Bose-Einstein-Kondensation in magnetischen und optischen Fallen
Bose-Einstein-Kondensation in magnetischen und optischen Fallen
Bose-Einstein-Kondensation in magnetischen und optischen Fallen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2.3 Thermodynamische Eigenschaften von flüssigem Helium 13<br />
2.3 Thermodynamische Eigenschaften von flüssigem<br />
Helium<br />
Bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren war Helium die e<strong>in</strong>zige bekannte Flüssigkeit, die bei sehr niedrigen<br />
Temperaturen existiert. Man g<strong>in</strong>g davon aus, daß 4 He der e<strong>in</strong>zige Stoff ist, der <strong>E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong></strong>s<br />
Postulat e<strong>in</strong>es Kondensats nahekommt. Der entscheidende Unterschied zwischen e<strong>in</strong>em<br />
idealen Gas <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em realen System s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teratomare Wechselwirkungen, für deren Beschreibung<br />
zum<strong>in</strong>dest für den Fall 4 He schon lange Theorien existieren.<br />
Extrapoliert man die für Helium experimentell erhaltene Dampfdruckkurve bis zum absoluten<br />
Nullpunkt, so zeigt sich, daß die Steigung dP/dT >0 ist, was bedeutet, daß selbst<br />
dort e<strong>in</strong>e Flüssigkeit existiert. E<strong>in</strong>e feste Phase kann nur bei e<strong>in</strong>em äußeren Druck von etwa<br />
25bar entstehen [70].<br />
Warum aber bleibt Helium bei niedrigen Temperaturen flüssig ? Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d die Wechselwirkungen<br />
zwischen den Atomen bei Edelgasen schwach. Weiterh<strong>in</strong> hat es unter den<br />
Edelgasen die kle<strong>in</strong>ste Masse. Daher ist die Nullpunktsbewegung der Atome vergleichsweise<br />
groß, so daß ihnen ke<strong>in</strong>e wohldef<strong>in</strong>ierten Gitterpunkte zugeordnet werden können.<br />
Betrachtet man Heliumatome ohne äußeren Druck am absoluten Nullpunkt, bestimmt sich<br />
die wahrsche<strong>in</strong>lichste Konfiguration durch die Wellenfunktion des Gr<strong>und</strong>zustandes. Diese<br />
muß so se<strong>in</strong>, daß die Gesamtenergie des Systems m<strong>in</strong>imal wird. Man geht weiterh<strong>in</strong> davon<br />
aus, daß e<strong>in</strong> Atom e<strong>in</strong>en durch die Dichte ρ bestimmten Bereich ∆x =(N/ρ) 1/3 e<strong>in</strong>nehmen<br />
muß, der viel kle<strong>in</strong>er als die Reichweite des Potentials ist. ∆x ist ungefähr 0,5·10 −10 m,<br />
<strong>und</strong> nach der Unschärferelation ergibt sich e<strong>in</strong>e Unschärfe <strong>in</strong> der Energie, die nach [70] <strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>heiten von k B <strong>in</strong> der Größenordnung von<br />
∆E = 1<br />
2m<br />
( ~<br />
∆x<br />
) 2<br />
∼ 10K (2.50)<br />
liegt. Da das mit der Tiefe des Potentialtopfes vergleichbar ist, ist es nicht möglich, die<br />
Teilchen zu lokalisieren. Andere Edelgase bleiben dagegen bei tiefen Temperaturen nicht<br />
flüssig, weil ihre Massen größer s<strong>in</strong>d. Das leichtere H 2 besitzt so starke molekulare Wechselwirkungen,<br />
daß es bei endlicher Temperatur <strong>in</strong> den festen Zustand übergeht. Im Gegensatz<br />
zum Wasserstoff besitzt Helium ke<strong>in</strong>e geb<strong>und</strong>enen Zwei-Teilchen-Zustände.<br />
In der Natur tritt Helium <strong>in</strong> Form von zwei Isotopen, 3 He <strong>und</strong> 4 He, auf, die unter Normaldruck<br />
bei 3,2K <strong>und</strong> 4,2K flüssig werden. 3 He tritt jedoch <strong>in</strong> der Natur weitaus seltener<br />
auf <strong>und</strong> ist außerdem nur mit großem Aufwand herstellbar. Aufgr<strong>und</strong> der Zusammensetzung<br />
aus sechs Fermionen ist der Gesamtsp<strong>in</strong> von 4 He ganzzahlig <strong>und</strong> es gehorcht der<br />
<strong>Bose</strong>-Statistik. 3 He dagegen besitzt e<strong>in</strong>en halbzahligen Gesamtsp<strong>in</strong> <strong>und</strong> läßt sich daher als<br />
Fermion ansehen.<br />
2.3.1 4 He<br />
Heike Kammerl<strong>in</strong>gh Onnes aus Leiden <strong>in</strong> den Niederlanden erhielt 1913 den Nobelpreis,<br />
weil es ihm 1908 als erstem gelungen war, Helium zu verflüssigen. 1 Schon damals bemerk-<br />
1 Tatsächlich machte Kammerl<strong>in</strong>gh Onnes’ Assistent G. Holst, der später die Philips Forschungslabore<br />
gründete, diese Entdeckungen. Es ist allerd<strong>in</strong>gs klar, daß die Experimente von Kammerl<strong>in</strong>gh Onnes geplant