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Tagungsberichte 57<br />
LISA EINSTEIN UND DAS NEUE LERNEN<br />
BEGABUNGSFÖRDERUNG HAT ZUKUNFT - SYMPOSIUM IN GRAZ<br />
Vom 18. bis 20. Oktober 2006 veranstaltete die Pädagogische Akademie am Hasnerplatz in<br />
Graz in Kooperation mit der Abteilung für Wissenschaft und Forschung der Steiermärkischen<br />
Landesregierung ein dreitägiges Symposium zum Thema „Begabungsförderung hat Zukunft“.<br />
Mehr als 300 Personen aus der Schweiz, Liechtenstein, Deutschland und Österreich nahmen<br />
an dieser Veranstaltung teil.<br />
Die Stärken von Kindern und Jugendlichen zu entdecken und sie bei der Entfaltung ihrer Potenziale<br />
zu unterstützen zählt zu den großen pädagogischen Herausforderungen im schulischen<br />
Alltag und bedarf einer intensiven Auseinandersetzung mit den Grundannahmen und Konzepten<br />
der Begabungs- und Begabtenförderung. Begabungsförderung hat wesentlich mit Ermutigung<br />
zu tun und zielt nicht nur auf das Hervorbringen besonderer Leistungen ab, sondern auch<br />
auf die Weiterentwicklung aller Persönlichkeitsbereiche junger Menschen.<br />
Dies bedeutet für Lehrerinnen und Lehrer eine begabungsfreundliche Lernkultur zu entwickeln,<br />
in der sich jedes einzelne Kind und jeder einzelne Jugendliche ermutigt fühlt, sich in seinen<br />
Stärken im sozialen, musisch-kreativen und kognitiven Bereich wahrzunehmen und diese zu<br />
entfalten. Unter diesem Zeichen stand auch die Auftaktveranstaltung des Symposiums. In einer<br />
Vernissage 1 präsentierten sich Schüler/innen der beiden Übungsschulen sowie Studierende,<br />
Lehrende und Mitarbeiter/innen des Verwaltungspersonals mit ihren Stärken im künstlerischen<br />
Bereich. Ausgehend von denselben Materialvorgaben entstanden unter der Projektleitung<br />
von Mag. Gerlinde Uhlir mehr als 90 unterschiedliche Werkstücke, die in der Ganggalerie<br />
der Akademie ausgestellt wurden.<br />
Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Victor Mueller-Oppliger von der Pädagogischen Hochschule<br />
Nordwestschweiz. Kernaussagen seines Vortrages waren, dass Lehrpersonen die anspruchsvolle<br />
Aufgabe zukommt, allen Kindern individuelle Lernwege zu ermöglichen und dies bei<br />
gleichzeitiger Integration in den Unterricht und in die Gemeinschaft. Integrative Begabungsförderung<br />
und das Entwickeln von Stärken innerhalb der Klasse gelten als viel versprechende<br />
Ansätze innerer Schulentwicklung, die in entsprechenden didaktischen Settings an den individuellen<br />
Lernpotenzialen der Lernenden anknüpfen. Das „Schoolwide Enrichment Modell“ kann<br />
als ein mögliches Modell zur Umsetzung der genannten Anliegen angesehen werden.<br />
Am zweiten Symposiumstag referierte Univ.-Prof. Dr. Klaus K. Urban von der Universität Hannover<br />
über sein integratives Modell zur Kreativität, das die Interaktion der vier Ps (Problem,<br />
Person, Prozess, Produkt) untereinander und mit der Umwelt darzustellen versucht. Das von<br />
ihm entwickelte Komponentenmodell der Kreativität veranschaulicht die Integration von kognitions-<br />
und persönlichkeitsbezogenen Komponenten in einem funktionalen System.<br />
Dipl.-Psych. Katrin Thumser-Dauth von der Universität Ulm stellte im anschließenden Vortrag<br />
das Konzept des selbstregulierten Lernens als Fördermöglichkeit begabter Achiever und Underachiever<br />
vor. Auf empirische Befunde gestützt, legte sie dar, wie selbstreguliertes Lernen<br />
die Basis für die Förderung aller Schüler/innen sein kann. Weiters wies sie darauf hin, dass<br />
selbstreguliertes Lernen auch für das spätere Leben eine wichtige Voraussetzung darstellt,<br />
Leistungsexzellenz in einer Talentdomäne zu erzielen.<br />
Die Workshops am Nachmittag widmeten sich der musikalischen und bildnerischen Talenteförderung<br />
sowie speziellen Themen wie<br />
• den besonderen Bedürfnissen begabter Kinder und Jugendlicher,<br />
• dem Erkennen und Fördern hochbegabten Minderleister,<br />
• der geschlechtssensiblen Begabungsförderung,<br />
• dem gezielten Einsatz von neuen Medien in der Begabungs- und Begabtenförderung,<br />
• dem Humor als möglichem Begabungsmerkmal.<br />
Der dritte Symposiumstag startete mit Hospitationen<br />
in den Übungsschulen und mit Best<br />
Practice-Präsentationen steirischer Schulen<br />
zu einer begabungsfreundlichen Lernkultur.<br />
Auf vielfältige Weise zeigten Lehrer/innen<br />
Möglichkeiten und Wege auf, wie Kinder individuumzentriert<br />
und ressourcenorientiert<br />
schulisch und außerschulisch gefördert werden<br />
können.<br />
Den Abschlussvortrag des Symposiums hielt<br />
Univ.-Prof. Dr. Johann Götschl von der Universität<br />
Graz, der die transdisziplinäre Funktion<br />
der Musik in den Mittelpunkt seiner Ausführungen<br />
stellte. Er fasste in fünf Thesen<br />
die Bedeutung von Musik für den Menschen<br />
und für die Gesellschaft zusammen und begründete<br />
in beeindruckender Form, warum<br />
ein zentraler Aspekt der Zukunft darin bestehen<br />
muss, die transdisziplinäre Funktion von<br />
Musik zu rekonstruieren und zu modellieren.<br />
Nähere Informationen und Unterlagen zu<br />
den Vorträgen und Workshops sind über die<br />
Homepage der Pädagogischen Akademie am<br />
Hasnerplatz abrufbar: www.phgraz.at<br />
1<br />
vgl. Bundesländer<strong>news</strong>, S.59<br />
Mag. Andrea Holzinger<br />
Pädagogische Akademie am Hasnerplatz, Graz<br />
andrea.holzinger@phgraz.at