfähigkeit des humanen Prozessors. Das<br />
Gehirn ist so konstruiert, dass es sich immer nur auf eine Sache<br />
richtig konzentrieren kann. Beim vermeintlichen Multitasking<br />
wechselt der Mensch in extrem kurzen Zeitabständen zwischen<br />
verschiedenen Tätigkeiten hin und her. Auf diese Weise leidet<br />
die Aufmerksamkeit. Die Arbeitsphasen werden in kleine<br />
Bruchstücke zerteilt. Die einzige Ausnahme bilden Routineaufgaben,<br />
die keine bewusste Wahr nehmung erfordern. Automatisierte<br />
Tätigkeiten wie Musik hören stehen einer zweiten<br />
Aufgabe, beispielsweise dem Lesen einer Zeitung, nicht im<br />
Wege.<br />
illusionen gewinnen oberhand. So müssen wir akzeptieren, dass<br />
wir – auch beim besten Willen – nicht in der Lage sind, zur<br />
selben Zeit verschiedene Arbeiten zu bewältigen, geschweige<br />
in angemessener Qualität zu erledigen. Das gilt gleichermassen<br />
für Frauen und Männer. Gleichzeitig leben wir in einer<br />
Rea lität, in der immer alles sofort erledigt sein will. Alles ist<br />
dringend und wichtig. Also geben wir uns gerne der Illusion<br />
hin, Multitasking zu beherrschen und verhalten uns entsprechend:<br />
Wir lassen uns von allem und jedem unterbrechen<br />
und wechseln zwischen mehreren Aufgaben hin und her.<br />
Alle leiden: individuum wie unternehmen. Eine Studie des King’s<br />
College in London belegt, wie stark Ablenkung und Multitasking<br />
unsere Leistungsfähigkeit beeinflussen. Die Versuchsanlage<br />
ist einfach und aussagekräftig zugleich: Drei Gruppen