Zustand wiederher<strong>und</strong>nimmt eine in den letzten Jahrzehnten durch falsch orientierte Organisationseinflüsse unterbrochene Überlieferung der Zeit Johann Wilhelms, der kurfürstlichen wie der preußischen Akademie der ersten Jahrzehnte -wieder auf. Die Düsseldorfer Gemäldegalerie Johann Wilhelms war ja nur ein Teil, <strong>und</strong> nicht einmal der ausschlaggebende Teil seiner ausgedehnten Kunstbestrebungen. DaJ? seine sog. „Schatzkammer". eine Überfülle ausgesuchter kunstgewerblicher Kostbarkeiten, seine w<strong>und</strong>erbaren ^Vaffen-. Medaillen-, Plastiken-, Antiken-, Instrumenten- <strong>und</strong> 'wissenschaftlichen Sammlungen in nicht geringerem MaJ?e seine Interessen dauernd fesselten, ist viel zu wenig bekannt. Aber dabei handelt es sich nicht ausschließlich um Johann AVilhelms Sammelleidenschaft, Ihm war darum zu tun, das Kunsthandwerk in seinen niederrheinischen Landen zu heben <strong>und</strong> beleben. Man liebt es, von einer ^Düsseldorf er Malerschule" unter JohannWilhelm zu reden <strong>und</strong> die große Zahl klangvoller Namen aufzuführen. Aber nicht weniger bedeutend war Johann Wilhelms Düsseldorfer Kunsthandwerkerkolonie: Johann Franz Douven, Peter Boy» Johann Jacob Buchhoven, Michael Posner, Johann Conrad Sartor waren seine Kunstdemailöre. VidoTasso stand jahrelang mit einer Schar italienischer Damastwirker in seinen Diensten. Wilhelm Bird als Kunstschlosser. Carlo Bonaveri, Francesco Orsolini, Gorini, Gualardi, Antonio Rizzo, Bugliachi, Antonio Fabri u. a. als Kunststuckatöre, Guidemont Guimet de Beaulie, Isaac Naville, Lagisse, Fürstenfeld, Dionysius de Four <strong>und</strong> Noel de Nou als Kunstuhrmacher. Giorgio Stella, Simon Eckart <strong>und</strong> Johann Carmer als ,,Kabinettsjubiliere*\ Dann die Kunsthandwerker Isaac <strong>und</strong> Franziscus Guimon, Jacob Peravard u. a. Anton Lautenschein, der bew<strong>und</strong>erte Kunstschreiner. Die geschickten Medaillenschneider Johann Linck, Johann Heinrich Hanckamer, Gabriel le Clerc, Johann Seiter usw. Ihre Arbeiten zählen zu den besten ihrer Zeit, Dann nicht zu vergessen der unvergleichliche ^Vaffenmeister Hermann Bongard. Die Arbeiten dieser Meister wird man in den Sammlungen des Bayrischen National-Museums zu München <strong>und</strong> in den ehemaligen kgl. Schlössern dort wiederfinden. Johann Wilhelm suchte aus allen Gegenden „aller rarer Manufacturen Liebhaber <strong>und</strong> erfahrene Leuthe auch andere von nutzbaren Handwerkhs- Leuthen zue Einpflanzung <strong>und</strong> Besetzung allhie zu bawen angefangener Statt beyzubringen*\ Damit berühren wir das wichtigste Kapitel der Kunstbestrebungen Johann Wilhelms, seine großen Bauunternehmungen <strong>und</strong> die Stadterweiterung Düsseldorfs, das beim Heimgänge des Kurfürsten ein ganz neues Aussehen erhalten <strong>und</strong> um die Hälfte seines früheren Flächeninhaltes sich ausgedehnt hatte* Im Mittelpunkte der großzügigen Unternehmungen stand, neben den Architekten Paul Reiner, Michael Cagnon, Domenico Martinelli, Jacobus du Bois, Antonio Riva <strong>und</strong> Aloysius Bartolus oder Bartoly, die Gestalt des kurfürstlichen Oberbaudirektors Mathias Graf von Alberti. Ein vergessener Barockarchitekt. Aber nicht allein einer der Hauptträger der Kunstbestrebungen Johann Wilhelms, sondern auch eine interessante gelehrte Persönlichkeit. Er war Mitglied der von dem Cosmographen der Republik Venedig, Marcus Vinzenz Coronelly, gegründeten „Akademie der Argonauten**. Das Bayrische National-Museum zu München bewahrt von ihm noch einen Erdglobus mit der Inschrift Matteo Conte di Alberti. Aber auch andere wissenschaftliche Experimente beschäftigten ihn, <strong>und</strong> damit gewann er das besondere Vertrauen des ebenfalls wissenschaftlich rege interessierten Kurfürsten, der ihn zu seinem Generaladjutanten <strong>und</strong> Generalwachtmeister des kurfürstlich pfälzischen Artillerie- <strong>und</strong> Ingenieurcorps ernannte. Man hat lange Zeit den Namen Alberti nicht weiter umschreiben können, bis Paul Clemen im Jahre 1898 bei Gelegenheit der Veröffentlichung des grandiosen Schloßprojektes für Düsseldorf im dortigen Historischen Museum den Grafen als Verfasser festlegen konnte 1 ). Genauere Angaben über seine Lebensumstände findet man in der Prachthandschrift von George Marie Raparini, Johann Wilhelms Cabinets-Secretario.'") Theodor Levin hat dazu noch wertvolle archivalische Ergänzungen liefern können. 3 ) Raparini nennt den kurfürstlichen Oberbaudirektor „castrorum praefectus et supremus aedificorum director". *) Paul Clemen in der Zeitschrift für Bauwesen. 1898, 5- 158. ^) «,Lc portrait du vrai me.fitc dantf la perttonnc scr. de mons. TElccteur Palatin"' im Besitz von Herrn Otto Plauni auf der Fahneburg bei Düsseldorf. 3 ) Düsseldorfer Jahrbuch XX, S. 123. 198
6. Düsseldorf. Ekcmali^e Akademie (altes kurfürstliches Scklol?) Nach einer Aufnahme von 1756. Vgl. Abh. 4 u. 7 Abk. 7. Düsseldorf. Ehemaliges Schloß Gruodrfl?. Rechts die Wache mit dem Galcriehof. Nach einer Aufnahme von 1756 199