Baukunst und Kunstakademie
Baukunst und Kunstakademie
Baukunst und Kunstakademie
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II.<br />
Im unmittelbaren Anschluß an die Kunstbestrebungen Johann Wilhelms entwickelte sich die<br />
Kurfürstliche <strong>Kunstakademie</strong> (1769 -1805). Ihre Geschichtsschreiber. Wiegmann<br />
<strong>und</strong> Schaarschmidt, haben in ihren Darstellungen die <strong>Baukunst</strong> im Rahmen der alten<br />
Akademie ganz übergangen. 1 ) Damit scheidet ein wesentlicher Faktor für die Beurteilung der<br />
ersten Düsseldorfer Kunsthochschule aus. Aus der „Kurfürstlichen Maler-, Bildhauer- <strong>und</strong><br />
<strong>Baukunst</strong>akademie lv haben sie nicht allein eine Malerakademie gemacht, sondern auch alle<br />
dekorativen Gebiete, die mit der <strong>Baukunst</strong> zusammenhängen, ganz autfer Betracht gelassen. Es<br />
war die eigenartige Auffassung der Akademien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts von<br />
der ,,Hohen Kunst"" der Tafelmalerei <strong>und</strong> dem Historienbilde, die allein Aufgabe der Kunstkademien<br />
waren ; von dekorativer <strong>und</strong> angewandter Kunst, die mehr <strong>und</strong> mehr als Angelegenheit des Kunsthandwerka<br />
sich aus dem Rahmen der Akademie löste <strong>und</strong> für die man später Kunstgewerbe- <strong>und</strong><br />
Handwerkerschulen gründete; von<strong>Baukunst</strong>,dieals technische <strong>und</strong> kunstgeschichtliche AVissenschaften<br />
den Baugewerks- <strong>und</strong> Technischen Hochschulen zugewiesen <strong>und</strong> an den Akademien nur noch als<br />
eine Art Hilfswissenschaft der Ornament- <strong>und</strong> Formenlehre für die Maler angesehen wurde. Die<br />
Akademien des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts aber waren noch Allgemeinschulen für alle Gebiete der bildenden<br />
Künste. Wie innerhalb der Kunstbestrebungen Johann Wilhelms die <strong>Baukunst</strong> einen breiten<br />
Raum einnahm, so auch im Rahmen der von seinem Nachfolger Karl Theodor gegründeten Akademie.<br />
Und nichts ist bezeichnender für ihre Bedeutung ander alten Düsseldorfer Kunsthochschule als die<br />
Namen <strong>und</strong> die rege Anteilnahme der auswärtigen Akademiemitglieder an der Weiterentwicklung<br />
der blühenden Architekturabteilung. Sie standen mit den in Düsseldorf tätigen Mitgliedern in regem<br />
Gedankenaustausch <strong>und</strong> schenkten der Akademiesammlung ihre Entwürfe. So entstand die in hohem<br />
Maße interessante, bisher aber kaum gewürdigte Sammlung von Bauentwürfen des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, die<br />
neben der überreichen, fastlSOOO Stücke zählenden Sammlung von Handzeichnungen alter Meister <strong>und</strong><br />
der Fülle der dekorativen Entwürfe, von der im Anhang, im „Archiv für Geschichte <strong>und</strong> Aesthetik der<br />
Architektur" noch die Rede sein'wird, nicht zu den unwesentlichen Schätzen der Bestände des Kupferstichkabinetts<br />
der Düsseldorf er <strong>Kunstakademie</strong> zählt. Für den ersten Akademiedirektor Lambert Krähe<br />
war eine Kunsthochschule ohne Architekturabteilung einfach <strong>und</strong>enkbar, da er als Maler ja seine<br />
Hauptaufträge in Mannheim <strong>und</strong> Benrath von der <strong>Baukunst</strong> erhalten hatte. Und dasselbe feine<br />
Verständnis des Sich-anpassens <strong>und</strong> Zusammenarbeitens mit der Architektur zeichnet auch die<br />
erhaltenen dekorativen Entwürfe der übrigen Maler der Akademie aus.<br />
Zuerst hatte Lambert Krähe Josef Erb als Professor an die Architekturklasse berufen. Die<br />
Forschung zur Geschichte der alten Akademie wird immer erschwert bleiben, da die alten Akademieakten<br />
nur noch in lückenhaften Auszügen erhalten, die in den Sammlungen bewahrten Zeichnungen<br />
nicht alle signiert sind <strong>und</strong> schließlich die <strong>Baukunst</strong> der Zeit am Niederrhein <strong>und</strong> in dem benachbarten<br />
Westfalen noch viel zu wenig bearbeitet worden ist. Erb wird bei dem Ausbau Düsseldorfs in<br />
den letzten Jahrzehnten des f 8. Jahrh<strong>und</strong>erts reiche Beschäftigung gef<strong>und</strong>en haben. Damals entstand<br />
das neue Düsseldorf mit seiner so bew<strong>und</strong>erten Bau- <strong>und</strong> MVohnkultur, das „nette, reinliche, -wohlhabende<br />
Düsseldorf, eine -wohlgebaute Stadt, schöne massive Häuser, gerade <strong>und</strong> helle Straßen.<br />
Man -wetteifert miteinander, -wer sein Haus am schönsten, am bequemsten bauen soll-\ wie George<br />
Förster nach seinem Besuch in Düsseldorf im Jahre 1790 berichtet 2 ). Die letzten Jahrzehnte<br />
haben leider viele Erinnerungen dieser lebhaften Bautätigkeit beseitigt. Auch das erschwert die<br />
Forschung über die einzelnen Architektenmitglieder der alten Akademie. Neben Erb waren<br />
damals W auters, Flügel, Huschberge r, Kaes, der Erbauer der Statthalterresidenz,<br />
Peter Köhler <strong>und</strong> Karl Friedrich Schäffer in Düsseldorf tätig, Schäffer<br />
*) R. Wfcgtnan, Die Kgl. Kunst-Akademie zu Düsseldorf, 1856. — Friedrich Schaarschmidt, Geschichte der Düsseldorfer<br />
Kunst, 1902.<br />
a ) George Forster, Ansichten vom Niederrhein, 1791, I. S. 106.<br />
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