Realitätscheck für den Klimaschutz
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notwendig ist, da individuelle und kollektive Kosten-Nutzen-Kalküle<br />
übereinstimmen.<br />
„Wer sein Haus gegen vermehrt drohende Sturmschä<strong>den</strong> absichert,<br />
berücksichtigt im Wesentlichen alle relevanten Vor- und Nachteile<br />
einer solchen Anpassungsmaßnahme. Hier muss und soll der<br />
Staat in die individuellen Anpassungsmaßnahmen nicht eingreifen.<br />
Lediglich wenn das individuelle vom kollektiven Kosten-Nutzen-Kalkül<br />
abweicht, ist der Staat in der Pflicht“ (Beirat BMF 2010:28). Dies ist<br />
etwa bei der Erhöhung von Deichen zum Schutz aller Einwohner einer<br />
Region vor <strong>den</strong> Folgen von Stürmen der Fall.<br />
Im Vergleich zu Anstrengungen zur Emissionsminderung haben<br />
Anpassungsmaßnahmen einige Vorteile. Erstens: Derjenige, der die<br />
Kosten der Anpassungsmaßnahme zu tragen hat, wie etwa ein Hausbesitzer,<br />
der die Dachbedeckung sturmtauglicher macht, hat <strong>den</strong> alleinigen<br />
oder zumindest <strong>den</strong> überwiegen<strong>den</strong> Nutzen davon. Im Gegensatz<br />
dazu trägt derjenige, der Minderungsmaßnahmen durchführt, die<br />
vollen Kosten da<strong>für</strong>, profitiert aber, wenn überhaupt, nur geringfügig<br />
davon, während der Hauptnutzen auf alle diejenigen entfällt, die unter<br />
der globalen Erwärmung etwas weniger zu lei<strong>den</strong> haben, falls diese<br />
Maßnahme sich als effektiv erweist.<br />
Es gibt daher ein Übergewicht an potentiellen Nutznießern von<br />
Minderungsmaßnahmen, während nur einige wenige die Kosten da<strong>für</strong><br />
zu tragen haben. Der Anreiz zu Minderungsanstrengungen dürfte<br />
demnach ungleich geringer sein als zur Durchführung von Anpassungsmaßnahmen.<br />
Das fundamentale Dilemma des Trittbrettfahrerverhaltens,<br />
das die Chancen auf eine effektive Verringerung der globalen<br />
Treibhausgase gegen Null gehen lässt, tritt folglich bei einer Strategie,<br />
die auf Anpassungsmaßnahmen setzt, nicht auf.<br />
Zweitens: Bei Minderungsanstrengungen gibt es eine große zeitliche<br />
Divergenz von Kosten und potentiellem Nutzen: Während der<br />
Nutzen dieser Maßnahmen sich erst sehr viel später zeigen wird, möglicherweise<br />
erst in Jahrzehnten, fallen die Kosten da<strong>für</strong> unmittelbar<br />
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Die EU-Klimapolitik: Teuer und ineffektiv