PDF-Download 2,7 MB - FHVD - Fachhochschule für Verwaltung ...
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Hier haben wir vereinbart, auch den<br />
Handlungsbedarf zur Beseitigung von<br />
Diskriminierungstatbeständen zu<br />
bearbeiten.<br />
Wir arbeiten zur Zeit an einer Checkliste,<br />
die zur Unterstützung bei Tarifverhandlungen<br />
genutzt werden kann.<br />
Sie soll helfen, mittelbare Diskriminierung<br />
bereits im Vorfeld von laufenden Tarifverhandlungen<br />
zu minimieren bzw. ganz<br />
auszuschließen.<br />
Einen ersten Entwurf werden wir im<br />
Herbst vorlegen.<br />
Wir wissen, dass die Ausgestaltung und<br />
Anwendung diskriminierungsfreierer<br />
Arbeitsbewertungsverfahren ein politischer<br />
Prozess ist – und bleibt.<br />
Und ein Ergebnis hängt davon ab, wer<br />
welche Interessen durchsetzen kann und<br />
will.<br />
Es wäre jedoch prüfenswert, inwieweit<br />
Tarifvertragsparteien neue, gemeinsame<br />
Wege im Sinne einer gender-orientierten<br />
Tarifpolitik beschreiten könnten.<br />
Ein interessanter Vorschlag kommt von<br />
der Europäischen Stiftung zur<br />
Verbesserung der Lebens- und<br />
Arbeitsbedingungen 4 .<br />
Sie empfiehlt, ein gemeinsames<br />
»Gleichbehandlungsgremium« einzusetzen,<br />
das <strong>für</strong> die Implementierung und<br />
Auswertung von Verhandlungsergebnissen<br />
zuständig ist.<br />
Wir werden uns mit dem Vorschlag noch<br />
näher befassen.<br />
Eins wird jedoch schon heute mehr als<br />
deutlich und daran muss gearbeitet<br />
werden:<br />
Nur durch das Zusammenwirken aller<br />
Akteure auf allen Entscheidungs- und<br />
Handlungsebenen können erforderliche<br />
Wirkungen erzeugt und letztendlich auch<br />
Veränderungen durchgesetzt werden. Dies<br />
geschieht nicht von heute auf morgen.<br />
Die Veränderungen von Strukturen und<br />
Gewohnheiten gestalten sich oft als zäher<br />
und langwieriger Prozess.<br />
Doch ich bin sehr zuversichtlich, dass wir<br />
weiter vorankommen. Wir sind auf einem<br />
gutem Weg. Die Projektergebnisse von<br />
Hannover sind <strong>für</strong> uns dabei ein wichtiger<br />
Baustein.<br />
Chancengleichheit ist jedoch nicht nur<br />
eine Angelegenheit von Frauen, sondern<br />
auch <strong>für</strong> Betriebe und deren Beschäftigte,<br />
eben <strong>für</strong> Frauen und Männer.<br />
Um Chancengleichheit als gesamtbetriebliche<br />
Strategie zu<br />
verankern, braucht es das<br />
Engagement beider Geschlechter.<br />
Ich hoffe, dass es gelingt, in einen<br />
Dialogprozess zwischen den<br />
Geschlechtern einzutreten, um gemeinsam<br />
Chancengleichheit zu erreichen.<br />
Die Rahmenbedingungen da<strong>für</strong> sind<br />
geschaffen und müssen mit Leben gefüllt<br />
werden.<br />
»Nur ein Tarifrecht, das den Grundsatz<br />
›Gleiches Entgelt <strong>für</strong> gleichwertige Arbeit‹<br />
verwirklicht, kann sich modern nennen« –<br />
da<strong>für</strong> haben die Projektbeteiligten ihre<br />
Unterschrift geleistet und da<strong>für</strong> werden<br />
sie auch eintreten.<br />
1 Als Geburtsjahr der Arbeitsbewertung gilt 1942. Damals<br />
wurde zwischen der Deutschen Arbeitsfront und der<br />
Reichsgruppe Industrie der »Lohngruppenkatalog Eisen und<br />
Metall (LKEM)« entwickelt und als verbindliche Richtlinie in<br />
der Metallindustrie eingeführt.<br />
Von den 8 Lohngruppen waren ausdrücklich nur die unteren<br />
5 <strong>für</strong> die weiblichen Gefolgschaftsmitglieder vorgesehen.<br />
Aber das ist nicht alles: Aus »sozialen Gründen« wurde bei<br />
Frauen generell ein Abschlag von 25 Prozent der<br />
entsprechenden Grundlöhne <strong>für</strong> Männer vorgenommen. Erst<br />
1955 erklärte das Bundesarbeitsgericht diese Praxis <strong>für</strong><br />
rechtswidrig, und erst 1972 (30! Jahre später) wurde die letzte<br />
dieser Niedriglohngruppen abgeschafft.<br />
2 Dr. Regine Winter unter Mitarbeit von Prof. Dr. Gertraude Krell<br />
3 weiteres Rechtsgutachten zu W-Gruppen der Arbeitsvertragsrichtlinie<br />
des Diakonischen Werkes vom Herbst 1999<br />
4 1999, S.10<br />
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