Bose-Einstein-Kondensation in magnetischen und optischen Fallen
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2.3 4 He 15<br />
nicht explizit berechnet worden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist der Zusammenhang zwischen dem<br />
λ-Übergang <strong>und</strong> der <strong>Bose</strong>-<strong>E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong></strong>-<strong>Kondensation</strong> zur Zeit nur e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>ende<br />
Vermutung.<br />
Könnte Helium sich oberhalb von T λ verfestigen, so würden die Wellenfunktionen der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Atome nicht überlappen <strong>und</strong> die Symmetrie der Gesamtwellenfunktion ke<strong>in</strong>e<br />
entscheidenden Folgen zeigen, das heißt die <strong>Bose</strong>-<strong>E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong></strong>-<strong>Kondensation</strong> wäre nicht beobachtbar.<br />
E<strong>in</strong>e gute Beschreibung von 4 He für Temperaturen unterhalb der Übergangstemperatur T λ<br />
ist die sogenannte Zwei-Phasen-Theorie von Laszlo Tisza, die die Koexistenz e<strong>in</strong>er suprafluiden<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er normalen Phase annimmt [118]. 3 Die Atome im Gr<strong>und</strong>zustand, also<br />
das <strong>Bose</strong>-<strong>E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong></strong>-Kondensat, entsprechen hier der suprafluiden Phase, <strong>und</strong> die angeregten<br />
Atome bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der normalen Phase. Tisza nimmt an, daß sich die normale Flüssigkeit<br />
wie e<strong>in</strong>e gewöhnliche, klassisch bekannte Flüssigkeit verhält <strong>und</strong> der suprafluide Teil<br />
e<strong>in</strong>ige außergewöhnliche Eigenschaften besitzt: Ihre Entropie ist Null <strong>und</strong> sie kann ohne<br />
Widerstand durch Kanäle von extrem kle<strong>in</strong>en Durchmessern fließen. 4 E<strong>in</strong>e sehr kle<strong>in</strong>e Öffnung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gefäß mit He II filtert die suprafluide Komponente, weil die andere Phase<br />
das Loch nicht passieren kann. Verb<strong>in</strong>det man zwei Gefäße mit e<strong>in</strong>em dünnen Rohr <strong>und</strong><br />
br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en Teil der suprafluiden Komponente durch e<strong>in</strong> Druckgefälle dazu, <strong>in</strong> das andere<br />
Gefäß zu fließen, steigt die Entropie pro Massene<strong>in</strong>heit im ersten Gefäß an <strong>und</strong> nimmt im<br />
zweiten ab. Aus diesem Gr<strong>und</strong> erwärmt sich das erste Gefäß <strong>und</strong> das zweite kühlt sich ab<br />
(mechanokalorischer Effekt). Der umgekehrte Effekt, also die Erzeugung e<strong>in</strong>es Druckgefälles<br />
durch Erwärmung, heißt Spr<strong>in</strong>gbrunnen-Effekt. Weiterh<strong>in</strong> ist suprafluides Helium <strong>in</strong><br />
der Lage, an Wänden hochzufließen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> ausgezeichneter Wärmeisolator.<br />
Die beschriebenen Effekte lassen sich mit dem Zwei-Flüssigkeits-Modell erklären, es fehlt<br />
jedoch e<strong>in</strong>e vollständige hydrodynamische Beschreibung von flüssigem 4 He, sowie se<strong>in</strong>er<br />
molekularen Natur. 5 Landau <strong>und</strong> Feynman versuchen die molekulare Natur mit Hilfe des<br />
Zwei-Flüssigkeits-Modells <strong>in</strong> der Nähe des absoluten Nullpunktes zu erklären.<br />
Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Phononengas ist die experimentelle spezifische Wärme bei Temperaturen <strong>in</strong><br />
der Nähe des Nullpunktes proportional zu T 3 . Landau beschreibt daher die Zustände <strong>in</strong> der<br />
Nähe des Gr<strong>und</strong>zustandes als e<strong>in</strong> Gas aus nicht mite<strong>in</strong>ander wechselwirkenden Elementar-<br />
3 Auch für <strong>Bose</strong>-<strong>E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong></strong> Kondensate aus Alkaliatomen existieren Ansätze dieser Art. Siehe beispielsweise<br />
[36].<br />
4 Die Fähigkeit durch extrem kle<strong>in</strong>e Durchmesser fließen zu können, macht man sich <strong>in</strong> der Praxis zum<br />
Beispiel bei modernen supraleitenden Magneten zu nutze. Möchte man sehr starke Felder erzeugen, so s<strong>in</strong>d<br />
zum e<strong>in</strong>en Spulen mit vielen Wicklungen <strong>und</strong> zum anderen hohe Ströme nötig. Damit die Spulen, die <strong>in</strong> der<br />
Regel aus Niob hergestellt werden, möglichst gut gekühlt werden, benutzt man nicht nur flüssiges, sondern<br />
suprafluides Helium. Dieses ist <strong>in</strong> der Lage, zwischen den Niobwicklungen h<strong>in</strong>durchzufließen <strong>und</strong> dadurch<br />
e<strong>in</strong>e gleichmäßige Kühlung zu gewährleisten. E<strong>in</strong>e Anwendung f<strong>in</strong>den solche Magnete mit Feldern von etwa<br />
10 Tesla beispielsweise <strong>in</strong> zukünftigen Beschleunigern [57].<br />
5 Bisher s<strong>in</strong>d nur Neutronenstreuexperimente <strong>in</strong> der Lage, den Anteil der kondensierten Phase zu messen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Ergebnisse schwer zu <strong>in</strong>terpretieren, <strong>und</strong> es wird nicht damit gerechnet, daß der kondensierte<br />
Teil <strong>in</strong> den nächsten Jahren direkt mit solchen Verfahren beobachtet werden kann [114]. Neuere<br />
Ansätze arbeiten mit niederenergetischen Heliumstrahlen, die auf e<strong>in</strong>e suprafluide Schicht gelenkt werden.<br />
E<strong>in</strong> Atom, das auf das Target trifft, besitzt e<strong>in</strong>e Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit mit den kondensierten Atomen zu wechselwirken<br />
<strong>und</strong> sofort auf der anderen Seite des Targets wieder auszutreten (Quantum Evaporation). Durch<br />
Time-of-Flight Messungen kann der kondensierte Anteil bestimmt werden [122].