Dokumentation Fachtag „Sucht und Familie“ - Agethur

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Dokumentation zum Fachtag Sucht und Familie am 16. Februar 2013 Die Belastung der Kinder besteht in einer Kombination aus familiären Stressfaktoren und dem substanzbedingtem Verhalten der Eltern. Kinder in Familien, in denen die Väter am frühen Abend exzessiv zu Hause trinken, trugen die stärksten Folgen davon. Klein & Zobel, 1997 Die familiäre Umgebung von Nutzern illegaler Drogen zeichnet sich durch unterschiedliche Lebensstile, Gesundheitsrisiken, kriminelle Aktivitäten und dem Risiko der Inhaftierung aus. Hogan, 1998 Hochrisikokonstellation für Kindeswohlgefährdung Eine psychische Erkrankung beider Elternteile Der Ausfall der Alltagsversorgung Kein offener Umgang mit der Krankheit Vorausgegangene Trennungen von wichtigen Bezugspersonen Eine fehlende gute Beziehung zu einem gesunden Elternteil Mattejat und Lisofsky, 2008 Modelle, die die Dynamik in alkoholbelasteten Familien abbilden, finden zunehmend Berücksichtigung. Es werden vermehrt Familienangehörige in die Behandlung miteinbezogen Copello, 2005 Personen, die in alkoholbelasteten Familien aufgewachsen sind, wählen häufig Partner, die ebenfalls in alkoholbelasteten Familien aufgewachsen sind. Assortative Mating Leonard & Eiden, 2007 Die Kinder müssen sich auf völlig veränderte Interaktionsmuster innerhalb der Familie einstellen. Sie reagieren mit Angst Rückzug körperlichen Symptomen geben sich selbst die Schuld für den Rückfall Kindern werden kaum Bewältigungsstrategien vermittelt 7 9 11 13 16 Risiken und Auffälligkeiten von Kindern suchterkrankter Eltern Fetales Alkoholsyndrom Fetale Alkoholeffekte Externalisierende/internalisierende Auffälligkeiten Abhängigkeitserkrankungen der Kinder Vernachlässigung/Missbrauch Gewalterfahrungen Inkonsistentes Erziehungsverhalten Hohes Maß intrafamiliärer Konflikte II. Paar- und familiendynamische Aspekte Die Familien pendeln zwischen den beiden Zuständen Nüchternheit und Betrunkenheit des Abhängigen. Phasen der Nüchternheit: Strukturierte Tagesabläufe Pläne Absprachen Rückfall: Versprechungen werden hinfällig Zukunftspläne verworfen III. Fallbespiele 8 10 12 14
Dokumentation zum Fachtag Sucht und Familie am 16. Februar 2013 Fallbeispiel I Mädchen 14 Jahre Mehrmalige stationäre Aufenthalte auf unserer Jugendstation (Kontakt über die Schule) Symptomatik: habe sich zunehmend zurückgezogen, habe ihre Sorgen und Probleme mit sich selbst ausgemacht. Nach einem Kontakt mit dem Vater fühle sie sich bedroht und ängstlich. Dieser habe in alkoholisiertem Zustand bei ihr geklingelt. Sie mache sich auch große Sorgen um die Gesundheit und den psychischen Zustand ihres Vaters. Sie sei ihren Freunden gegenüber verantwortungsvoll und würde sich ihren Problemen annehmen, dies belaste sie sehr. Eigenanamnese: Im Kindergarten starke Trennungsängste, sie habe beim Abschied viel geschrien, sekundäre Enuresis nocturna, in der Schule wenig gesprochen, sei passiv gewesen, habe „bockiges Verhalten“ gezeigt. Sie habe sich schwer verbal auseinandersetzen können und habe mit Treten reagiert. Sie sei wenig anstrengungsbereit gewesen, habe wenig Fleiß gezeigt. Sie sei in der Schule passiv, würde nicht mitarbeiten, Leistungsknick, immer wenig Sport. Selbsteinschätzung: Wenig aktiv, besonderes Bedürfnis nach Alleinsein, wenig Interesse und Engagement in sozialen Beziehungen, übermäßig zurückhaltend und scheu. Sie ist von sich selbst wenig überzeugt und empfindet sich als minderwertig. Gleichzeitig erlebt sie sich als impulsiv und emotional. Überdurchschnittliches Maß depressiver Symptome Fallbeispiel II Mädchen 17 Jahre Mehrmalige stationäre Aufenthalte auf unserer Jugendstation Symptomatik: Patientin berichtet von lebensmüden Gedanken und dem Wunsch, tot sein zu wollen. Sie habe sich sehr zurückgezogen, eine Fassade aufgebaut und fühle sich schuldig und verantwortlich, dass es der Mutter schlecht gehe. Sie leide seit Wochen unter Durchschlafstörungen, sei apathisch und funktioniere nur noch. Sie habe Angst vor Albträumen und könne schwer alleine sein. 15 17 19 21 17 Familienanamnese: Mutter habe Gewalt in der Schwanger-schaft erfahren (Vater habe Mutter in den Bauch getreten), die Ehe sei nach der Geburt immer schlechter geworden. Vater: Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit, V. a. Drogenmissbrauch, impulsives, auch selbstverletzendes Verhalten, Gefängnisaufenthalt wegen Einbruch, alkoholisiertes Fahren ohne Führerschein, seit der Trennung der Eltern besteht kaum Kontakt zur Patientin. In der Partnerschaft sei er häufig unterwegs gewesen. Es habe Gewalt in der Ehe gegeben. Psychischer Befund: In sich zurückgezogen, verminderter Antrieb mit fehlender Tagesstruktur, sozialer Rückzug, Leistungsknick, Appetitsteigerung mit Essattacken und Gewichtszunahme, affektiv gedrückt, traurig über familiäre Situation und Sündenbockzuschreibung durch die Mutter. Angabe von selbstverletzendem Verhalten und lebensmüden Gedanken („welchen Sinn hat ihr Leben in Konfliktsituationen“?). Familiensystem: Mutter: starke Überforderung mit Depression, Ängsten und Essstörung große Schwierigkeiten in der pädagogischen Führung beider Kinder Bruder: Angst und Depression, Somatisierungsstörung, ambulante jugendpsychiatrische und psychotherapeutische Betreuung, zuvor selber stationärer Aufenthalt auf unserer Jugendstation Familienanamnese: Die Mutter arbeitet als Psychologin. Vater: Ist im Kinderheim aufgewachsen, Suchterkrankung (Alkohol und Drogen), verstorben und erst 1 Woche nach seinem Tod aufgefunden worden. Partnerschaft: Die Mutter habe sich auf Grund der Suchtproblematik im 1. Lebensjahr der Tochter getrennt. Kontakte zum Vater seien unregelmäßig gewesen. Er habe aber immer den Kontakt gehalten. Die Besuche erfolgten in der Wohnung der Mutter, im 6./7. Lebensjahr auch ohne die Mutter. Halbschwester (v): 8 Jahre 16 18 20 22
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