Baukunst und Kunstakademie
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Inventare 1 ). Das Schloff war schließlich ein unwohnliches Magazin geworden. Und um nui<br />
einigermaßen Raum zu schaffen., ließ Johann Wilhelm nebenan durch Jacobus du Bois da«<br />
neue Galeriegebäude, das sog. „Kunsthaus" errichten (Abb. 1—5, 7).<br />
Wenn man den Schloßhof nach dem Marktplatz zu verließ durch die neugeschaffenen Arkaden,<br />
vorbei an der großen Fontaine von Gabriel Chevalier de Grupello, die später ÄU Gr<strong>und</strong>e ging, so lag<br />
vor dem viereckigen Südostturm zunächst die Wache (Abb. 7)* Ein langgezogener Flügel, vor<br />
den eine offene Wandel- <strong>und</strong> Säulenhalle lief (Abb. 1). An beiden Enden eingefaßt von Pavillons<br />
mit reich gegliederter Attika. Und über das Ganze ließ der nordöstliche r<strong>und</strong>e Eckturm des<br />
Schlosses seine Haube hinausragen. Eine malerische Kulisse. Und städtebaulich der reizvolle<br />
Abschluß vom Marktplatze aus. Durch den einen Pavillon betrat man den Galeriehof (Abb. 3).<br />
Und hier öffnete sich dem Südflügel des Schlosses der hufeisenförmige Galeriebau (Abb. 7). Heute<br />
ist nur noch ein Flügel der Anlage erhalten. Aber der reich illustrierte Prachtkatalog der<br />
Gemäldesammlung von Nicolas de Pigage hat uns nicht allein Gr<strong>und</strong>riß <strong>und</strong> Schnitt (Abb. 2),<br />
sondern auch von jeder Wand der Galeriesäle die Anordnung der Kunstschätze bildlich überliefert 2 ).<br />
Der Bau war recht einfach. Ein Nutzbau, der schlichte Rahmen für die Kostbarkeiten, die er<br />
fassen sollte. Nur die Mittelachse des Mittelbaus hatte sich in einem vortretenden Risalit eine<br />
reichere Gliederung gestattet, oben in einer Attika das Portraitmedaillon Johann Wilhelms <strong>und</strong><br />
seiner Gemahlin. In der Mitte des Hofes stand einstens die Riesenpyramide, die phantastische<br />
plastische Allegorie von Grupello, die später den Mannheimer Paradeplatz schmücken mußte. Im<br />
Erdgeschoß des Galeriebaus standen die Plastiken. Im Obergeschoß hingen die Gemälde. Abner<br />
Birdt hatte die kunstvolle Treppe geschaffen. Gerhard Josef Karsch hatte das Treppenhaus ausgemalt<br />
<strong>und</strong> Antonio Milanesi, Domencio Zanetti, Antinio Pellegrini <strong>und</strong> Martin Fischer die Decken<br />
der Galeriesäle mit Scheinarchitekturen. Das war, neben dem Schlosse, die Stätte, die im<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert aus aller Herren Länder die vornehmsten Namen nach Düsseldorf lockte <strong>und</strong> wo<br />
im folgenden Jahrh<strong>und</strong>ert sich die <strong>Kunstakademie</strong> einrichtete* Und bis zum Akademiebrand vom<br />
Jahre 1873 war der dekorative Schmuck der Wände <strong>und</strong> Decken noch erhalten.<br />
Ein glücklicherer Stern als über dem Düsseldorfer Schloß, Oper <strong>und</strong> Marstall <strong>und</strong> Johann<br />
Wilhelms Plänen für Heidelberg hat über Albertis Schloßbau zu Bensberg gestanden, wenn auch<br />
die Jahre 1792 <strong>und</strong> folgende, während deren es als Lazarett der kaiserlichen Heere benutzt wurde,<br />
ihm übel mitgespielt haben, <strong>und</strong> wenn auch das Jahr 1805 ihm bis auf geringere Dinge alle Kunstwerke<br />
entführte <strong>und</strong> die Umgestaltung zu einem Kadettenhause in den Jahren 1838 bis 1842 den<br />
stolzen Bau arg entstellt hat. Die Treppenhäuser wurden verlegt <strong>und</strong> dabei natürlich die einst so<br />
bew<strong>und</strong>erten Deckenmalereien beseitigt. Die für die Geschichte der Barockplastik in den Rheinlanden<br />
höchst interessanten Stukkaturen 'wurden bis auf wenige Reste abgeschlagen. Marmorkamine<br />
<strong>und</strong> Balkongitter wurden herausgerissen. Die offenen mit Arkaden belebten Galerien der Außenflügel<br />
wurden zugemauert <strong>und</strong> ebenso der innere Hof, so daß die perspektivische Raumwirkung<br />
des Schloßhofes ganz außerordentlich beeinträchtigt worden ist (Abb. 8). Ich habe versucht, den<br />
einstigen Zustand zeichnerisch wieder herzustellen (Abb. 10,11). Alte Darstellungen bei JanWeenix<br />
in der Alten Pinakothek zu München <strong>und</strong> in der Raparinischen Handschrift waren die Unterlagen.<br />
Dazu der erhaltene Gr<strong>und</strong>riß vor der Entstellung 3 ). Albertis Studienjahre in Paris sind unverkennbar.<br />
Die großen Franzosen Leveau <strong>und</strong> Hardouin Mansard schwebten seinen Arbeiten vor<br />
Augen. Vor allem aber Versailles, in dem Zurücktreten der Seitenflügel, der Kniestellung der<br />
Hof gebäude, dem Abnehmen der Stockwerkhöhen bis zu den nur eingeschossigen Außenbauten mit<br />
Vasen <strong>und</strong> Putten auf der Attika <strong>und</strong> den Terrassenanlagen, die hier alle Zufälligkeiten der gegebenen<br />
!) Des Herrn von Blainville Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland usw. übersetzt von Johann Tobias Köhler,<br />
1764 Band I. — Herrn Zacharjaa Conrad von Uffenbachs Merkwürdige Reifen durch Niedersachsen, Holland <strong>und</strong> Engelland.<br />
III. Teil 1754. — Klapheck, Geschichte der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf 1919. Anlagen.<br />
2 ) Nicoiaa de Pigage, La galerie eleetorale de Düsseldorf ou catalogue raisonne" et figure de sei tableaux etc. 1788.<br />
3 ) Klapheck, <strong>Baukunst</strong> tm Niederrhein II, Abb. 35.<br />
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W. M. B. IV 7/8