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mecklenburgisches st aa ts thea ter schwerin 201 3/201 4

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MäNNER fRauEN aRbEIt<br />

VON OLIVER KLUCK<br />

n „der Aufbau eurer gesellschaft, von der du behaupte<strong>st</strong>, ›› sie sei<br />

eine bessere gesellschaft, in der alle gleich sind‹‹ – er i<strong>st</strong> mir egal<br />

geworden und ich glaube auch nicht, dass wir alle gleich sind“<br />

Schon Homer hat in der Ilias den Krieg um Troja als Rückeroberung einer Frau beschrieben<br />

– nicht als Kampf um die Kontrolle der Dardanellen-Durchfahrt, um die es<br />

den griechen eigentlich ging. Es gibt dergleichen mehr in<strong>ter</strong>essante Verbindungen<br />

zwischen Liebes- und St<strong>aa</strong><strong>ts</strong>dien<strong>st</strong>. Oliver Kluck widmet sich ihnen: Krisen ent<strong>st</strong>ehen<br />

bei überhöhten Forderungen nach Loyalität und Opferberei<strong>ts</strong>chaft. Verbindlichkeiten<br />

sind hier wie da u. U. nur gewohnheit. warum will keiner inve<strong>st</strong>ieren? In „Männer<br />

Frauen arbeit“ i<strong>st</strong> gleich als er<strong>st</strong>es von Krise die Rede und dass der gürtel enger<br />

zu schnallen sei, und folgerichtig werden danach sowohl beziehungen eingeschläfert<br />

als auch die Führungskraft im St<strong>aa</strong><strong>ts</strong>wesen zu grabe getragen. Zugleich wirbt<br />

einersei<strong>ts</strong> der St<strong>aa</strong>t immer noch für sein wach<strong>st</strong>um und bringt sich in Erinnerung<br />

zurück, anderersei<strong>ts</strong> vergeht nie die Lu<strong>st</strong> am Mann, am weib. aber beides reicht<br />

nur bis zur neuen St<strong>aa</strong><strong>ts</strong>fassade, bis zur näch<strong>st</strong>en Frau. wozu machen wir uns also<br />

die Hände schmutzig, wozu Revolution? wer macht sie eigentlich? Krankenschwe<strong>st</strong>ern,<br />

die den Patienten pflegen? Rebellen, wenn sie mit dem Patienten ins gericht<br />

gehen? wer genau spielt dabei welche Rolle? Klucks Figuren sprechen selten bloß<br />

für sich. Sie <strong>st</strong>ehen oft wie ein Sinnbild, <strong>st</strong>ellvertretend für andere. So wie die Ilias<br />

nicht einen Krieg beschreibt, sondern ein Panorama aus den verschieden<strong>st</strong>en Kriegen<br />

der Zeit, so spiegelt „Männer Frauen arbeit“ auch die Szenerien verschiedener<br />

St<strong>aa</strong><strong>ts</strong>bankrot<strong>ter</strong>klärungen und übernahmen. Der Stoff der jüng<strong>st</strong>en deu<strong>ts</strong>chen geschichte<br />

in seinen Reden und widerreden verwebt sich mit dem antiken. gleicht die<br />

Verlockung, ein weib zu erobern, um sich wieder nur satt zu sehen dem übermut,<br />

mit dem man einen neuen St<strong>aa</strong>t erobert und irgendwann trotzdem abschreibt? Um<br />

diese, un<strong>ter</strong> anderem deu<strong>ts</strong>ch-deu<strong>ts</strong>che geschichte in Szene zu setzen, haben wir<br />

das Regieteam Prinzip gonzo wieder gewonnen, das letzte Spielzeit wyrypajews<br />

„Illusionen“ kraftvoll mit berauschenden bilderbögen inszenierte.<br />

Inszenierung, Bühne und ko<strong>st</strong>üme: Prinzip gonzo (Robert Hartmann<br />

& david Czesienski) · Premiere: 18. Oktober <strong>201</strong>3 · E-Werk<br />

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