Trail - der Kampf um Gonda-Lah
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grünen Augen blitzten linkisch und strahlten<br />
nichtdestotrotz eine enorme Wärme aus. Die Nase mit<br />
eng anliegenden Flügeln passte genau zu <strong>der</strong> Form ihres<br />
Gesichtes. Der Mund unter den hohen wangenknochen<br />
war sinnlich. Das spitze, markante Kinn verlieh ihrem<br />
Gesicht Charakter und Individualität.<br />
„Was verschlägt Euch eigentlich hierher, Dom? Ich<br />
meine, was habt Ihr geladen?“ Sie nickte in die Richtung,<br />
aus <strong>der</strong> das sanfte Kollern <strong>der</strong> Chalais zu vernehmen war.<br />
Ich nahm einen großen Schluck Tee. Heiß und süß rann<br />
es in meiner Kehle hinab. Wohin wollte die Prinzessin?<br />
Ich hatte das Gefühl, dass diese banale Frage in eine völlig<br />
an<strong>der</strong>e Richtung zielte.<br />
„Riba-Harz, Thenamelange und Hatai-Erze. Ich will in<br />
<strong>Gonda</strong>-<strong>Lah</strong> einen guten Schnitt machen“ antwortete ich<br />
tonlos.<br />
Sie sah mich beinahe verächtlich an. „Dom, Ihr wollt<br />
mich z<strong>um</strong> Narren halten. Es mag ja sein, dass ich eine<br />
Prinzessin bin und unerfahren in <strong>Trail</strong>angelegenheiten,<br />
aber ich bin sehr wohl in <strong>der</strong> Lage, einen Kaufmann von<br />
einem Krieger zu unterscheiden. Und Ihr…“ sie deutete<br />
mit dem ausgestreckten Finger auf mich „… seid kein<br />
Kaufmann! Also bitte, haltet mich nicht für d<strong>um</strong>m!“<br />
Jetzt sah sie mich herausfor<strong>der</strong>nd an. Ich steckte in einer<br />
Zwickmühle. Sie setzte nach.<br />
„Ihr bewegt Euch wie ein Krieger, Dom Fela. Ich habe<br />
Euch beobachtet. Oh, Ihr gebt Euch den Anschein eines<br />
harmlosen Gh<strong>um</strong>paführers, gewiß, und das versteht Ihr<br />
gut. Aber ich nehme Euch diesen M<strong>um</strong>menschanz nicht<br />
ab.“ Sie lächelte siegessicher, als ich nicht reagierte.<br />
„Ich denke,“ führte sie den nächsten Streich, „dass Ihr<br />
unter einen Vorwand in die Stadt geht. Doch wozu?“ Sie<br />
blickte scheinbar versonnen in die Luft, so, als suche sie<br />
nach einem Gedanken. Doch den hatte sie ja längst, sie<br />
spielte also. Doch welches Spiel war es, das sie spielte?<br />
Ich musste aus <strong>der</strong> Defensive heraus. Langsam hob ich<br />
den Blick und sah fest in Chahanis Augen.<br />
„Nun, werte Prinzessin, Ihr scheint Euch ja bereits ein<br />
Urteil über mich gebildet zu haben. Was denkt Ihr, was<br />
ich bin, hm?“<br />
„Ich denke, Ihr seid ein geübter Krieger, Dom“ gab sie<br />
ernst zurück, „und wahrscheinlich schmuggelt Ihr<br />
Waffen nach <strong>Gonda</strong>-<strong>Lah</strong>, <strong>um</strong> die Rebellen zu<br />
unterstützen. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege. Es<br />
kommt Euch sicher nicht ungelegen, dass Ihr nun in die<br />
Stadt einziehen könnt als <strong>der</strong> Retter <strong>der</strong> Braut von Galan<br />
Teg, ein Held, dessen Fracht sicherlich nicht kontrolliert<br />
wird, habe ich Recht?“ Sie grinste schnippisch. Es hatte<br />
keinen Zweck mehr, falsches Spiel zu treiben.<br />
„Nicht ganz, werte Prinzessin Chahani.“ entgegnete ich<br />
ihr und nahm noch einen Schluck Tee. „Für einen<br />
Waffenschmuggler wäre es nicht nützlich, Aufsehen zu<br />
erregen. Man hält sich in diesem Geschäft besser<br />
bedeckt. Also werdet Ihr verstehen, dass mir nicht daran<br />
gelegen ist, als Euer Retter gefeiert zu werden. Und nun,<br />
da Ihr mein kleines Geheimnis kennt, haben wir ein<br />
Problem.“ Ich trank aus und schenkte mir nach. Sie hielt<br />
mir ihren Tankard hin, ohne den Blick von mir<br />
abzuwenden. Ich schenkte ihr auch ein und fuhr fort. „Ich<br />
kann Euch nicht ohne weiteres zu Eurem Bräutigam<br />
laufen lassen, damit Ihr ihm meinen Kopf statt <strong>der</strong><br />
verlorenen Aussteuer zu Füßen legt.“<br />
„Das verstehe ich durchaus, Dom.“ meinte sie grinsend<br />
„aber wer sagt Euch, dass ich überhaupt zu meinem<br />
Bräutigam will? Vielleicht ist es ja gar nicht mein<br />
