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Blindheit - cisOnline

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steht. Heute denke ich mit Schaudern an dieses Gerät zurück: Es war<br />

ein 286er, der - wenn man ihn auf Turbo stellte - gerade einmal 16 MHz<br />

zusammenbrachte. Sonst waren es überhaupt nur zehn. Ich arbeitete<br />

damals mit Word 5.0. Das ist heute undenkbar. Ich habe zwar diese<br />

Dosword-Version noch heute auf meinem Pentium 133, verwende sie<br />

aber nur zum Lesen. Schreiben kann ich dank neuester Technologie<br />

und trotz vieler Magengeschwüre, die mir diverse Computerfachleute<br />

bereitet haben - jeder schimpfte auf jeden - im Winword 6.0. Wenn ich<br />

an meine alte Maschine denke, werde ich manchmal direkt sentimental,<br />

trotz allem. Mein Stützlehrer M. F. pflegte übrigens immer zu sagen, der<br />

286er sei wegen seiner Langsamkeit „eine Strafe“, was ja auch stimmen<br />

mag. Natürlich ist er für mich heute nicht mehr tragbar.<br />

Soweit zum Thema Computer. Nun absolvierte ich also die Volksschule<br />

mit ganz gutem Erfolg. In seiner Hausarbeit, die er 1993, im Jahr<br />

meines Schulwechsels, schrieb, konnte M. F. stolz vermerken, dass der<br />

Modellversuch meiner Integration als gelungen betrachtet werden<br />

könne. Nebenbei sei gesagt, dass ich es noch nie fertiggebracht habe,<br />

die ganze Hausarbeit zu lesen, obwohl ich ihr Thema bin.<br />

In dieses Jahr 1993 fallen auch von gewissen Institutionen verbreitete<br />

Gerüchte, ich sei in der Integrationsklasse unglücklich. Ich wies diese<br />

Behauptungen scharf zurück und tue es noch heute. Natürlich möchte<br />

ich nicht sagen, dass meine Schulzeit ohne Probleme verlaufen wäre -<br />

es gab insbesondere mit den Schulbüchern große Schwierigkeiten -,<br />

aber unglücklich bin ich deswegen nie gewesen.<br />

Als ich ins Gymnasium eintrat, hatten meine Eltern große Angst. Sie<br />

befürchteten, dass der Lehrerwechsel mich zu sehr überfordern werde.<br />

Auch dieses Problem hat sich allerdings erübrigt, denn ich hatte, wie<br />

sich bald zeigte, mit der Vergrößerung des Lehrpersonals kaum<br />

Schwierigkeiten. Auch computermäßig verlief alles weiterhin so wie<br />

zuvor - doch leider auch schulbuchmäßig. Denn das Niveau der Bücher<br />

änderte sich keineswegs mit dem Niveau der Schule. Aber das ist ein<br />

anderes Problem, das hier nicht erörtert werden soll.<br />

Und heute? Heute gelte ich bei meinen Mitschülern als angesehener<br />

Lehrerparodist, habe mit Mathematik noch immer meine<br />

Schwierigkeiten, bin aber sonst ziemlich gefestigt. Mein Schulalltag<br />

verläuft im Großen und Ganzen so wie der eines ganz gewöhnlichen<br />

Gymnasiasten in der 5. Klasse und das ist gut so.<br />

Raphael Spitzer<br />

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