OPUS - an der Hochschule Offenburg
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52 ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIONSTECHNIK<br />
Prof. Dr. rer. nat. habil. Bruno Ismer<br />
Erster Medizintechnik-Professor <strong>an</strong> <strong>der</strong> HSO<br />
Prof. Dr. rer.<br />
nat. habil.<br />
Bruno Ismer wurde<br />
zum 1. 08. 2010<br />
als Professor für<br />
Medizintechnik<br />
mit den SchwerpunktenKardiologie,Elektrophysiologie<br />
sowie<br />
Grundlagen <strong>der</strong><br />
Medizin <strong>an</strong> die <strong>Hochschule</strong> <strong>Offenburg</strong><br />
berufen. Er war <strong>der</strong> erste im Professorenteam<br />
für den in diesem Jahr neu eingerichteten<br />
Studieng<strong>an</strong>g Medizintechnik,<br />
<strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e d<strong>an</strong>k des Engagements<br />
von Herrn Dr. Osypka in Form einer Stiftungsprofessur<br />
nun auch hier bei uns in<br />
<strong>der</strong> Ortenau möglich wurde.<br />
Professor Ismer ist verheiratet und hat<br />
einen erwachsenen Sohn. Er ist ein echter<br />
Mecklenburger, <strong>der</strong> 1949 in Hohen-<br />
Luckow, einem kleinen Dorf in <strong>der</strong> Nähe<br />
von Rostock, <strong>an</strong> <strong>der</strong> Ostsee geboren<br />
wurde. Kein Wun<strong>der</strong>, dass auf ihn nicht<br />
nur eine Reihe typischer Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> Norddeutschen zutreffen; er<br />
k<strong>an</strong>n auch g<strong>an</strong>z gut Plattdeutsch. Dies<br />
kam ihm beson<strong>der</strong>s gleich nach seinem<br />
Umzug nach <strong>Offenburg</strong> zugute. Wenn er<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs hier die Mundart in den umgebenden<br />
hübschen Dörfern aufgrund <strong>der</strong><br />
vielen Zischlaute m<strong>an</strong>chmal g<strong>an</strong>z und<br />
gar nicht verst<strong>an</strong>d, erwi<strong>der</strong>te er keck<br />
etwas in Plattdeutsch. Weil er d<strong>an</strong>n auch<br />
nicht verst<strong>an</strong>den wurde, kam m<strong>an</strong> sich<br />
hochdeutsch gleich näher.<br />
Seine berufliche Ausbildung absolvierte<br />
Professor Ismer in Rostock. Mit dem<br />
Abitur erl<strong>an</strong>gte er auch den Berufsabschluss<br />
als Elektrozeichner. Dies hat seine<br />
Freude <strong>an</strong> grafischen Gestaltungen,<br />
Fotografie und Video beflügelt und bis<br />
heute geprägt.<br />
Während seines Physikstudiums <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Rostocker Universität wurde er als Forschungsstudent<br />
ausgewählt. Dem folgte<br />
die Anstellung als wissenschaftlicher<br />
Assistent im Fachbereich Physikalische<br />
Elektronik. Er promovierte dort über<br />
„Dielektrische Eigenschaften dünner<br />
Siliziumdioxidschichten“ und widmete<br />
sich <strong>der</strong> Konzeption, dem Aufbau und<br />
campus I Das Magazin <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Offenburg</strong> I Winter 2010/11<br />
<strong>der</strong> Leitung des Elektronikpraktikums<br />
für Physikstudenten.<br />
Im Jahr 1980 wechselte Professor Ismer<br />
<strong>an</strong> die Medizinische Fakultät. Dort wurde<br />
er wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
<strong>der</strong> Abteilung Kardiologie <strong>an</strong> <strong>der</strong> Klinik<br />
und Poliklinik für Innere Medizin.<br />
Gern schaut er auf die enge wissenschaftliche<br />
Partnerschaft mit Professor<br />
von Knorre zurück. Durch ihn wurde<br />
er in die medizinische Routine einbezogen<br />
und gleichzeitig intensiv mit<br />
universitäre Grundlagen- und Anwendungsforschung<br />
betraut. Seine Forschung<br />
in unmittelbarer Patientennähe<br />
hat das Interesse für den Herzrhythmus,<br />
die Elektrophysiologie sowie die<br />
Herzschrittmacher- und Defibrillatortherapie<br />
von Anbeginn leidenschaftlich<br />
geprägt. Mit <strong>der</strong> aufkommenden Computertechnik<br />
und <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> medizintechnischen Industrie<br />
waren wesentliche Gründe gegeben,<br />
1985 nebenher auch noch ein Studium<br />
