mecklenburgisches st aa ts thea ter schwerin 201 3/201 4
mecklenburgisches st aa ts thea ter schwerin 201 3/201 4
mecklenburgisches st aa ts thea ter schwerin 201 3/201 4
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
aDaMS äPfEl<br />
VON aNDERS THOMaS JENSEN/ K. D. SCHMIDT<br />
aUS DEM DäNISCHEN VON bEaTE KLöCKNER<br />
n „das war ne schöne Predigt heute, finde<strong>st</strong> du nicht auch? Jedenfalls<br />
war sie kürzer als son<strong>st</strong>.“<br />
Der Pfarrer Ivan hat einen Hof und gute Hoffnung: Menschen mit einer aufgabe<br />
müssen weder auf- noch angeben, nicht mit gewalt, alkoholexzessen, Raubüberfällen,<br />
Dieb<strong>st</strong>ählen und schon gar nicht mit Vergewaltigungen. Un<strong>ter</strong> diesem<br />
Motto resozialisiert Ivan gemein<strong>st</strong>e Verbrecher auf seinem Hof. adam, der Neonazi<br />
–Typ Schläger – sagt bei seiner ankunft aus Langeweile etwas über den<br />
apfelbaum, prompt freut sich Ivan über diese ‚Initiative‘ und legt fe<strong>st</strong>, dass es<br />
adams aufgabe i<strong>st</strong>, den apfelbaum samt äpfeln über den Sommer zu pflegen,<br />
bis er im Herb<strong>st</strong> apfelkuchen für alle backen kann. aber adam in<strong>ter</strong>essiert sich<br />
nicht die bohne, schon gar nicht für apfelkuchen. Er erkennt <strong>st</strong>attdessen immer<br />
deutlicher, dass sich bei Ivan auf dem Hof nicht nur Menschen mit kruden Problemen<br />
ansammeln, sondern in Ivans Kopf auch die krude<strong>st</strong>en geschichten darüber,<br />
wie alles sich zum guten wende. Ivan glaubt, die alkoholabhängige wird kein<br />
behindertes Kind bekommen, der Vergewaltiger nie wieder eine Frau zwingen,<br />
der kriminelle ga<strong>st</strong>arbei<strong>ter</strong> wird aufgrund seines a<strong>st</strong>reinen Deu<strong>ts</strong>ch irgendwann<br />
genug verdienen und der Neonazi nicht mehr auf ihn schimpfen, sondern ihn beschützen<br />
wie den apfelbaum vor Maden. Zunäch<strong>st</strong> i<strong>st</strong> es adams Härte, dann sein<br />
Verantwortungsbewus<strong>st</strong>sein, das ihn drängt, aufzudecken, wie es wirklich um Ivan<br />
und seine Schützlinge <strong>st</strong>eht. aber schließlich muss auch adam begreifen, dass<br />
Ivans gutmütigkeit wie eine Krankheit i<strong>st</strong>, die ihn paradoxerweise am Leben hält.<br />
Mit dem Stück, basierend auf dem gleichnamigen, mehrfach prämierten Film<br />
macht der Schauspieler Dirk audehm nach seiner erfolgreichen Inszenierung<br />
„Kleine Eheverbrechen“ wieder einen ausflug ins Regiefach – diesmal,<br />
um mit adam, Ivan und seinen Verdammten hin<strong>ter</strong> die skurrile Fassade chri<strong>st</strong>licher<br />
Idylle zu <strong>st</strong>eigen – und dort noch einmal mit dem Träumen zu beginnen.<br />
Inszenierung: dirk Audehm<br />
Bühne: Susanne Rich<strong>ter</strong><br />
Premiere: 26. April <strong>201</strong>4 · E-Werk<br />
21<br />
SCHAUSPIEL