DAS MEISTERHEFT Mai 2011 - Evonik

16 BORUSSIA LIVE
Evonik-Magazin DAS MEISTERHEFT Mai 2011
Vor dem Spiel steht die Arbeit: Erstklassige Fitnesswerte machen ein
hochklassiges Spiel erst möglich. Sebastian Kehl bei Sprintübungen
Zum Spiel gehören Spaß und Abwechslung: Nach einem Ausfl ug im
Trainingslager klatschen die Spieler ab
Mario Götze in
perfekter Haltung
beim Kopfball.
Damit erinnert er
an Uwe Seeler,
hinter dem er 2010
mit 18 Jahren
zweitjüngster
Nationalspieler der
Nachkriegszeit
wurde
FOTOS: DEFODI.DE
diese „Gier“ nach Sieg, Tor und Anerkennung
zeigt Klopps BVB-Team. Götze, Kagawa, Hummels
und Co. bringen bedingungslosen Einsatzwillen, die
Bereitschaft, für die Kollegen mitzuarbeiten, und ein
erstaunliches Maß an Nervenstärke mit.
Nach außen fasziniert vor allem ihre jungenhafte
Unbefangenheit. Die halbe Mannschaft entstammt
dem Jahrgang 1988. Mats Hummels, der bei den weiblichen
Fans hoch im Kurs steht, Neven Subotic und
Marcel Schmelzer wurden zu Beginn der Saison noch
als „Kinderriegel“ belächelt.
Heute ist den meisten Trainern und Konkurrenten
das Lachen vergangen. Denn das Vertrauen des Trainers
in seine jungen Spieler hat sich mehr als gelohnt.
Für überkommene Merksätze der Trainerausbildung
wie „Du brauchst erfahrene Leitwölfe, um Erfolg
zu haben“, hatte Jürgen Klopp schon immer nur ein
müdes Lächeln übrig.
Seine jungen Kicker sind lernfähig, flexibel und
offen für Beratung, zum Beispiel bei Strategie- oder
Positionswechseln, die von etablierteren Spielern oft
nur mit Murren akzeptiert werden. So entwickelte
sich Sven Bender schnell zum Schlüsselspieler, der
immer wieder hinten der Vierer-Abwehrkette zur
Hilfe eilen und vorne Nuri Sahin den Rücken freihal-
Die neuen
Stars – jung, fit
und flexibel
BORUSSIA LIVE 17
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Bei zwei bis drei Trainingseinheiten pro
Tag muss man sich die Kraft einteilen und den „Mannschaftsbus“ nehmen
ten kann. Shinji Kagawa, aus der zweiten japanischen
Liga rekrutiert, avancierte in Windeseile zum torgefährlichsten
Mittelfeldspieler und zum Bundesligaprofi
mit der höchsten Wertsteigerung. Und Mario Götze
wurde Deutschlands jüngster Nationalspieler, seit
Uwe Seeler 1954 debütierte.
Klopp hat auch für die notwendige Reserve ge -
sorgt, das zeigte sich bei der Partie gegen Bayer Leverkusen
im Januar. Ohne den beim Asiencup verletzten
Kagawa und ohne Lucas Barrios, der nicht von
Beginn an spielte, wurden die Leverkusener demontiert.
Erstmals standen mit Lukas Piszczek, Jakub Blaszczykowski
und Robert Lewandowski jene drei Spieler
gemeinsam in der Startformation, die in Polen die
Sympathiewerte für „Polonia Dortmund“ oder „Polska
Borussia“ in die Höhe schnellen ließen. Spieler, die
woanders noch als Perspektivprofis und „Genera tion
Zukunft“ gehandelt würden, bilden in Dortmund
bereits das Gerüst einer Bundesligamannschaft, die
wie nie zuvor in der Geschichte der deutschen Eliteliga
Jugend und Abgeklärtheit verbindet.
Klopps größtes Verdienst ist zweifellos, dass es ihm
gelungen ist, aus einer Truppe talentierter Sportler
eine Mannschaft zu formen, die sich trotz aller Erfolge
ihre Bodenständigkeit bewahrt hat.
Sympathiepunkte für das junge Team
Diese Normalität der kickenden Belegschaft ist gerade
in einem Verein wie Dortmund wichtig. Die Profispieler
mit ihrer herausgehobenen Stellung werden
von den Fans sorgsam beäugt. Eskapaden und Fehltritte
der Fußballmillionäre kommen bei der Anhängerschaft
nicht gut an – vor allem, wenn die Leistungen
mal nicht stimmen sollten. Und tatsächlich
Evonik-Magazin DAS MEISTERHEFT Mai 2011