die Lehrlinge der Malerei mußten alle Vorkenntnisse anderswo <strong>und</strong> wohl meistens in einer praktischen Lehrzeit erworben sein. Denn ,,dijenigen, welche sich der <strong>Baukunst</strong> haubtsächlich widmen wollen, werden dazu nicht angenommen, sie haben denn anderweits die Rechenkunst (d. h. technische Vorkenntnisse) erlernet <strong>und</strong> seyen darin fähig bef<strong>und</strong>en worden"» MVollte nun ein Architektenlehrling als Akademist aufgenommen werden, so mußte er „ein großes Projekt mit Materialien- <strong>und</strong> Kosten-Überschlag der Akademischen Versammlung (d, h. dem Kollegium der Sitz <strong>und</strong> Stimme habenden ordentlichen Mitglieder) übergeben 1 ". Aus den siebziger Jahren ist von dem jungen Peter Krähe, der damals vielleicht noch keine 20 Jahre zählte, eine Akademistenarbeit }lpropraemio",d.h. für die silberne Akademistenmedaille, erhalten. Fassade, Schnitt <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riß einer ausgedehnten Schloßanlage. Vor einer oval gezogenen reichen Pilasterfassade mit Mittel- <strong>und</strong> Eckrisaliten eine geräumige Grande Cour, während vor den Seitenflügeln zwischen vorgezogenen Eckpavillons <strong>und</strong> offenen Säulenarchitekturen mit reich belebten Attiken obenaufdem Plattformwandelgang besondere Basse Cours angelegt sind. Trotz mancher verwandter Züge mit seinem LehrcrVerschaffelt zeigt der Entwurf den jungenKrahe schon als einen selbständigen <strong>und</strong> ausgereiften Baukünstler. In dieser Zeit verbrachte der Architekturstudierende noch nicht seine besten Jahre mit derVorbereitung zum Abiturientenexamen, sondern hatte in dem Alter schon längst seine bautechnische <strong>und</strong> baukünstlerische Ausbildung erworben. Man studiere nur einmal das Material der übrigen Akademistenarbeiten in den Sammlungen der Düsseldorfer Akademie! Und nur durch die frühzeitige praktische Betätigung ist es zu verstehen, dal? die Akademie im Jahre 1780 den damals erst 22 Jahre alten Akademisten Peter Krähe zu ihrem Ordentlichen Mitglied <strong>und</strong> zum Professor der Architekturklasse berufen konnte. Entwürfe für Marställe, Theater, Kirchen, Privathäuser aus der späteren Düsseldorfer Zeit zeigen eine geschickte Anordnung des Gr<strong>und</strong>risses <strong>und</strong> ein gereifteres Empfinden für die bauliche Einzelheit. Die Aufgabe eines fürstlichen Marstalls, mitten auf einem geräumigen Hof <strong>und</strong> regelmäßig umstellt von niedrigeren Trakten für Dienerwohnungen <strong>und</strong> Remisen, ähnlich gegliedert 'wie der Hauptbau <strong>und</strong> nach dem Innenhof sich öffnend in offenen Bogenstellungen, ist in verschiedenen Losungen bearbeitet worden. Ich bringe hier einen der Entwürfe (Abb. 14, 15). Die einzelnenBauteilederMittel- <strong>und</strong> Eckstücke des äußerenBaurechtecks sind ausgezeichnet zumHauptbau in Maßstab, Gewicht <strong>und</strong> imrhythmischenVerhältnis orientiert. DerVergleich mit den Arbeiten von Wilhelm Ferdinand Lipper in Münster i. Westfalen, der im Jahre 1773 dort Johann Conrad Schlaun in derVollendung des fürstbischöflichen Schlosses ablöste <strong>und</strong> dessen vornehmer Rombergscher Hof ebendort vom Jahre 1780 mit seiner durchgehenden Pilasterarchitektur von den Zeitgenossen so bew<strong>und</strong>ert wurde 1 ), liegt sehr nahe. Durch das gastliche Haus Jacobi, das damals die vornehmsten Namen Deutschlands, die der Kunstschätze wegen nach Düsseldorf kamen, in seinen Mauern beherbergte, herrschten die herzlichsten gesellschaftlichen* geistigen <strong>und</strong> künstlerischen Beziehungen zu Münster. Die Fürstin Gallitzin <strong>und</strong> der Minister „der verständige, edle <strong>und</strong> ruhige" Franz von Fürstenberg mit ihrem Fre<strong>und</strong>eskreise, den Hamann, Kindlinger» Dohm, Hemsterhuys, Buchholz, Sonnenberg, FriedrichLeopold von Stolberg usw. weilten oft längere Zeit in Düsseldorf, <strong>und</strong> Jacobi bei ihnen in Münster. Bei diesen engen Beziehungen beider Städte brachte der Münsterische Adolf von Vagedes auch keine fremde Note mit an den Niederrhein, als er im Jahre 1806 die Bautätigkeit des Kreises um Peter Krähe in Düsseldorf fortzusetzen hatte. Die Verwandtschaft des Charakters derLandschaft, des heimischen Baumaterials, des Backsteins, die engen ge~ sellschaf tlichen <strong>und</strong> geistigenZusammenhänge <strong>und</strong> eine verwandteAVohn-<strong>und</strong>Lebenskultur hatten auch dem in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. eindringenden französischen Klassizismus verwandte Formen entliehen. Lippers Vorliebe für ovale Säle mit klassizistisch entworfener Wandaufteilung, reichen Gebälken <strong>und</strong> Säulenstellungen in denSchlÖssern zu Münster <strong>und</strong>Vehlen, Glanzstücke des Stiles Ludwig XVI. auf deutschem Boden 2 ), kehren auch in Krahes Arbeiten wieder. Er hat für Karl Theodor einen ovalen Konzertsaal <strong>und</strong> einen ovalen Theatersaal entworfen, die er im Inneren ') Kerckerinck-Klapkeek, Alt-Westfalen. Die Bauentwicklung Westfalens seit der Renaissance, Stuttgart 1912, Abb. 343. 2 ) Kcrcfcerincfc-Klapheck a. a. O. Abb. 326, 327. 210
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