Skript Trainingswissenschaft
Skript Trainingswissenschaft
Skript Trainingswissenschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Monika Fikus: Grundlagen der <strong>Trainingswissenschaft</strong><br />
49<br />
_____________________________________________________________________________<br />
7. Aufwärmen<br />
Unter Aufwärmen versteht man allgemein die Maßnahmen zur Vorbereitung von Training und Wettkampf.<br />
Im einzelnen dient die Aufwärmung der Herstellung eines Vorbereitungszustandes, psychophysisch<br />
und koordinativ-kinästhetisch, d.h. neuromuskulär, organisch und seelisch. Aufwärmen vermindert<br />
außerdem die Verletzungsgefahr.<br />
Allgemeines Aufwärmen dient der Vorbereitung des gesamten Organismus, d.h. großer Muskelgruppen<br />
(z.B. Einlaufen), spezielles Aufwärmen dient der Vorbereitung für bestimmte Belastungen und spezifische<br />
Übungen.<br />
Allgemeines Aufwärmen kann aktiv, passiv, mental oder in Kombination der genannten Formen erfolgen.<br />
Bei der aktiven Aufwärmung werden bestimmte Übungen und Bewegungen ausgeführt. Passives<br />
Aufwärmen erfolgt durch heißes Duschen, Einreiben oder Massage und ist lediglich als Ergänzung des<br />
aktiven Erwärmens geeignet, da es vorwiegend eine periphere Erwärmung über die Haut bewirkt. Unter<br />
mentalem Aufwärmen versteht man das Einstimmen auf technikbetonte Übungen; es ist ebenfalls nur<br />
als Ergänzung zum aktiven Erwärmen geeignet.<br />
Das allgemeine, aktive Aufwärmen bewirkt die Erhöhung der Körperkerntemperatur, die Erhöhung der<br />
Muskeltemperatur und die Vorbereitung des kardiopulmunalen Systems. Die Notwendigkeit einer ausreichenden<br />
Erwärmung wird deutlich, bedenkt man, daß Stoffwechselvorgänge bei Belastung um das<br />
20fache (Langstreckenlauf) bis 200fache (Sprint) gesteigert werden.<br />
Die optimale Körpertemperatur am Ende der Erwärmung beträgt ca. 38,5 bis 39 Grad; sie ist durch z.B.<br />
15 min. Warmlaufen erreichbar. Durch Erhöhung der Körpertemperatur kommt es zu einer Steigerung<br />
der Stoffwechselvorgänge. Mit jedem Grad Temperaturanstieg steigen die Stoffwechselvorgänge um<br />
13% an (Reaktions-Geschwindigkeits-Temperatur-Regel).<br />
Dieser Temperaturanstieg bewirkt eine Beschleunigung der Erregungsleitung durch Anstieg der Aktionspotentiale<br />
und der Leitungsgeschwindigkeit.<br />
Steigerung der Reaktions- und Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskulatur<br />
Die Erhöhung der Körperkerntemperatur um 2 Grad erhöht die Kontraktionsgeschwindigkeit um 20%.<br />
Durch Öffnung und Erweiterung der Kapillaren kommt es zur Verbesserung des Sauerstoff- und Substrattransports.<br />
Die Empfindlichkeit der Rezeptoren wird gesteigert, d.h. die schnellere Verarbeitung von sensorischen<br />
Reizen, vor allem in den Rezeptoren in der Muskulatur (verarbeiten Information über aktuellen Bewegungszustand)<br />
wirkt verbessernd auf die Koordinativen Fähigkeiten und die Bewegungspräzision.<br />
Verletzungsprophylaxe: Muskulatur, Sehnen und Bänder werden elastischer und damit reißfester. Es<br />
kommt zur Produktion von "Gelenkschmiere", d.h. der Gelenkknorpel wird dicker (saugt sich voll), dadurch<br />
wird eine bessere Absorption von Druckkräften und Verteilung der Kräfte auf größere Fläche erreicht.<br />
Ebenso verbessert sich die Reaktionsgeschwindigkeit.<br />
Durch Aufwärmen werden die Herz-, Kreislauf-, Blutfunktionen auf ein geeignetes Ausgangsniveau<br />
gebracht. Das Herzminutenvolumen und Atemvolumen werden gesteigert, die zirkulierenden Blutmenge<br />
erhöht.