Blindheit - cisOnline

B. BLINDES KIND UND SCHULE
1. Besondere Bedingungen
Blindheit bedeutet, unter besonderen (anderen) Bedingungen
zu leben - daher heißt es auch in der Schule, auf diese
Bedingungen besonders einzugehen und Wissen anders
gewichtet zu vermitteln.
1.1. Überwiegende Informationsaufnahme durch Tasten
Subjektivität: Das im wahrsten Sinn des Wortes "hautnahe"
Erleben ist von stärkerem subjektivem Reiz und hat damit
größeren Einfluss auf Gefühle und seelische Haltungen. Die
daraus resultierenden Vorstellungen über die Umwelt sind
"persönlicher", also stärker emotionell gefärbt. Zur Vermeidung
negativer Erlebnisse entwickeln blinde Kinder häufig eine
bemerkenswerte Tastscheu (Begriff der "Dingflucht").
Geringe Anschaulichkeit: Der Tastsinn kann im Vergleich
zum Sehsinn nur ein geringes Maß an Informationen vermitteln.
Das ergibt sich einerseits durch das Fehlen von Farben und
Mustern sowie die Unmöglichkeit, kleine Details zu erfassen;
andererseits werden immer nur Teile des Ganzen erfasst und
erst gedanklich "zusammengebaut". Man spricht von einer
sukzessiven Erfassung im Vergleich zur simultanen des Auges.
Schließlich dauert es auch wesentlich länger, einen
Gegenstand gründlich abzutasten (siehe Elefant, Seite 4).
Alle diese Tatsachen verursachen eine weniger genaue
Vorstellung über Materialbeschaffenheit und räumliche
Beziehungen des erkundeten Objekts. Es entsteht
grundsätzlich eine andere Bewertung und Gliederung der
erfassten Strukturen und letzten Endes ein Mangel an realem
Anschauungswissen.
Räumliche und strukturelle Beschränkung: Der Tastsinn ist
nur in der Reichweite des tastenden Organs (Hand- und
Armtastraum) anwendbar. Damit entziehen sich zu große
Objekte wie Häuser oder Bäume der haptischen Erfassung im
Original als Ganzheit. Rein abstrakte Begriffe wie "Perspektive"
oder der "Horizont" oder auch nur "Wolke" entziehen sich
hingegen völlig einer haptischen Entsprechung.
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