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Blickpunkt: WIEN. Ein Bundesland stellt sich vor<br />
11<br />
INTERVIEW MIT SSR-PRÄSIDENTIN<br />
SUSANNE Brandsteidl<br />
„MEHRSTUFENKLASSEN - EINE CHANCE FÜR DIE BEGABTENFÖRDERUNG“<br />
Das Gespräch führte Gerhard Pusch (özbf)<br />
n&s: In Salzburg fand vor zwei Wochen<br />
einer der größten Kongresse zu Fragen<br />
der Begabtenförderung in Österreich statt.<br />
Bei insgesamt über 400 Teilnehmenden war<br />
vor allem Wien das führende Bundesland. Bei<br />
früheren Tagungen war das anders. Wie erklären<br />
Sie sich diese Entwicklung vor allem<br />
im APS-Bereich?<br />
In meiner Zeit als Stadtschulratspräsidentin<br />
habe ich von Beginn an klargestellt,<br />
dass Begabungsförderung ein wichtiger Teil<br />
meiner politischen Arbeit sein wird, und es<br />
zeigt sich, dass Wien diesen bildungspolitischen<br />
Akzent auch haben will. Vor allem<br />
im Volksschulbereich haben wir eine ganze<br />
Reihe von Schwerpunktpilotschulen unterstützt.<br />
n&s: Mit dem Kompetenzzentrum des<br />
SSR für Wien haben Sie einen wichtigen Akzent<br />
in der bildungspolitischen Landschaft<br />
in Wien gesetzt. Welche Erwartungen haben<br />
Sie an das Kompetenzzentrum in der Zukunft?<br />
Jede nur erdenkliche Hilfestellung<br />
für Lehrer/innen, Eltern und Schüler/innen zu<br />
geben. Dank unseres Begabungsförderungszentrums<br />
soll sich niemand mehr allein gelassen<br />
fühlen. Es soll verstärkt koordinierende<br />
Funktion ausüben und bei der Umsetzung der<br />
Begabtenförderung helfen.<br />
n&s: Wenden wir uns den verschiedenen<br />
Schulbereichen zu. Im Volksschulbereich<br />
wird von einer „flexiblen Schuleingangsphase“<br />
und von „Mehrstufenklassen“<br />
als künftiger Chance für die Begabtenförderung<br />
gesprochen. Überspringen ist kein Tabuthema<br />
mehr.<br />
sind, überspringen und bleiben dennoch im<br />
selben Verband. Wir werden uns davon lösen<br />
müssen, dass der Faktor „Zeit“ für „Erfolg“<br />
steht.<br />
n&s: Welche Akzente würden Sie in den<br />
Schulen der 10-14 Jährigen in Wien setzen?<br />
In der Mittelstufe geht es vor allem<br />
darum, dass ein Mehr an „Pädagogisierung“<br />
gegeben ist. Anders formuliert: Es sollte uns<br />
in diesem Altersbereich vor allem gelingen,<br />
dass den Jugendlichen die Freude am Lernen<br />
erhalten bleibt. Schule verliert in diesem Altersbereich<br />
sehr rasch an „Coolness“ und das<br />
behindert die Entfaltung der Talente. Darum<br />
sollte es jetzt gehen. Das beobachte ich auch<br />
sehr genau an meinem zehnjährigen Sohn.<br />
n&s: Mit der Sir-Karl-Popper-Schule<br />
und der Schumpeter-HAK hat Wien zwei österreichweit<br />
einzigartige Einrichtungen. Sollen<br />
solche Spezialschulen auch im Bereich der<br />
Mittelstufe etabliert werden?<br />
Die genannten Schulen sind Vorzeigeprojekte,<br />
zu denen ich stehe. Die Sir-Karl-Popper-Schule<br />
hat im Bereich der Sekundarstufe<br />
begonnen, sich zu einer Langform zu entwickeln,<br />
indem integrative Begabungsförderung<br />
nun auch schon in der Unterstufe angeboten<br />
wird.<br />
n&s - kurze Nachfrage: Steht die Sir-<br />
Karl-Popper-Schule allen Österreicherinnen<br />
und Österreichern offen? Sollte man nicht<br />
auch in anderen Bundesländern derartige Einrichtungen<br />
fördern?<br />
Zunächst einmal steht sie vorrangig<br />
Wienerinnen und Wienern offen. Es wäre<br />
aber anzuregen, ähnliche Modelle in allen<br />
Bundesländern zu etablieren.<br />
n&s - noch eine Zusatzfrage: Wien<br />
hat eine Reihe von Schulversuchsmodellen,<br />
Stichwort „Kurssystem“, in der AHS-Oberstufe<br />
forciert. Was bringen diese Modelle den<br />
Begabten?<br />
Diese Modelle sind die einzig<br />
„gscheite“ Form für 15-18-Jährige. Hier soll<br />
Motivation in der Schule gefördert und eigenverantwortliches<br />
Lernen in den Mittelpunkt<br />
gerückt werden, um nicht später einen kulturellen<br />
Lernschock am Übergang zur Universität<br />
zu erleben. Ich bin für die Zentralmatura,<br />
aber der Weg dorthin gehört in Module aufgelöst.<br />
n&s: Vor eineinhalb Jahren wurden in<br />
allen Schulbereichen im Rahmen des „Fördererlasses“<br />
standortbezogene Förderkonzepte<br />
ausdiskutiert bzw. forciert. Wie beurteilen<br />
Sie die bisherigen Erfahrungen?<br />
Ich stehe zu beiden Modellen definitiv.<br />
Vor allem in den Mehrstufenklassen<br />
könnten wir dreimal so viele Kinder unterbringen<br />
als Plätze vorhanden sind. Irgendwann<br />
werden wir insgesamt mit dem Unsinn<br />
der Jahrgangsklassen aufhören müssen.<br />
Jene Kinder, die schneller bzw. begabter<br />
Susanne Brandsteidl<br />
im Gespräch mit Gerhard Pusch