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Dokumentation Fachtag „Sucht und Familie“ - Agethur

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<strong>Dokumentation</strong> zum <strong>Fachtag</strong> Sucht <strong>und</strong> Familie am 16. Februar 2013<br />

Fallbeispiel I<br />

Mädchen 14 Jahre<br />

Mehrmalige stationäre Aufenthalte auf unserer<br />

Jugendstation (Kontakt über die Schule)<br />

Symptomatik: habe sich zunehmend zurückgezogen,<br />

habe ihre Sorgen <strong>und</strong> Probleme mit sich selbst<br />

ausgemacht. Nach einem Kontakt mit dem Vater fühle<br />

sie sich bedroht <strong>und</strong> ängstlich. Dieser habe in<br />

alkoholisiertem Zustand bei ihr geklingelt. Sie mache<br />

sich auch große Sorgen um die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> den<br />

psychischen Zustand ihres Vaters. Sie sei ihren<br />

Fre<strong>und</strong>en gegenüber verantwortungsvoll <strong>und</strong> würde<br />

sich ihren Problemen annehmen, dies belaste sie sehr.<br />

Eigenanamnese:<br />

Im Kindergarten starke Trennungsängste, sie habe beim<br />

Abschied viel geschrien, sek<strong>und</strong>äre Enuresis nocturna, in<br />

der Schule wenig gesprochen, sei passiv gewesen, habe<br />

„bockiges Verhalten“ gezeigt. Sie habe sich schwer verbal<br />

auseinandersetzen können <strong>und</strong> habe mit Treten reagiert.<br />

Sie sei wenig anstrengungsbereit gewesen, habe wenig<br />

Fleiß gezeigt. Sie sei in der Schule passiv, würde nicht<br />

mitarbeiten, Leistungsknick, immer wenig Sport.<br />

Selbsteinschätzung:<br />

Wenig aktiv, besonderes Bedürfnis nach Alleinsein, wenig<br />

Interesse <strong>und</strong> Engagement in sozialen Beziehungen,<br />

übermäßig zurückhaltend <strong>und</strong> scheu. Sie ist von sich<br />

selbst wenig überzeugt <strong>und</strong> empfindet sich als minderwertig.<br />

Gleichzeitig erlebt sie sich als impulsiv <strong>und</strong><br />

emotional.<br />

Überdurchschnittliches Maß depressiver Symptome<br />

Fallbeispiel II<br />

Mädchen 17 Jahre<br />

Mehrmalige stationäre Aufenthalte auf unserer<br />

Jugendstation<br />

Symptomatik: Patientin berichtet von lebensmüden<br />

Gedanken <strong>und</strong> dem Wunsch, tot sein zu wollen. Sie<br />

habe sich sehr zurückgezogen, eine Fassade aufgebaut<br />

<strong>und</strong> fühle sich schuldig <strong>und</strong> verantwortlich, dass<br />

es der Mutter schlecht gehe. Sie leide seit Wochen<br />

unter Durchschlafstörungen, sei apathisch <strong>und</strong><br />

funktioniere nur noch. Sie habe Angst vor Albträumen<br />

<strong>und</strong> könne schwer alleine sein.<br />

15<br />

17<br />

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Familienanamnese:<br />

Mutter habe Gewalt in der Schwanger-schaft erfahren<br />

(Vater habe Mutter in den Bauch getreten), die Ehe sei<br />

nach der Geburt immer schlechter geworden.<br />

Vater: Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit, V. a. Drogenmissbrauch,<br />

impulsives, auch selbstverletzendes<br />

Verhalten, Gefängnisaufenthalt wegen Einbruch,<br />

alkoholisiertes Fahren ohne Führerschein, seit der<br />

Trennung der Eltern besteht kaum Kontakt zur Patientin. In<br />

der Partnerschaft sei er häufig unterwegs gewesen. Es<br />

habe Gewalt in der Ehe gegeben.<br />

Psychischer Bef<strong>und</strong>:<br />

In sich zurückgezogen, verminderter Antrieb mit fehlender<br />

Tagesstruktur, sozialer Rückzug, Leistungsknick, Appetitsteigerung<br />

mit Essattacken <strong>und</strong> Gewichtszunahme,<br />

affektiv gedrückt, traurig über familiäre Situation <strong>und</strong><br />

Sündenbockzuschreibung durch die Mutter. Angabe von<br />

selbstverletzendem Verhalten <strong>und</strong> lebensmüden<br />

Gedanken („welchen Sinn hat ihr Leben in Konfliktsituationen“?).<br />

Familiensystem:<br />

Mutter: starke Überforderung mit Depression, Ängsten <strong>und</strong><br />

Essstörung<br />

große Schwierigkeiten in der pädagogischen<br />

Führung beider Kinder<br />

Bruder: Angst <strong>und</strong> Depression, Somatisierungsstörung,<br />

ambulante jugendpsychiatrische <strong>und</strong> psychotherapeutische<br />

Betreuung, zuvor selber stationärer<br />

Aufenthalt auf unserer Jugendstation<br />

Familienanamnese:<br />

Die Mutter arbeitet als Psychologin.<br />

Vater: Ist im Kinderheim aufgewachsen, Suchterkrankung<br />

(Alkohol <strong>und</strong> Drogen), verstorben <strong>und</strong> erst 1 Woche nach<br />

seinem Tod aufgef<strong>und</strong>en worden.<br />

Partnerschaft: Die Mutter habe sich auf Gr<strong>und</strong> der Suchtproblematik<br />

im 1. Lebensjahr der Tochter getrennt.<br />

Kontakte zum Vater seien unregelmäßig gewesen. Er<br />

habe aber immer den Kontakt gehalten. Die Besuche<br />

erfolgten in der Wohnung der Mutter, im 6./7. Lebensjahr<br />

auch ohne die Mutter.<br />

Halbschwester (v): 8 Jahre<br />

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