Das Themenheft zum Download - Ganztägig Lernen.
Das Themenheft zum Download - Ganztägig Lernen.
Das Themenheft zum Download - Ganztägig Lernen.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Öffentlichkeitsarbeit als Impuls zur (Ganztags-)Schulentwicklung<br />
40<br />
2008). Diese Initiative wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
sowie von Vertretern der Deutschen Wirtschaft gefördert. Schulen<br />
könnten jedoch auch selbst initiativ werden und ihre Lehrerpersönlichkeiten<br />
der lokalen Öffentlichkeit vorstellen.<br />
Schulen, die ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit professionalisieren wollen,<br />
müssen sich Klarheit über ihre Beweglichkeit zwischen diesen dualistischen<br />
Erwartungs- und Anforderungshorizonten verschaffen, Verhaltenssicherheiten<br />
zwischen den Polaritäten von Reservesystem und Interaktionssystem herstellen.<br />
Flexibilität auf der einen und Standfestigkeit der einzelnen Lehrkraft und<br />
auch Schule auf der anderen Seite werden im Konfliktfall auf die Probe<br />
gestellt. Unter der Strapaze zeigt sich, wie die einzelnen Akteure mit einem<br />
Sachverhalt umgehen, in welcher Weise und welchem Umfang sie sich verantwortlich<br />
fühlen. Schulen, die maßgeblich im Interaktionssystem agieren,<br />
werden die Belastungen, die beispielsweise durch einen Schüler mit normabweichendem<br />
Sozialverhalten entstehen, <strong>zum</strong> Thema der Schul- bzw. Klassengemeinschaft<br />
machen, um ein Klima zu schaffen, in dem Lösungsalternativen<br />
entwickelt werden können. <strong>Das</strong> heißt, Lehrkräfte und Eltern werden sich<br />
selbst thematisieren müssen, klären und verhandeln, worin Ängste und Vorbehalte<br />
bestehen, was die Ressourcen und Chancen sind. Sie werden klären,<br />
was gemeinsam getragen und verändert werden kann. Schulen, die auf der<br />
Ebene des Reservesystems agieren, folgen überwiegend gesetzlichen und<br />
verfahrenstechnischen Logiken. „Verhaltensauffälligkeit“ wird zu einer stigmatisierenden,<br />
(„sonder“-)pädagogischen Eigenschaftszuschreibung und<br />
damit Gegenstand eines behördlichen Vorganges, der Abklärung von Zuständigkeiten.<br />
Die systemischen Zusammenhänge zwischen Umgebungsvariablen<br />
und individuellen Verhaltensweisen geraten aus dem Blick. Auf dieser Basis<br />
wird der Schüler als „Index-Schüler“ definiert, der im Rahmen der institutionellen<br />
Zuständigkeitslogik als behandlungsbedürftig gilt und in die Hände<br />
z. B. des Schulpsychologischen Dienstes gehört. Die Möglichkeit, dass dieser<br />
Schüler u. U. Symptomträger unterschwelliger klassen- bzw. schulspezifischer<br />
Dynamiken und von Selbstüberforderungsphänomenen sein könnte, also Auffälligkeiten<br />
auch aus systemischer Perspektive beleuchtet werden müssen,<br />
gehört üblicherweise nicht <strong>zum</strong> Reflexions- und Handlungsrepertoire, zur<br />
Grundausstattung von Schule, erst recht nicht des Reservesystems. „Verhal‑<br />
tensauffälligen“ Lehrkräften, das heißt, Lehrern und Lehrerinnen, die den<br />
normierten Verhaltenskodex nicht einhalten, sondern beispielsweise das<br />
Interaktionssystem an ihren Schulen über die Reservestruktur hinaus sinn-