Trail - der Kampf um Gonda-Lah
Trail - der Kampf um Gonda-Lah
Trail - der Kampf um Gonda-Lah
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
gegenüber und sahen uns an. Klarkashton erhob erneut<br />
die Stimme.<br />
„Vor den Himmeln und <strong>der</strong> Erde bezeuge ich die Ehe<br />
dieser beiden Menschen. Sie wurde geschlossen im<br />
Angesicht des Magna Draconis, er soll ewig über ihr<br />
Glück wachen und seine Schwingen schützend über sie<br />
breiten. Tauscht die Armreife!“<br />
Chahani streifte mir einen Hochzeitsring über das<br />
Handgelenk und ließ den Verschluß einschnappen. Ich tat<br />
es ihr nach und zog sie zu mir heran. Leise flüsterte ich in<br />
ihr Ohr:<br />
„Ich begrüße Dich im Haus meines Vaters, Geliebte.“<br />
Dann küssten wir uns, und die Gäste brachen in Jubel<br />
aus. Man applaudierte, lachte, und die Musik setzte ein.<br />
Dröhnend verkündeten die Gh<strong>um</strong>pa-Tunes das freudige<br />
Ereignis im Umkreis mehrerer Häuserblocks.<br />
Die ausgelassene Feier dauerte noch einige Stunden an,<br />
und Tenebra versicherte mir, dass er den Hochzeitsbogen<br />
mit dem nächsten <strong>Trail</strong> unversehrt in meine Heimat<br />
senden würde, damit er vor meinem Haus aufgestellt<br />
werden konnte. Spät in <strong>der</strong> Nacht gingen Chahani und ich<br />
zu Bett und feierten unsere Hochzeitsnacht nach alter<br />
segurianischer Sitte, indem sie mich am Bett fesselte und<br />
sich nahm, was sie wollte. Die Nacht wurde lang, und am<br />
nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerä<strong>der</strong>t. Meiner<br />
Frau ging es auch nicht besser, doch nach einem<br />
ausgiebigen Bad und anschließendem Frühmal waren wir<br />
fit für den Tag. Gegen Mittag hatten wir gepackt und<br />
trugen unsere Bündel und Kisten hinunter in die Halle,<br />
wo unsere Reisebegleitung und die Reittiere bereits<br />
warteten.<br />
Mein <strong>Trail</strong> war bereits wie<strong>der</strong> auf dem Weg in die Heimat,<br />
beladen mit unauffälligen Gütern und dem zerlegten<br />
hölzernen Bogen, über den sich meine Familie sicherlich<br />
sehr freuen würde. Ich grüßte die Anwesenden kurz mit<br />
einem Nicken und begutachtete unsere <strong>Kampf</strong>traks. Es<br />
waren drei Djiati-Trak-Ghenas von beson<strong>der</strong>s robuster<br />
Statur. Sie waren etwa zwanzig Fuß lang und trugen<br />
jeweils drei beachtliche, mit Wi<strong>der</strong>haken versehene<br />
Stirnhörner. Unter den Flügeln lugten am Hinterteil die<br />
giftigen Stacheln heraus, eine gefürchtete Waffe, welche<br />
die Djiati-Ghenas erbarmungslos gegen ihre Feinde<br />
einsetzten. Das Gift aus den Kanälen dieser Stacheln<br />
lähmte sofort und zerstörte binnen weniger Augenblicke<br />
das Nervensystem Des Gestochenen. Ihre Panzerung war<br />
fast undurchdringlich, denn diese Käfer nahmen sehr<br />
viele Erze auf, die zusammen mit dem Chitin einen<br />
mineralischen Panzer ausbildeteten. Diese <strong>Kampf</strong>traks<br />
waren schwer, aber unglaublich stark, so dass sie<br />
trotzdem sehr wendig blieben. Djiati-Ghenas waren sehr<br />
selten und es mußte Tenebra ein Vermögen gekostet<br />
haben, diese Tiere zu besorgen. Es würde nicht einfach<br />
werden, mit diesen auffälligen Tieren aus <strong>der</strong> Stadt zu<br />
kommen. Das sagte ich auch zu Tenebra, während wir die<br />
Tiere beluden und unsere Habe festzurrten.<br />
„Macht Euch keine Sorgen, Dom Fela. Ich habe mir da<br />
etwas einfallen lassen.“ Er grinste breit und klatschte in<br />
die Hände. Sofort eilten Bedienstete herbei und fingen an,<br />
unsere Traks mit allerlei Staffagen, Teppichen, Kisten,<br />
Körben und Amphoren zu behängen. Die Stirnhörner<br />
wurden mit Ketten behängt, an denen Haken und Rollen<br />
ba<strong>um</strong>elten. Als die Aktion beendet war, sah Tenebra<br />
sichtlich zufrieden zu den Tieren hinüber und nickte.<br />
„Man wird Eure Ghenas ka<strong>um</strong> von skirrilianischen<br />
