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52<br />

Tagungsberichte<br />

BEGABUNGSFÖRDERUNG FÜR ALLE - ALS SELBST‐<br />

VERSTÄNDLICHE AUFGABE JEDER SCHULE<br />

ÖSTERREICHWEITE DIREKTORinnEN/DIREKTOREN-TAGUNG<br />

Unter dem Titel „Begabungsförderung für<br />

alle – als selbstverständliche Aufgabe<br />

jeder Schule“ fand am 12. Oktober 2006 in<br />

den Räumen des özbf ein ganztägiges Seminar<br />

statt, zu dem AHS-Direktorinnen und Direktoren<br />

aus ganz Österreich eingeladen waren,<br />

die an ihren Schulen konkrete Schritte<br />

zur Begabungsförderung entweder für die<br />

nahe Zukunft planten oder bereits eingeleitet<br />

hatten. Folgendes Ziel der Veranstaltung war<br />

in der Ausschreibung definiert worden:<br />

„Die Teilnehmer/innen sollen vermittelt bekommen,<br />

• dass es sich in der nunmehr verordneten<br />

Begabungsförderung nicht um eine lästige<br />

Verpflichtung für die Schulen, sondern um<br />

ein Grundrecht jedes jungen Menschen handelt;<br />

• dass deren Umsetzung in jeder Schule<br />

möglich ist, wenn bei den Schulpartnern<br />

das richtige Verständnis dessen, was im<br />

Lernprozess passiert, gesichert ist;<br />

• dass es nicht auf Strukturen, sondern auf<br />

Haltungen ankommt.<br />

Am Beispiel zweier existierender Modelle<br />

sollen Erfahrungen mit<br />

• integrativer vs. homogener Begabungsförderung<br />

• Akzeleration, Enrichment und Grouping als<br />

den klassischen Säulen der Begabungsförderung<br />

• konkreten Maßnahmen zur Individualisierung<br />

und zur Demokratisierung des Lernprozesses<br />

kritisch beleuchtet werden und auf die Unverzichtbarkeit<br />

von<br />

• professioneller Teambildung,<br />

• permanenter innerer und äußerer Evaluation<br />

durch<br />

• eine institutionalisierte Feedbackkultur<br />

• regelmäßige kollegiale Hospitation<br />

• Schüler/innen – Eltern – Leitungsteam<br />

– Foren<br />

• „critical friends“ von außen<br />

hingewiesen werden.<br />

Idealerweise sollte jede Teilnehmerin/jeder<br />

Teilnehmer aus der Veranstaltung<br />

• Motivation zur Innovation<br />

• einen konkreten Plan für die eigene Schule<br />

• eine verbindliche Teamvereinbarung mit<br />

einem „critical friend“<br />

mitnehmen.“<br />

Als Referenten waren zwei Schulleiter eingeladen<br />

worden, die in zwei verschiedenen Ländern<br />

unter unterschiedlichen systemischen<br />

Voraussetzungen zu verschiedenen Zeitpunkten<br />

mit unterschiedlichen organisatorischen<br />

Zugängen eine identische „Philosophie“<br />

der Begabungsförderung umzusetzen<br />

begonnen hatten. Die Sir-Karl-Popper-Schule<br />

in Wien begann vor acht Jahren (im September<br />

1998) mit einem segregativen Oberstufenmodell,<br />

das Deutschhaus Gymnasium in<br />

Würzburg vor fünf Jahren mit einem ebensolchen<br />

Unterstufenmodell, das Wiedner Gymnasium,<br />

an dem die Sir-Karl-Popper-Schule<br />

als Schulversuch läuft, vor drei Jahren mit<br />

einem integrativen Unterstufenmodell. Seit<br />

einem gemeinsamen dreijährigen Comenius-<br />

Projekt unter dem Titel „Lebensgestaltendes<br />

Lernen“ (für welches die Sir-Karl-Popper-<br />

Schule im November 2006 mit dem Sokrates<br />

Gütesiegel ausgezeichnet wurde) entwickeln<br />

die beiden Schulen gemeinsam ihre Vision<br />

