Trail - der Kampf um Gonda-Lah
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Sammlung historischer segurianischer Hieb- und<br />
Stichwaffen. Ein heimatliches Gefühl überkam mich, als<br />
wir die Halle betraten.<br />
Tenebra, <strong>der</strong> hier unter dem Namen Beth Sharia<br />
residierte, sah uns hereinkommen und winkte uns z<strong>um</strong><br />
Kamin heran.<br />
„Ah, Dom Fela, Doma Chahani! Nur herein, herein!<br />
Leistet uns Gesellschaft!“ Offensichtlich war Tenebra<br />
bester Stimmung. Auch seine Gesprächspartner sahen zu<br />
uns herüber. Sie waren gondrischer Abstammung, wie<br />
unschwer zu erkennen war.<br />
„Das Essen ist gleich soweit, nehmt Euch einen guten<br />
segurianischen Calva-Meth, Dom Fela. Der hier ist mehr<br />
als 30 S´rathzyklen gelagert, ein feiner obergäriger<br />
Tropfen.“ Er schwenkte seinen fein ziselierten Becher, <strong>der</strong><br />
im Vol<strong>um</strong>en durchaus Tenebras Statur entsprach. An<strong>der</strong>e<br />
Leute wuschen sich wohl die Hände in solchen Gefäßen,<br />
mutmaßte ich. Leise, versteht sich.<br />
Wir gingen z<strong>um</strong> Kamin, füllten uns je<strong>der</strong> einen Becher<br />
und gesellten uns zu <strong>der</strong> Gruppe am Kamin. Die Nächte<br />
waren kalt hier in <strong>Gonda</strong>-<strong>Lah</strong>, und die wohlige Wärme<br />
des Feuers tat gut.<br />
„Darf ich vorstellen, meine Herren,“ begann Tenebra an<br />
seine Gäste gewandt, „Dom Fela Ibn Aib Noirez, <strong>der</strong> wohl<br />
beste Schwertmeister des segurianischen Reiches. Und<br />
seine entzückende Begleitung, Doma Chahani.“ Die drei<br />
Männer nickten mir zu und deuteten vor Chahani eine<br />
leichte Verbeugung an. Tenebra stellte seine Gäste vor.<br />
„Das hier…“ er deutete auf den hochgewachsenen<br />
Hageren zu seiner Rechten, „…ist Tulkman Donahai,<br />
erster Ratsherr <strong>der</strong> Gilde <strong>der</strong> Freihändler von Gandri.“<br />
Ich nickte dem Mann zu. „ Hier …“ er deutete nach links,<br />
wo ein untersetzter, gut gekleideter Mann mittleren Alters<br />
stand, dessen Haarpracht langsam arg an Dichte verlor,<br />
„…haben wir Guldur Chan, den zweiten stellvertretenden<br />
Haushofmeister des Kaisers Ninurta. Ein guter Freund<br />
unseres Hauses.“ Ich nickte diesem ebenfalls zu.<br />
Dann ging er zwei Schritte zu <strong>der</strong> dritten Person, die<br />
etwas verdeckt im Schatten einer Kriegerstatue stand und<br />
ihm nun zwei Schritte entgegekam. Nun fiel das Licht auf<br />
ein kantiges, windgegerbtes Gesicht, in dem eine nicht<br />
geringe Anzahl von Narben auf so einige überstandene<br />
Kämpfe schließen ließ. Der Teint des Mannes war dunkel,<br />
seine Augen standen nah beieinan<strong>der</strong> unter buschigen<br />
Brauen, und lange schwarze Haare <strong>um</strong>rahmten das<br />
Gesicht. Er war von kräftiger Statur, sehnig und<br />
muskelbepackt. Er mochte vielleicht so alt sein, wie<br />
Tenebras Calva-Meth, aber seine wachen und<br />
leuchtenden Augen zeugten davon, dass er gewiß kein<br />
Jungspund o<strong>der</strong> D<strong>um</strong>mkopf war.<br />
„Das ist unser beson<strong>der</strong>er Gast“, bemerkte Tenebra<br />
grinsend, „es ist mir eine Ehre, Euch Mah´di Shazbaken<br />
vorzustellen.“<br />
„Der Khan…“ murmelte ich. Chahanis Kopf ruckte zu mir<br />
her<strong>um</strong> und sie sah mich überrascht an. Mah´di Khan war<br />
<strong>der</strong> Führer <strong>der</strong> Rebellentruppen und damit <strong>der</strong><br />
meistgesuchte Mann in ganz <strong>Gonda</strong>. Auf seinen Kopf<br />
hatte <strong>der</strong> Kaiser 100.000 Goldschekel ausgesetzt, eine<br />
horrende S<strong>um</strong>me, die angesichts <strong>der</strong> Popularität des<br />
charismatischen Renegaten sicherlich angemessen war.<br />
Mah´di Khan kam auf mich zu und verbeugte sich höflich<br />
vor Chahani und mir.<br />
„Ja, <strong>der</strong> Khan. Ich bin erfreut, Eure Bekanntschaft zu<br />
machen, Dom Fela. Tenebra hat viel Gutes über Euch zu<br />
berichten gewusst. Ich muß gestehen, ich war sehr<br />
