Düsseldorfer Akademie ihre Ausbildung erhielten, nenne ich Bruno Schmitz. Bezeichnend für die Stellung des Architekturprofessors ist auch die Tatsache, dal? mit ihr fast durchgehend der nicht unwichtige Posten des Ständigen Sekretärs der Akademie verb<strong>und</strong>en "war. Schaff ers Nachfolger war der gelehrte <strong>und</strong> in allen Künsten bewanderte Rudolf Wiegmann (1838—1865), Ihm folgte Ernst Giese, der Erbauer des Düsseldorfer Stadttheaters <strong>und</strong> nach dem SchloJ?brand vom Jahre 1873, in Verbindung mit Riffarth, der neuen Akademie am Sicherheitshafen. Dann der durch seine ,,KunsttopographieDeutschlands" bekannt gewordene Gotiker Wilhelm Lotz* Der letzte Inhaber der Professur für <strong>Baukunst</strong> war der vielseitige Architekt <strong>und</strong> Maler Adolf Schill (1880-1911). Die Zahl der Architekturstudierenden nahm freilich in den drei letzten Jahrzehnten immer mehr ab, so dal? schließlich von der Architekturabteilung nur noch ein architektonischer Formen<strong>und</strong> Ornamentunterricht für Maler <strong>und</strong> Bildhauer übrig blieb. Und das hängt mit der allgemeinen Entwicklung unserer Kunstschulen zusammen. Die Akademien hatten nach <strong>und</strong> nach ihren alten Charakter als Allgemeinschulen für alle Gebiete der bildenden Künste verloren <strong>und</strong> sich immer mehr zu Malerakademien entwickelt. Zunächst wurde nur in ganz seltenen Fällen der alte Werkstättenbetrieb wieder aufgenommen. Die Verbindung mit dem Handwerk löste sich. Andererseits wurde die Ausbildung des Baukünstlers ebenfalls von der der Maler <strong>und</strong> Bildhauer getrennt. Sie war Sache der Technischen Hochschulen <strong>und</strong> der Baugewerkschulen geworden. In dieser Trennung von Architektur, dekorativen Künsten <strong>und</strong> Kunsthandwerk lag der Hauptgr<strong>und</strong> der Mißverhältnisse in der künstlerischen Ausbildung der letzten Jahrzehnte <strong>und</strong> des Sichnichtmehrverstehens der einzelnen Künste, seitdem die <strong>Baukunst</strong> vorwiegend eine mehr technische <strong>und</strong> wissenschaftliche., denn künstlerisch gestaltende Ausbildung verlangte, die dekorativen Künste gar nicht mehr im Zusammenhang mit der Architektur erzogen wurden <strong>und</strong> deren strenge dekorative Linie verloren, <strong>und</strong> der kunstgewerbliche Entwurf <strong>und</strong> die handwerkliche Ausführung nicht mehr in derselben Hand lagen. Diese Trennung ist natürlich durchaus widersinnig, da Architektur einerseits <strong>und</strong> andererseits Raumkunst mit ihren verschiedenen kunstgewerblichen Aufgaben gar nicht voneinander zu trennen <strong>und</strong> die dekorative Malerei <strong>und</strong> Plastik einfach als Teile der Architektur anzusprechen sind; auf der anderen Seite aber die dekorativen Künste ihre wertvollste Anregung von der freien Kunst erhalten. Um diesem Mangel in der künstlerischen Ausbildung zu begegnen, gründete man zunächst Kunstgewerbe- <strong>und</strong> Handwerkerschulen, Ihre Entwicklung ist, gegenüber den Resultaten der Technischen Schulen, die in der Hauptsache für die Vorbereitung zum Staatsdienst <strong>und</strong> der Bauverwaltung zugeschnitten waren, in hohem Maße interessant. Man wollte dem Handwerk wieder „Kunst" zuführen <strong>und</strong> gründete Ornamentzeichnerschulen. Entwurf <strong>und</strong> Ausführung mußten aber in einer Hand liegen. Die Idee des Werkstättenbetriebs tauchte auf Das materialgerechte Gestalten des Gegenstandes <strong>und</strong> dessen gute künstlerischen Verhältnisse wurden entscheidend. Der nächste Schritt führte dazu, die einzelnen Gegenstände <strong>und</strong> ihren Rahmen, den Raum, zueinander künstlerisch abzustimmen. Aus der Ornamentzeichnerschule wurde eine Schule für praktisches Kunstgewerbe <strong>und</strong> Raumkunst. Und ihre Führer Peter Behrens, Adalbert Niemeyer, Richard Riemerschmied, Bruno Paul, Paul Schultze-Naumburg usw. kamen nicht von den durch technische <strong>und</strong> kunstgeschichtliche Wissenschaftlichkeit künstlerisch veräuj?erlichten Technischen Schulen, sondern von der Malerei. Aus diesen Maler-Kunstgewerbler-Raumkünstlern wurden schließlich Architekten. Künstlerische Sachlichkeit der Materialbehandlung <strong>und</strong> der W^ohnanforderungen <strong>und</strong>» von der bildenden Kunst herkommend, ein ausgeprägteres Empfinden für rhythmische Form- <strong>und</strong> farbige Behandlung gaben ihnen den unleugbaren Vorsprung gegenüber der Mehrzahl der Architekten, die auf die übliche Vorbildung auf den technischen Schulen zurückblicken konnten. Die Bedeutung der modernen Kunstgewerbeentwicklung darf nicht unterschätzt werden, denn sie steuerte direkt auf eine Wiederherstellung des früheren Akademieprogramms lost „Eine Allgemeinschule für das Gesamt* gebiet der angewandten Künste, in der Architekten, Maler <strong>und</strong> Bildhauer, Kunstgewerbler <strong>und</strong> Gärtner auf einheitlicher Gr<strong>und</strong>lage ausgebildet werden", das war das, was Hermann Muthesius, der verdienstliche literarische <strong>und</strong> geistige Führer der Bewegung forderte. 240
CXXXXX) QO J Abb. 64 u. 65, Friedrich Becker: Entwurf für die Friedhofs anläge in Saarbrücken. 241