Bestreben, z<strong>um</strong> folgsamen Weibchen eines dekadenten<br />
Adelsburschen gekürt zu werden. Vielleicht hege ich<br />
sogar dieselben Sympathien für die Rebellen wie Ihr?<br />
Vielleicht bedeutet mir Freiheit mehr als Wohlstand und<br />
obskure Ränkespiele? Vielleicht…“<br />
Das Grinsen verschwand und wich einem entschlossenen<br />
Gesichtsausdruck. Ich erinnerte mich an den Vorfall auf<br />
<strong>der</strong> Empore <strong>der</strong> Taverne und daran, wie sie am Wasser<br />
gestanden hatte, den Speer in <strong>der</strong> Hand, auf Beute<br />
lauernd. So wie dieser Speer schien auch ihr Wille zu sein:<br />
Zielgerichtet und voller Kraft.<br />
„ Nehmt mich mit, Dom Fela. Ich vertraue Euch. Und Ihr<br />
könnt mir auch vertrauen.“ Sie sah mir fest und gerade in<br />
die Augen, als sie dies sagte.<br />
„Man wird Euch vermissen, Prinzessin …“ setzte ich an.<br />
„Oh, zweifelsohne!“ fiel sie mir ins Wort „Aber überlegt<br />
einmal. Spätestens in drei Tagen wird man einen<br />
Suchtrupp aussenden. Dieser wird in einem Kaktushain<br />
eine tote Eskorte finden, einen zerstörten Wagen mit<br />
hoheitlichen Abzeichen, Spuren eines <strong>Kampf</strong>es, tote<br />
Räuber. Die Prinzessin ist verschwunden. Unser bei<strong>der</strong><br />
Spuren sind auf dem <strong>Trail</strong>weg nicht ausz<strong>um</strong>achen. Man<br />
wird vermuten, ich sei von Räubern entführt worden.<br />
Wenn nach ein paar Tagen keine Auslösefor<strong>der</strong>ung<br />
erhoben wird, werden mein Vater und <strong>der</strong> fette Baron<br />
Teg annehmen, ich sei tot o<strong>der</strong> ein Spielzeug <strong>der</strong> Räuber.<br />
Das wird meinen Vater nicht allzu sehr betrüben, er<br />
wird eine meiner Schwestern an meiner Stelle zu Galan<br />
Teg ins Bett schicken. Das wie<strong>der</strong><strong>um</strong> betrübt mich nicht<br />
beson<strong>der</strong>s. Das versteht Ihr doch, o<strong>der</strong>?“ Sie grinste<br />
wie<strong>der</strong>.<br />
Ich überlegte. In <strong>der</strong> Tat waren ihre Schlussfolgerungen<br />
nicht von <strong>der</strong> Hand zu weisen. Und so, wie es aussah,<br />
wollte sie tatsächlich ihre Chance, in die Freiheit zu<br />
kommen, nutzen. Es war ihre letzte, allerletzte Chance.<br />
„Nehmt mich mit, Dom Fela. Ich werde euch nicht im<br />
Weg sein, im Gegenteil, ich werde an Eurer Seite<br />
kämpfen. Ich lege mein Leben in Eure Hände.“<br />
Ich trank aus und rä<strong>um</strong>te das Teegeschirr weg. „Es ist<br />
Zeit für die Nachtruhe“ sagte ich und erhob mich vom<br />
Feuer, das heruntergebrannt war. Ich schürte die Glut für<br />
die Nacht und legte ein paar Stücke Eisenholz auf, damit<br />
am Morgen noch Glut übrig sein würde. Wir gingen z<strong>um</strong><br />
Zelt und traten ein. Auf dem Boden hatte ich Teppiche<br />
und Reshtak-Felle ausgelegt, für ein bequemes Nachlager.<br />
Ich streifte meine Reitkleidung ab und legte sie mit dem<br />
Waffengurt an das Kopfende meines Lagers. Chahani<br />
stand vor mir und sah mich fragend an.<br />
„Ihr vertraut mir nicht, ist es wahr? Ich werde Euch<br />
beweisen, dass es mir Ernst ist, Dom.“<br />
Sie legte ihre Klei<strong>der</strong> ab und stand kurz darauf nackt vor<br />
mir. Ich begriff. Um den Sohn des Barons heiraten zu<br />
können, musste sie Jungfrau sein. Man würde sie<br />
daraufhin untersuchen, und <strong>der</strong> fette Baron selbst würde<br />
ihr die Unschuld nehmen, bevor er sie seinem Sohn zur<br />
Frau gab. Nun wollte sie die Brücke hinter sich<br />
verbrennen. In dieser Nacht brannten alle Brücken<br />
lichterloh, und als <strong>der</strong> Morgen dämmerte, war aus<br />
Prinzessin Chahani eine Rebellin geworden.<br />
Nach dem Frühmahl schnitten wir ihre langen Haare ab<br />
und rasierten ihr den Schädel. So gut es ging passten wir<br />
ihr einen meiner Reserve-Reitanzüge an und hüllten sie<br />
in ein Cape. Wir stellten den <strong>Trail</strong> zusammen und<br />
brachen auf in Richtung <strong>Gonda</strong>-<strong>Lah</strong>. Als wir so<br />
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