Werftgh<strong>um</strong>pas unterscheiden können. Ich gebe Euch<br />
einen Eskorttrail mit. Ihr nehmt Seitenwege, so dass Ihr<br />
den Haupteinheiten <strong>der</strong> Garde nicht über den Weg lauft.<br />
Draußen vor <strong>der</strong> Stadt könnt Ihr die Tarnung dann<br />
ablegen und meinem <strong>Trail</strong> mit zurück geben.“<br />
Er sah mich fest an. Drückte mich und schlug mir fest auf<br />
die Schultern. Dann meinte er: „Möge <strong>der</strong> große Drachen<br />
Euch immer beschützen, Dom Fela. Von Euch dreien<br />
hängt nun <strong>der</strong> Ausgang des Krieges ab. Viele Völker<br />
setzen ihre Hoffnungen in den Kahn, also: Habt Erfolg<br />
und bringt ihn uns lebend zurück.“<br />
Er drückte auch Chahani und den Khan, und wir<br />
bestiegen die Tiere. Je<strong>der</strong> von uns hatte für sein Tier<br />
einen eigenen kleinen Tambur, wir nahmen die Zügel und<br />
schüttelten die Stäbe. Das geheime Tor senkte sich und<br />
wir verließen den Keller über die Rampe zu Hof, wo uns<br />
bereits zwei große Gh<strong>um</strong>pas erwarteten. Ich ritt voran,<br />
Chahani folgte, und <strong>der</strong> Khan ritt als Dritter. Vor und<br />
hinter uns zog ein Gh<strong>um</strong>pa, und so verließ <strong>der</strong> kleine <strong>Trail</strong><br />
das Gehöft. Ich sah mich nicht noch einmal <strong>um</strong>.<br />
Auf <strong>der</strong> Via Kandahar, die am Gehöft Tenebras<br />
vorbeiführte, reihten wir uns in den Verkehr ein, <strong>der</strong> zur<br />
Stadtmauer nach Süden führte. Dort war ein kleines Tor,<br />
dessen Wachen mehr mit <strong>der</strong> Kontrolle des eingehenden<br />
Verkehrs beschäftigt waren, als mit den <strong>Trail</strong>s, die aus <strong>der</strong><br />
Stadt heraus wollten. So kam es, dass wir bereits am<br />
frühen Nachmittag die Stadt hinter uns gelassen hatten<br />
und in Richtung Norden unterwegs waren. Wir ritten<br />
schweigend und machten erst in <strong>der</strong> Dämmerung Rast.<br />
Ein kleines Wäldchen etwas abseits des Weges bot uns<br />
Deckung, und so enttarnten wir unsere <strong>Kampf</strong>traks,<br />
beluden Tenebras Gh<strong>um</strong>pas, und die Bediensteten<br />
lenkten ihre Tiere wie<strong>der</strong> zurück in Richtung Stadt. Um<br />
nach Mandrask zu gelangen, mussten wir uns durch<br />
unwirkliche Gelände im oberen Tel-Rek kämpfen, wobei<br />
wir uns am Rande <strong>der</strong> großen Sanddünen <strong>der</strong> nördlichen<br />
Tamarkan Wüste bewegen würden.<br />
Wir beschlossen, hier zu nächtigen, obwohl mir bei dem<br />
Gedanken nicht ganz wohl war. Zu dicht an <strong>der</strong> Stadt, ich<br />
hatte ein ungutes Gefühl. Und es sollte sich bewahrheiten.<br />
In den frühen Morgenstunden, als die erste Sonne über<br />
den Horizont aufstieg, wurden die Ghenas unruhig. Wir<br />
waren sofort wach, griffen zu den Waffen und sahen uns<br />
<strong>um</strong>. Chahani stand neben mir, <strong>der</strong> Khan schlich seitlich<br />
durchs Unterholz. Die Geräusche von <strong>Kampf</strong>traks und<br />
kaiserlichen Waffenröcken ließen keinen Zweifel zu, wir<br />
waren <strong>um</strong>zingelt. Wahrscheinlich ein gutes Dutzend<br />
Traks und doppelt soviele Wachen. Mah´di Khan kam zu<br />
uns zurück und flüsterte: „Eine Patrouille. Was sollen wir<br />
tun?“<br />
Ich sah ihn an und lauchte nochmals.<br />
„Keine Patrouille. Zuviele.“<br />
„Ihr meint...“ er sah mich zweifelnd an, Chahani ebenfalls.<br />
„Verrat, ja. Schätze, man hat unseren Begleittrail<br />
aufgebracht. Löst die Ghenas, nehmt nur das Nötigste<br />
mit, wir machen einen Ausfall.“<br />
Vorsichtig und leise lösten wir unsere <strong>Kampf</strong>traks von<br />
den Pflöcken, packten einge Dinge aus dem Lager und<br />
zurrten sie nötdürftig fest. Die Lagerausrüstung, Töpfe,<br />
Pfannen, Geschirr und an<strong>der</strong>es ließen wir liegen. Darüber<br />
würden sich sicherlich vorbeiziehende Wan<strong>der</strong>er freuen,<br />
wenn sie in das Wäldchen kamen. Wir hatten einfach<br />
Seite 21