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Emmerich Heilsgeschichte - Theologisches.info

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musste.<br />

84<br />

Letzte Lebenstage der Seherin<br />

Auch wirkliche Erscheinungen Christi hatte das Kind schon vom 5. Lebensjahre an. Wenn<br />

Katharina auf dem Felde die Kühe hütete, erschien oft Jesus als himmlischer Knabe (Junge) — sie<br />

nannte ihn das „Jüngsken"—; zuweilen war er mit einem Kreuze beladen. Er sprach mit ihr über<br />

göttliche Dinge und lehrte sie sogar weibliche Handarbeiten, so dass sich die Mutter, wenn sie die<br />

fertigen Arbeiten ablieferte, wunderte, woher sie diese Kenntnisse habe. Es kam auch Johannes<br />

der Täufer als Kind auf das Feld und verkehrte mit Katharina wie ein Jugendgespiele; er lehrte sie<br />

allerlei Blumen und Kräuter kennen und leitete sie zu Tugenden an. Sie sah sein elterliches Haus<br />

und seine ganze Verwandtschaft, so dass sie dort fast heimischer war als im eigenen elterlichen<br />

Hause. Wenn sie allein auf dem Felde war, rief sie, wie sie sagte: „Das Hänschen mit dem Fell soll<br />

kommen!" und gleich erschien der Johannesknabe, der spätere Täufer. Einmal bekam sie als ganz<br />

junges Mädchen heftiges Fieber, so dass die Eltern ihren Tod befürchteten. Sie legte sich aber<br />

trotzdem nicht zu Bett, sondern ging wie sonst in und außer dem Hause herum. Draußen auf dem<br />

Felde trat ein schönes Kind, der Johannesknabe, zu ihr und zeigte ihr Kräuter, die sie pflücken und<br />

essen sollte, um gesund zu werden. Sie pflückte, aß und war alsbald wieder gesund. Sie sagte,<br />

unter diesen Pflanzen sei auch die Windenblume dabei gewesen, deren süßen Saft sie gesogen<br />

habe. Sie kannte alle Heilkräuter auf dem Felde und pflanzte sie in der Nähe ihrer Wohnung im<br />

Garten und Feld, wogegen sie weit umher die Giftpflanzen vertilgte. Diese Kenntnisse hatte sie<br />

durch den Verkehr mit dem Johannesknaben.<br />

Anna Katharina hatte von Natur aus eine fröhliche Gemütsart, die sie offenbar vom Vater<br />

geerbt hatte. Diesen erfreute sie während der Arbeit auf dem Felde durch manchen unschuldigen<br />

Scherz, so dass er das fleißige und heitere Kind gern bei sich hatte. Katharina hatte ein rundes<br />

Gesicht, eine sehr hohe Stirne, eine kurze zarte Nase, dunkelblaue, scharf blickende Augen,<br />

dichtes, dunkelbraunes Haar, das von Stirn und Schläfen zurückgekämmt und um den Scheitel<br />

geflochten war. Sie redete schnell, entsprechend der Lebhaftigkeit ihres Geistes und zwar<br />

entweder hochdeutsch oder in westfälischer Mundart. Die Farbe ihres Gesichtes wechselte rasch<br />

vom blühenden Rot bis zur fahlen Blässe, so dass sie oft nicht zu erkennen war. Dieses Erblassen<br />

ihres Gesichtes erfolgte gewöhnlich beim Anblick der Leiden ihrer Mitmenschen, an denen sie<br />

sogleich Anteil nahm.<br />

Doch das Mitleid genügte ihr nicht. Das Liebste war ihr, wenn sie helfen konnte, z. B. eine<br />

Wunde verbinden, ein Stückchen Brot oder Obst darreichen u. dergleichen. Wenn sie ein Kind<br />

krank oder leidend sah, bat sie den lieben Gott, er möge ihr das Leiden zukommen lassen und den<br />

Mitmenschen davon befreien. Und gewöhnlich wurde dieses ihr Gebet erhört; dem Leidenden ging<br />

es besser, während sich bei Katharina das herabgeflehte Übel einzustellen begann. Eines Tages<br />

lag ihre Mutter krank im Bette; sie hatte große Schmerzen im Gesicht, das ganz geschwollen war.<br />

Da kniete die kleine Katharina in einem Winkel der Stube nieder und flehte inständig zu Gott, dass<br />

er ihr die Schmerzen schicke und die Mutter gesund mache. Und siehe, bald darauf bekam das<br />

Kind große Zahnschmerzen und ein geschwollenes Gesicht. Die Mutter aber stand alsbald gesund<br />

vom Krankenbette auf, so dass sich ihre Angehörigen, als sie nach Haus kamen, über diese<br />

plötzliche Genesung nicht wenig wunderten.<br />

Ihre zarte Empfindung zeigte Katharina auch bei ihrer ersten heiligen Beichte, die sie mit 7<br />

Jahren verrichtete. Dabei war sie nämlich so ergriffen, dass sie beim Beichtstuhl in lautes Weinen<br />

ausbrach; ihre Erschütterung war so gewaltig, dass sie vom Beichtstuhl weggetragen werden

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