Trail - der Kampf um Gonda-Lah
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Chahani die zweite und ich die dritte Wache. Die Nacht<br />
verlief ohne Zwischenfälle, und am nächsten Morgen<br />
machten wir uns zeitig auf, das Zentr<strong>um</strong> <strong>der</strong> Mandraken-<br />
Kultur ausfindig zu machen.<br />
Wir flogen bis z<strong>um</strong> Mittag durch das ausgedehnte Feld<br />
<strong>der</strong> schwebenden Inseln. Erstaunlicherweise bekamen wir<br />
nicht einen einzigen Mandraken zu Gesicht, obwohl ich<br />
sicher war, dass uns hun<strong>der</strong>te, wenn nicht tausende<br />
Augenpaare aus dem Dickicht <strong>der</strong> Inselwäl<strong>der</strong><br />
beobachteten. Als Krieger entwickelt man einen<br />
beson<strong>der</strong>en Sinn, <strong>der</strong> es ermöglicht, Bedrohungen<br />
wahrzunehmen und einzuschätzen. Und, obwohl ich die<br />
Beobachter deutlich wahrnahm, gab es keinen Anlaß, in<br />
Alarmbereitschaft zu verfallen. Die Stimmung, die mir im<br />
Äther entgegenkam, war eher neugierig als feindselig, was<br />
mich angesichts <strong>der</strong> Dinge, die man sich über die<br />
Mandraken erzählte, wirklich verwun<strong>der</strong>te. Ich genoss<br />
also den Flug durch das Reich des Warlords Xul<br />
Eisenbeisser, bewun<strong>der</strong>te die Architektur <strong>der</strong><br />
Tunnelbrücken und ließ die Mittagssonne meinen Leib<br />
erwärmen. Die Brücken waren das einzige Anzeichen<br />
einer Zivilisation in diesem unglaublichen Haufen<br />
fliegen<strong>der</strong> Steine. Das Gewirr an Verbindungen zwischen<br />
den Inseln wurde immer dichter, je näher wir dem<br />
Zentr<strong>um</strong> kamen. Einige <strong>der</strong> Brücken schienen weit über<br />
1000 Zyklen alt zu sein, sie unterschieden sich ka<strong>um</strong> noch<br />
von <strong>der</strong> natürlichen Umgebung, so sehr waren sie<br />
bewachsen. Wie ein A<strong>der</strong>netz verbanden sie die inneren<br />
Inseln zu einem gigantischen Cluster, <strong>der</strong> wahrscheinlich<br />
von zigtausenden von Mandraken bewohnt wurde.<br />
„Dort!“ Es war <strong>der</strong> Khan, <strong>der</strong> meine Blicke mit einem<br />
Fingerzeig nach unten lenkte. Etwa 200 Faden unter uns<br />
schwebte eine gigantische Insel, die größte von allen, die<br />
wir bisher gesehen hatten. Sie war fast komplett von<br />
einem dunkelgrünen Wald bestanden. Nur in <strong>der</strong> Mitte<br />
<strong>der</strong> Insel gähnte ein Loch in dem grünen Meer. Ein großer<br />
See war dort zu sehen, mit klarem, türkisfarbenen<br />
Wasser, <strong>der</strong> aus zwei großen Wasserfällen gespeist wurde,<br />
die von einem nördlich gelegenen Sichelkranzgebirge<br />
herabstürzten. Zwischen den brodelnden Stürzen konnte<br />
man unter einen großen Felsplateau große Gebäude<br />
ausmachen, erbaut in <strong>der</strong> Technik <strong>der</strong> vorapokalyptischen<br />
Monlithkultur. Wir hatten unser Ziel erreicht: Mandra-<br />
Ghora, das Zentr<strong>um</strong> <strong>der</strong> mandrakischen Zivilisation. In<br />
immer enger werdenden Spiralen sanken wir langsam<br />
z<strong>um</strong> Rand <strong>der</strong> