Trail - der Kampf um Gonda-Lah
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Ich erarbeitete ein Mentalbild meines Zieles und schon<br />
verän<strong>der</strong>ten sich die Lichtbögen über <strong>der</strong> Karte. Sie zeigte<br />
nun unser Lager als kleinen gelben Punkt, von dem ein<br />
Lichtbogen hinüberzeigte zu einem an<strong>der</strong>en, violetten<br />
Punkt, <strong>der</strong> von einem blassen Schein <strong>um</strong>geben war. Ich<br />
zeigte darauf.<br />
„Dort ist Xul mit seinem Clan. Etwa zwei Tagesreisen<br />
entfernt auf <strong>der</strong> Insel Terroknoir. Wir müssen uns durch<br />
den äußeren Schutzwall arbeiten, <strong>der</strong> aus einer Reihe<br />
kleinerer Inseln besteht. Das sollte nicht allzu schwierig<br />
sein. Aber auf Terroknoir werden wir unsere Traks nicht<br />
gebrauchen können, fürchte ich. Zu dicht bewaldet. Wir<br />
werden uns auf einen längeren Fußmarsch einrichten<br />
müssen. Und <strong>der</strong> wird alles an<strong>der</strong>e als ein Spaziergang<br />
werden, fürchte ich.“<br />
Der Mah´di zog die Augenbrauen hoch. „Mögen die<br />
Götter K´bals uns beistehen“ murmelte er. „Ein wirklich<br />
beeindruckendes Navigationsmittel...“ fügte er noch leise<br />
hinzu.<br />
Nachdem ich die Karte wie<strong>der</strong> in meiner Kiste verstaut<br />
hatte, legten wir uns etwas nie<strong>der</strong> und rasteten, bis die<br />
Mittagssonne etwas nachließ und die Temperaturen<br />
erträglicher wurden. Am frühen Nachmittag bestiegen wir<br />
wir wie<strong>der</strong> unsere Reittiere und zogen weiter Richtung<br />
Norden, den schwebenden Inseln folgend. Wir überflogen<br />
sanfte Hügel, die abrupt zu steilen Graten aufschossen,<br />
<strong>der</strong>en Kämme wie mit dem Maßstock gezogen in den<br />
Himmel aufragten. Nirgends war auch nur die Spur einer<br />
Siedlung ausz<strong>um</strong>achen. An den Flanken <strong>der</strong> Berge<br />
wucherten ausgedehnte Wäl<strong>der</strong> von unförmigen<br />
Zwergkoniferen, die <strong>der</strong> Gegend ein mystisch, skurriles<br />
Aussehen verliehen. An den Berghängen krochen diesige<br />
Nebel durch die verkrüppelten Wäl<strong>der</strong>, und in den<br />
Nie<strong>der</strong>ungen sammelte sich <strong>der</strong> Gestank gäriger Sümpfe.<br />
Eine völlig unwirtliche Gegend, in <strong>der</strong> kein Mensch leben<br />
wollte. Auf einer Hochebene, die mit spärlichem, wilden<br />
Rieselgras bewachsen war, machten wir eine große<br />
Chalais-Gh<strong>um</strong>pa Herde aus. Gemächlich trotteten die<br />
riesigen Insekten über die Steppe, etwa zehn Dutzend<br />
Tiere waren es, ein Leitbulle, mehrere Kühe und etliche<br />
Jungtiere. Der Panzerzeichnung nach kamen sie aus<br />
gondrischen Beständen, wahrscheinlich handelte es sich<br />
<strong>um</strong> entlaufene und verwil<strong>der</strong>te Tiere, die sich zu einer<br />
Herde zusammengefunden hatten. Hier oben in den<br />
Bergen kamen große Gh<strong>um</strong>pas nur sehr selten vor, und<br />
sie lebten gefährlich hier. Es gab viele Raubtiere, denen<br />
die behäbigen Käfer nur wenig entgegenzusetzen hatten.<br />
Sie waren zwar gepanzert, aber es gab Räuber, die sich auf<br />
das Erbeuten von Insekten spezialisiert hatten.<br />
Es dauerte nicht lange, bis wir eben dieses Schauspiel<br />
verfolgen konnten. Eine <strong>der</strong> größeren Kühe hatte sich<br />
etwas von <strong>der</strong> Herde gelöst, <strong>um</strong> sich einer grünen Insel zu<br />
nähern, die im Steppengras leuchtete. Das war ihr Fehler.<br />
Diese grünen Flecken in ansonsten dürren<br />
Steppenreiselgras waren trügerische Fallen. Sie wurden<br />
genährt von den Ausscheidungen einer armlangen<br />
Wurmart, die dicht unter <strong>der</strong> Oberfläche in senkrechten<br />
Röhren hauste. Wenn sich nun ein Tier dem<br />
vermeindlichen Freßplatz näherte, schossen sie aus ihren<br />
Röhren und durchschlugen den Panzer an <strong>der</strong><br />
verwundbaren Unterseite. Dazu preßten sie das Gas aus<br />
ihrem Verdauungstrakt in die Röhre, in <strong>der</strong> sie saßen, und<br />
entzündeten es mit einem biochemischen Funken. So<br />
wurden sie aus <strong>der</strong> Röhre herauskatapultiert, und die<br />