neugierig, den Mann zu treffen, <strong>der</strong> allein mit den<br />
Schwertern eine wilde <strong>Kampf</strong>spinne zu besiegen wusste.“<br />
Da hatte <strong>der</strong> gute alte Tenebra wohl reichlich<br />
Vorschußlorbeeren verteilt…<br />
„Und ich bin erfreut, den Mann kennenzulernen, <strong>der</strong> es<br />
schafft, die gesamte kaiserliche Armee nur durch seinen<br />
Namen in Furcht und Schrecken zu versetzen“ gab ich<br />
grinsend zurück. Er sah mich ernst an.<br />
„Dom Fela, ich bin ein Diener meines Volkes, es spricht<br />
durch meinen Mund. Die Furcht, die <strong>der</strong> Kaiser<br />
empfindet, ist die vor seinen eigenen Untaten. Die Armee<br />
fürchtet nicht mich, sie fürchtet ihre eigene Feigheit. All<br />
diesen Dingen gaben sie meinen Namen, <strong>um</strong> sich <strong>der</strong><br />
eigenen Furcht nicht stellen zu müssen. Diese Furcht<br />
tötet ihr Bewusstsein und macht sie gefügig, willenlos<br />
und zu Werkzeugen des Bösen. Die Furcht führt zu<br />
völliger Zerstörung des freien Willens. Ich sehe ihr ins<br />
Gesicht. Sie soll mich völlig durchdringen. Und wenn sie<br />
von mir gegangen ist, bleibt nichts zurück. Nichts außer<br />
mir. Dar<strong>um</strong> bin ich <strong>der</strong> Khan, das Eidolon ihrer Furcht.“<br />
„Wohl gesprochen, Khan. Die Stimme Eures Volkes<br />
spricht mit weiser Zunge.“ Entgegnete ich und prostete<br />
ihm zu. Er erwi<strong>der</strong>te die Geste und leerte seinen Becher in<br />
einem Zug.<br />
Am an<strong>der</strong>en ende des Ra<strong>um</strong>es öffnete sich eine Tür, und<br />
die Bediensteten trugen die warmen Speisen herein. Auf<br />
einen Wink Tenebras verschwanden sie so schnell und<br />
lautlos, wie sie gekommen waren.<br />
„Nun denn, lasst uns essen, liebe Freunde!“ Tenebra<br />
klatsche in die Hände und schritt zur Tafel. Er setze sich<br />
an den Kopf des Tisches. Wir an<strong>der</strong>en suchten uns Plätze<br />
an den Flanken und setzten uns ebenfalls. Chahani und<br />
ich nahmen an <strong>der</strong> linken Flanke Platz, die an<strong>der</strong>en Gäste<br />
saßen uns gegenüber. Der zweite stellvertretende<br />
Haushofmeister sprach ein gondrisches Tischgebet,<br />
während Tebenra schon in den Schüsseln rührte.<br />
Daß Tenebra ein Mann des guten Geschmacks war,<br />
wusste ich seit langem. Doch was er uns hier auftischte,<br />
war schier unglaublich. Ich vermutete, <strong>der</strong> Kaiser selbst<br />
aß nicht so gut wie wir an diesem Abend. Ich zog die<br />
verführerischen Düfte in meine Nase ein und ließ den<br />
Blick über die Tafel schweifen.<br />
Da waren drei verschiedene Sorten Ra´chd, gedünsteter<br />
Flugfisch, <strong>der</strong> köstlich nach Rimpinellkraut duftete,<br />
Reshtak-Brühklopse in einer scharf riechenden roten<br />
Tunke von Gappaschoten, am Feuer gegrillte<br />
Onkerfleischspießchen, ein gerösteter Shinga-Vogel mit<br />
Honigkruste und Moorlandkrabben in Lake. Dazu gab es<br />
Süßknollen, junge Sudrübchen, gestoften Frostkohl,<br />
Fen<strong>der</strong>krautmus und songenannte Onkeraugen, kleine<br />
Pfannkuchen aus Rieselgras mit einem Klecks<br />
Pintabeerenpürree darauf. Zwei Körbe mit verschiedenen<br />
Sorten Rieselgrasbrot standen bereit und eine große<br />
Schale mit Früchten <strong>der</strong> Saison.<br />
Wir langten alle ordentlich zu, und es wurde geschmaust.<br />
Die segurianischen Tischsitten schrieben vor, dass<br />
während des Hauptmahls nicht gesprochen werden<br />
durfte, und alle Anwesenden respektierten dies. Nach<br />
etwa 45 Glasen war das große Mahl beendet und Tenebra<br />
läutete mit einer Glocke nach den Dienern, welche sofort<br />
herbeieilten und das Essen abrä<strong>um</strong>ten. Einige kleine<br />
Süßspeisen, Konfekt, Backwerk und Getränke wurden<br />
aufgetragen, und die dienstbaren Geister verschwanden<br />
wie<strong>der</strong>. Nun begann <strong>der</strong> gemütliche Teil des Abends. Wir<br />
füllten unsere Becher und kosteten von den Spezereien.<br />
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