Bose-Einstein-Kondensation in magnetischen und optischen Fallen
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Kühlung<br />
von atomaren Gasen <strong>und</strong><br />
<strong>Fallen</strong> für neutrale Teilchen<br />
4.1 Doppler - Kühlung<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lich war Johannes Kepler 1619 der erste, der den Vorschlag vorbrachte, daß<br />
Licht e<strong>in</strong>e mechanische Kraft ausüben könnte. Damit versuchte er zu erklären, warum der<br />
Schweif e<strong>in</strong>es Kometen immer entgegengesetzt zur Sonne ausgerichtet ist. Er glaubte, das<br />
Phänomen sei durch e<strong>in</strong>en Druck beschreibbar, der vom Licht der Sonne hervorgerufen<br />
wird. Genauere Studien zu diesem Thema kamen beispielsweise 1873 von James C. Maxwell,<br />
der se<strong>in</strong>e Gleichungen dazu verwendete, e<strong>in</strong>en Druck herzuleiten, der von e<strong>in</strong>er elektro<strong>magnetischen</strong><br />
Welle herrührt. Se<strong>in</strong>e Ergebnisse wurden zur Jahrh<strong>und</strong>ertwende von Lebedev,<br />
Nicols <strong>und</strong> Hull experimentell verifiziert [2].<br />
Albert <strong>E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong></strong> veröffentlichte 1917 e<strong>in</strong>en Artikel, <strong>in</strong> dem er zeigte, daß e<strong>in</strong> molekulares<br />
Gas, das der Maxwell-Boltzmann Statistik gehorcht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em thermischen Lichtfeld (weißes<br />
Licht) dessen Temperatur annimmt. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, daß die e<strong>in</strong>zelnen Photonen<br />
mit der Wellenlänge λ beim Auftreffen auf e<strong>in</strong> Molekül nicht nur Energie E = hν, sondern<br />
auch e<strong>in</strong>en Impuls p = h/λ übertragen <strong>und</strong> durch diesen Strahlungsdruck die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
des Kollisionspartners ändern. Der Photonenimpuls <strong>in</strong> Ausbreitungsrichtung des<br />
Lichts wird mit dem Wellenvektor k zu p = ~k. 1 Thermisches Licht ist allerd<strong>in</strong>gs aufgr<strong>und</strong><br />
se<strong>in</strong>er hohen Temperatur von e<strong>in</strong>igen tausend Kelv<strong>in</strong> unbrauchbar zum Kühlen. Erst<br />
mit der Erf<strong>in</strong>dung des Lasers änderte sich die Situation. Es ist jedoch möglich, auch mit<br />
anderen Lichtquellen e<strong>in</strong>en Atomstrahl sichtbar abzulenken, was bereits 1933 von Frisch<br />
demonstriert wurde, der e<strong>in</strong>en Natriumstrahl mit dem Licht e<strong>in</strong>er Natriumlampe von se<strong>in</strong>er<br />
Bahn abzubr<strong>in</strong>gen vermochte. Nach der Erf<strong>in</strong>dung des Lasers mit variabler Wellenlänge<br />
<strong>und</strong> hoher Intensität entwickelten Arthur L. Schawlow von der Universität Stanford (Nobelpreis<br />
1981) <strong>und</strong> Theodor W. Hänsch (heute Universität München <strong>und</strong> MPI für Quantenoptik<br />
[67]) 1975 e<strong>in</strong> äußerst wirksames Kühlverfahren für neutrale Atome. Die sogenannte<br />
Laser- oder Doppler-Kühlung soll deshalb <strong>in</strong> diesem Kapitel erläutert werden.<br />
Seit Mitte der 80er Jahre hat die Laserkühlung e<strong>in</strong>e explosionsartige Entwicklung erfahren.<br />
Das Ergebnis ist, daß heute hocheffektive <strong>Fallen</strong> zur Verfügung stehen, <strong>in</strong> denen man kalte<br />
Atome mit e<strong>in</strong>er Dichte von bis zu 10 14 Atomen pro Kubikzentimeter e<strong>in</strong>fangen <strong>und</strong> auf<br />
Temperaturen im Nanokelv<strong>in</strong>bereich herunterkühlen kann [62]. Dieser Wert liegt um mehrere<br />
Größenordnungen unterhalb der <strong>in</strong> der Festkörperphysik durch magnetisches Kühlen<br />
erzeugten Temperaturen.<br />
1 Die erste Demonstration der Energie- <strong>und</strong> Impulserhaltung bei Stößen von Photonen <strong>und</strong> Elektronen war<br />
der Compton-Effekt. Die Wellenlänge der gestreuten Röntgenstrahlung vergrößert sich um die Compton-<br />
Wellenlänge λ c = h/m e c, wobei m e die Masse des Elektrons <strong>und</strong> c die Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit s<strong>in</strong>d. Die<br />
entsprechende Energie wird auf das rückstoßende Elektron übertragen.<br />
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