hornartigen Dornen an <strong>der</strong> Kopfseite bohrten sich durch<br />
den Panzer.<br />
So war es auch in diesem Fall. Die Gh<strong>um</strong>pakuh wan<strong>der</strong>te<br />
z<strong>um</strong> Grün, und mit zischenden und knackenden<br />
Geräuschen durchschlugen die Kassimwürmer den<br />
Bauchpanzer <strong>der</strong> Kuh, die mit lautem Tröten aus ihrem<br />
Horn ihren Schmerz bekundete. Die Kassimwürmer<br />
waren in ihren Leib eingedrungen und begannen sofort,<br />
die Weichteile zu fressen. Die Kuh ta<strong>um</strong>elte, rannte noch<br />
ein paar Fuß weit und brach zusammen. Nun kamen<br />
immer mehr dieser metallisch glänzenden Würmer aus<br />
<strong>der</strong> Erde gekrochen und zogen in einer makaberen<br />
Prozession z<strong>um</strong> Kadaver, in den sie eindrangen, <strong>um</strong> sich<br />
satt zu fressen. Um das tote Tier her<strong>um</strong> schien <strong>der</strong> Boden<br />
zu leben. Tausende Würmer in allen Größen fielen<br />
darüber her, und bereits nach wenigen Momenten waren<br />
nur noch die Hartschalenpanzer übrig. Die Würmer<br />
gruben sich wie<strong>der</strong> in den Boden ein, und an <strong>der</strong> Stelle, an<br />
<strong>der</strong> das große Fressen stattgefunden hatte, würde in<br />
wenigen Tagen die nächste kleine grüne Insel entstehen.<br />
Die Herde <strong>der</strong> Gh<strong>um</strong>pas zeigte sich unbeeindruckt und<br />
zog stupide weiter. Ich sinnierte noch kurz über das<br />
Werden-Sein-Vergehen, doch dann verlangte es<br />
an<strong>der</strong>norts nach Konzentration.<br />
„Da!“ Der Ruf Chahanis holte mich aus meiner<br />
Beobachtung heraus und ließ mich in die Richtung<br />
schauen, in die sie deutete. Einige hun<strong>der</strong>t Fuß vor uns<br />
tauchte im seitlichen Licht <strong>der</strong> tiefstehenden Sonne S<br />
´rath die Shilouette <strong>der</strong> ersten schwebenden Insel auf.<br />
Rein technisch gesehen handelte es sich dabei <strong>um</strong> einen<br />
Felsbruch, dessen Spitze nach unten zeigte, und <strong>der</strong> an<br />
<strong>der</strong> Oberfläche belebt war. Optisch jedoch war dieser<br />
Anblick ein echtes Erlebnis. Da schwebte ein <strong>um</strong>gedrehter<br />
Berg etwa zweihun<strong>der</strong>t Faden über dem Boden daher, wie<br />
an unsichtbaren Fäden aufgehängt. Gemächlich trieb<br />
diese gewaltige Galeone im Magnetstrom des H´taih-<br />
Gebirges. Der graubraune Felskeil wurde gekrönt von<br />
einer dichten Perücke aus üppigem Grün, über <strong>der</strong> Vögel<br />
und Insekten verschiedenster Art flatterten. Dies war <strong>der</strong><br />
Ursprung des neuen Lebens, von hier aus war in <strong>der</strong><br />
neuen Zeit Gaia Assiah wie<strong>der</strong> belebt worden. Fasziniert<br />
betrachtete ich dieses schwebende Eiland. Es gab<br />
tausende davon. Größere, kleinere, flache und spitze,<br />
einige schwebten höher, einige, <strong>der</strong>en Magnetita<strong>der</strong>n<br />
schwächer waren, schwebten nur einige hun<strong>der</strong>t Faden<br />
über dem Boden. Wir hatten unser Ziel fast erreicht. Jetzt<br />
mußten wir nur noch die Hauptinsel finden, und z<strong>um</strong><br />
Zentr<strong>um</strong> <strong>der</strong> Madrakenstämme vordringen. Hier in <strong>der</strong><br />
Luft drohte uns wenig Gefahr, denn die Mandraken<br />
stiegen nur selten mit Fluginsekten auf. Sie zogen es vor,<br />
im Schutz <strong>der</strong> Urwäl<strong>der</strong> zu operieren. Ab und an<br />
überwanden sie die Distanz zu einer Nachbarinsel mit<br />
Trak-Ghenas, aber viele <strong>der</strong> Inseln waren auch mit<br />
abenteuerlich konstruierten Brücken verbunden. Als wir<br />
näher herankamen, tauchten weitere Inseln auf und man<br />
konnte hier und da die flexiblen Holzbrücken erkennen,<br />
mit denen eng benachbarte Inseln verbunden waren. Im<br />
Prinzip handelte es sich dabei <strong>um</strong> Hängeseilbrücken, die<br />
jedoch in <strong>der</strong> Art von Glie<strong>der</strong>tunneln konstruiert waren.<br />
Dazu fertigten die Mandraken große, elliptische Segmente<br />
aus Valtra-Balsaholz, mannshoch und doppelt so breit. In<br />
den Boden lagerten sie dünne Schichten aus Magnetiterz<br />
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