Skript Trainingswissenschaft
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Monika Fikus: Grundlagen der <strong>Trainingswissenschaft</strong><br />
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5. Schnelligkeit<br />
Schnelligkeit ist die Fähigkeit aufgrund der Prozesse des Muskel-Nerv-Systems und des Kraftentwicklungsvermögens<br />
der Muskulatur motorische Aktionen in einem minimalen Zeitabschnitt zu realisieren.<br />
Arten der Schnelligkeit:<br />
zyklische Schnelligkeit heißt sich mit schnellstmöglicher Geschwindigkeit fortzubewegen<br />
azyklische Schnelligkeit hängt vorwiegend mit Kraft bzw. Schnellkraft zusammen<br />
Schnelligkeit ist größtenteils anlagebedingt und daher weniger trainierbar als Kraft und Ausdauer. Das<br />
hat seine Ursache in der Verteilung von FT- und ST-Fasern. Schnelligkeit nimmt im Alter schneller ab<br />
als Kraft und Ausdauer.<br />
5.1. Wissenschaftliche Erklärung<br />
Schnelligkeit hängt u.a. von folgenden koordinativen und konditionellen Faktoren ab:<br />
Art der Muskulatur: je mehr FT-Fasern (schnellzuckende) vorhanden sind, desto schnellere Muskelkontraktion<br />
lassen sich erzielen. Die Verteilung der Muskelfasertypen ist jedoch wie schon bereits angeführt,<br />
genetisch festgelegt. Darüber hinaus ist nur der (Muskel-)querschnitt der Fasern verbesserbar, die<br />
eigentliche Verteilung jedoch nicht.<br />
Kraft der Muskulatur: je mehr Kraftfähigkeit vorliegt, desto höher wird die Bewegungsgeschwindigkeit.<br />
Das heißt, daß die Schnelligkeit auch abhängig von Muskelquerschnitt und Anzahl der motorischen<br />
Einheiten (muskuläre Koordination) ist.<br />
Biochemie der Muskulatur: für die Maximalgeschwindigkeit sind die Energievorräte in der Muskulatur<br />
und ihre Mobilisationsgeschwindigkeit von Bedeutung. Eine maximale Energiebereitstellung ist bis<br />
zu 20 sec möglich durch ATP und Kreatinphosphat, bis ca. 50 sec durch anaerobe Glykolyse. Danach<br />
läuft die Energiebereitstellung überwiegend aerob ab, d.h. es kommt automatisch auch zur Abnahme<br />
der Schnelligkeit.<br />
Anthropometrische Größen: Die Schrittlänge (d.h. Körpergröße) hat nur geringen Einfluß auf Laufschnelligkeit,<br />
entscheidender ist die Schrittfrequenz, daher sollte hier ein Trainingsschwerpunkt gesetzt<br />
werden.<br />
Neuromuskuläres Zusammenspiel und Kontraktilität des Muskels: Die zentralnervöse Regulation<br />
des Nerv-Muskelsystems sorgt für einen schnellen Wechsel von Erregung und Hemmung von Agonisten<br />
und Antagonisten d.h., eine verbesserte inter- und intramuskuäre Koordination ermöglicht die gleichzeitige<br />
Aktivierung mehrerer motorischer Einheiten. Die allgemeine Innervationsfähigkeit (Grundschnelligkeit)<br />
ist abhängig von der Funktion der motorischen Ganglienzellen, die z.T. genetisch festgelegt,<br />
z.T. aber auch trainierbar ist, besonders wenn das Training in jungen Jahren aufgenommen wird.<br />
Elastizität, Dehnbarkeit und Entspannungsfähigkeit der Muskulatur: Sie beeinflussen die Bewegungsamplitude.<br />
Eine geringe Elastizität usw. vermindert die neuromuskuläre Koordination<br />
Psychische Einflüsse: Negative Emotionen können negativ auf die Koordination wirken, positive Emotionen<br />
können positiv auf Energiemobilisierung wirken.