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Begabtenförderung<br />
39<br />
Philosophen zu verbreiten suchen! In der Tat<br />
gab es keinerlei gravierende Probleme in Ablauf<br />
und Abwicklung des Programms, die<br />
nicht mit ein wenig Flexibilität behoben werden<br />
konnten. Das Rätsel der Saalbeleuchtung,<br />
welches nur durch eine undurchsichtige<br />
Kombination von Lichtschalterbetätigungen<br />
gelöst werden konnte, möge uns<br />
hierbei als bestätigende Ausnahme dieser<br />
goldenen Regel dienen. (Der Reinigungsfachkraft<br />
sei gedankt, welche uns Erleuchtung<br />
brachte!)<br />
Sprachphilosophie<br />
Der Weg zur Philosophie-Olympiade in Österreich<br />
ist übrigens weit nicht so steinig, wie<br />
man vielleicht vermuten mag. Auch das Wort<br />
„Essay“ mit Hinblick auf einen Essaywettbewerb<br />
schreckt viele potenzielle Teilnehmer/<br />
innen ab, obwohl es das nicht sollte. Unser<br />
diesjähriger Gastredner aus Nordrhein-<br />
Westfalen, Gerd Gerhardt, brachte es nach<br />
seinen Ausführungen in aller Schönheit und<br />
Einfachheit auf den Punkt: „Ihr müsst einfach<br />
nur einen genialen Essay schreiben!“ Die<br />
Form wäre dann eigentlich (fast) vernachlässigbar.<br />
Na bitte!<br />
Eine formelle „Bewerbung“ zur Teilnahme<br />
gibt es nicht – stattdessen werden Landeswettbewerbe<br />
offen ausgeschrieben, zu welchen<br />
Arbeiten eingeschickt werden können<br />
und aus denen die Teilnehmer/innen des Bundeswettbewerbs<br />
hervorgehen.<br />
Dieser Bundeswettbewerb (aka‚ „Österreichische<br />
Philosophie-Olympiade“) ist zum<br />
allergrößten Teil eigentlich kein Wettbewerb,<br />
sondern die Vorbereitung darauf – also<br />
im Grunde eine einzige große menschliche<br />
Ideenproduktions-, -verarbeitungs- und -austauschmaschinerie<br />
(offizielle Bezeichnung:<br />
„Philosophie-Akademie“).<br />
Schließlich kommt es dann doch irgendwann<br />
zum vierstündigen Essay-Schreiben. Meine<br />
Generation tat das auch im Bundeswettbewerb<br />
noch in deutscher Sprache; in Hinblick<br />
auf die IPO (Internationale Philosophie-<br />
Olympiade) allerdings wird man in Zukunft<br />
wohl zielgerichteter auf das Verfassen der<br />
Essays in englischer Sprache hinarbeiten.<br />
Die Teilnehmer/innen der IPO bestehen aus<br />
den Erstgereihten der österreichischen Ausscheidung.<br />
Erkenntnistheorie<br />
Diese Philosophie-Akademie ist es im Übrigen,<br />
die dem ganzen Geschehen einen ziemlich<br />
hohen Erlebniswert vermittelt. Zumindest<br />
ich als „durchschnittliches burgenländisches<br />
Landei“ bekam sonst selten (okay,<br />
okay: nie) die Gelegenheit, an Philo-Workshops<br />
teilzunehmen oder Vorträge von Uni-<br />
Professoren/Professorinnen zu hören und<br />
dazu im Nachhinein auch noch Fragen stellen<br />
zu dürfen, welche die eine oder andere<br />
kleine Diskussion provozierten. An dieser<br />
Stelle: nur keine falsche Scheu! Auch<br />
wenn viele Teilnehmer/innen sich schon privat<br />
für philosophische Literatur interessieren<br />
und dadurch einen scheinbaren „Wissensvorsprung“<br />
haben, bedeutet das allerhöchstens<br />
vordergründig, dass diese Leute auch<br />
die besseren Argumente vorbringen. Spätestens<br />
hier beginnt nämlich das kreative Spiel<br />
der Philosophie: Sie hält einen an, sich ein<br />
ganz eigenes Bild von der Welt zu machen.<br />
Philosophie wird leider zu einem großen Teil<br />
als Fach „Geschichte der Ideen“ unterrichtet<br />
und somit missverstanden. Konstrukte und<br />
Theorien anderer „etablierter“ Philosophen<br />
können als Anregungen oder Bestärkung dienen<br />
– trotz alledem kommt es in erster Linie<br />
darauf an, selbst zu denken!<br />
Und darin, um noch ein wenig Pathos einzubringen,<br />
liegt der wahre Wert der Philo-<br />
Olympiade. Wie schon Kant sagte: „Habe<br />
Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“<br />
Oh ja, den haben wir.<br />
Laura Pöll 1<br />
effix_orange@yahoo.com<br />
1<br />
Anmerkung der Redaktion: Der Leiter der Philosophie-Olympiade, Franz Pöll, und Laura Pöll sind nicht miteinander verwandt.