laufend weiter, begleiten einander bei diesem<br />

Prozess und lernen voneinander durch<br />

regelmäßigen Austausch von Personen und<br />

Ideen sowie durch regelmäßige gegenseitige<br />

Evaluationsbesuche der Schulleiter.<br />

Gemeinsam ist den beiden Schulleitern die<br />

Überzeugung, dass sich Begabungsförderung<br />

weder von oben verordnen noch durch „kosmetische“<br />

Veränderungen von Stundentafeln<br />

erzwingen lässt, sondern eine spezifische<br />

pädagogische Haltung aller Beteiligten (Behörde,<br />

Schulleitung, Lehrende, Lernende) voraussetzt.<br />

Diese manifestiert sich in uneingeschränkter<br />

Offenheit für<br />

• innovative Ideen<br />

• Transparenz<br />

• die Beseitigung redundanter hinderlicher<br />

Hierarchien<br />

• demokratische Strukturen.<br />

Diese Haltung, die auf Seiten der Lehrenden<br />

untrennbar verbunden ist mit einem neuen<br />

Rollenverständnis, ist in einer zeitgemäßen<br />

Pädagogik konsequent einzufordern, da – zu-<br />

mindest nach dem Selbstverständnis der Referenten<br />

– „jedes nicht begabungsadäquate<br />

Fortschreiten eines beliebigen Lernerindividuums<br />

für eine Schule zwingender Anlass<br />

für positive Fördermaßnahmen sein muss,<br />

um dem von der Natur vorgegebenen Plansoll<br />

gerecht zu werden“ (Schmid). Damit erhält<br />

das Recht auf Förderung eine neue Dimension,<br />

indem es zu einer Art Grundrecht wird,<br />

auf das jeder Einzelne pochen kann.<br />

Die anwesenden Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

aus verschiedenen Bundesländern<br />

Österreichs legten durch ihre Offenheit für<br />

die ihnen gebotenen Erfahrungsberichte<br />

und ihre Bereitschaft, eigene Erfahrungen<br />

zu teilen, diese Haltung in eindrucksvoller<br />

Weise zutage. Anregungen wurden mit kritisch-konstruktivem<br />

Interesse aufgegriffen,<br />

und es herrschte offensichtliche Einigkeit<br />

darüber, dass es Sinn macht, nicht in neun<br />

verschiedenen Bundesländern mühsam das<br />

Rad neu zu erfinden, sondern aus positiven<br />

Erfahrungen ebenso wie aus anderswo begangenen<br />

Fehlern zu lernen, um Leerkilometer<br />

zu vermeiden.<br />

Nach einer Einleitung grundsätzlicherer Natur,<br />

in der vom Leiter der Sir-Karl-Popper-<br />

Schule die bekannten abstrakten Grundprinzipien<br />

der Begabungsförderung (Individualisierung,<br />

Akzeleration, Enrichment, Grouping,<br />

Demokratisierung des Lernprozesses)<br />

durch praktische Beispiele aus dem eigenen<br />

Bereich (Assignment, Drehtürmodell, Tutoring,<br />

„KoSo“, „enrichment clusters“, Contracting,<br />

…) konkretisiert, erläutert und illustriert<br />

wurden, präsentierte Armin Hackl<br />

das Modellprojekt „Begabtenförderung“<br />

des Deutschhaus Gymnasiums. Weil darin<br />

die „Philosophie der Begabungsförderung“,<br />

wie sie von der Achse Wien-Würzburg verstanden<br />

wird, paradigmatisch zum Ausdruck<br />

kommt, ist dieser Beitrag im Folgenden im<br />

Wortlaut wiedergegeben.<br />

„Seit 2001 hat sich im Deutschhaus-Gymnasium<br />

Würzburg, einem staatlichen Gymnasium<br />

mit sprachlicher und mathematisch-naturwissenschaftlicher<br />

Ausbildungsrichtung,<br />

ein dritter Schwerpunkt, die Modellklassen

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