zum Ingenieur für Mikroprozessortechnik<br />
abzuschließen.<br />
Die Mitarbeit in <strong>der</strong> medizinischen Routine<br />
<strong>der</strong> Universitätskardiologie bot ihm<br />
eine hervorragende Basis für die Entwicklung<br />
und Weiterentwicklung von<br />
Methoden zur Diagnostik und Therapie<br />
von Herzrhythmusstörungen. Folgerichtig<br />
findet m<strong>an</strong> fast alle seiner Veröffentlichungen<br />
in den Journalen <strong>der</strong> Kardiologen<br />
und Elektrophysiologen. So gel<strong>an</strong>g<br />
es ihm, mehrere Verfahren bzw. Ausrüstungen<br />
weltweit zu patentieren und in<br />
die industrielle Fertigung zu überführen.<br />
Dies und seine l<strong>an</strong>ge Liste als Erstautor<br />
von Publikationen, Patenten, Buch-<br />
und Kongressbeiträgen f<strong>an</strong>den ihren<br />
Nie<strong>der</strong>schlag in <strong>der</strong> Habilitationsschrift<br />
„Semiinvasive elektrokardiographische<br />
Registrierungen vom linken und rechten<br />
Vorhof in <strong>der</strong> Diagnostik und Therapie<br />
von Herzrhythmusstörungen“.<br />
Einer seiner aktuellen wissenschaftlichen<br />
Schwerpunkte ist die Erforschung<br />
neuer Methoden für eine optimale individuelle<br />
Programmierung sogen<strong>an</strong>nter<br />
biventrikulärer Resynchronisationssysteme.<br />
Dies sind spezielle impl<strong>an</strong>tierbare<br />
Defibrillatoren bzw. Herzschrittmacher,<br />
die es mit Elektroden in drei<br />
Herzkammern ermöglichen, bestimmte<br />
Formen <strong>der</strong> Herzschwäche erfolgreich<br />
zu beh<strong>an</strong>deln.<br />
In <strong>der</strong> Lehre war und ist Professor Ismer<br />
als kardiologisch geprägter Physiker<br />
und Ingenieur seit l<strong>an</strong>gem aktiv in <strong>der</strong><br />
Weiterbildung von Ärzten tätig. Unter<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>em hält er Fachvorträge zu elektronischen<br />
kardiologischen Impl<strong>an</strong>taten,<br />
ist Mitgestalter des „Curriculum<br />
Herzschrittmacher“ und von Kursen<br />
zum L<strong>an</strong>gzeit-EKG. Als Experimentalphysiker<br />
stellte er seine Lehrver<strong>an</strong>staltungen<br />
für Ingenieur- und Medizinstudenten<br />
stets unter das Motto: „Studieren<br />
durch Experimentieren!“. Dies hat<br />
ihm eine Reihe von Doktor<strong>an</strong>den und<br />
Diplom<strong>an</strong>den beschert, die er auch von<br />
<strong>Offenburg</strong> aus in Rostock gern betreut.<br />
Es macht ihn stolz, dass viele von ihnen<br />
ihre Ergebnisse bereits selbst erfolgreich<br />
auf internationalen Kongressen<br />
verteidigen konnten.<br />
Mit seinen l<strong>an</strong>gjährigen Erfahrungen<br />
als Wissenschaftler und Hochschullehrer<br />
bringt Professor Ismer in den neuen<br />
Studieng<strong>an</strong>g Medizintechnik die Kompetenz<br />
eines mit <strong>der</strong> kardiologischen<br />
Routine vertrauten Naturwissenschaftlers<br />
und Ingenieurs ein. Auch deshalb<br />
soll die Kardiologie einen Schwerpunkt<br />
in <strong>der</strong> Ausbildung unserer Medizintechniker<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Offenburg</strong> bilden.<br />
Für <strong>der</strong>en praktisches Training hat<br />
er schon einen Grundstein gelegt: Das<br />
Praktikum Kardiologie, Elektrophysiologie,<br />
elektronische kardiologische<br />
Impl<strong>an</strong>tate im Raum B 123 ist bereits<br />
eingerichtet.<br />
Prof. Dr. rer. nat. habil. Bruno Ismer<br />
kommt als forschen<strong>der</strong> Experimentalphysiker<br />
und Ingenieur direkt aus <strong>der</strong><br />
Kardiologie <strong>an</strong> die <strong>Hochschule</strong> <strong>Offenburg</strong>.<br />
Wir sind uns sicher, dass wir mit<br />
ihm als Studiendek<strong>an</strong> und damit Leiter<br />
des Studieng<strong>an</strong>gs Medizintechnik den<br />
Richtigen gewählt haben, um dem Studium<br />
<strong>der</strong> Medizintechnik <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Offenburg</strong> ein eigenes, unverwechselbares<br />
Profil zu geben.<br />
PROF. DR. WERNER REICH<br />
DEKAN E+I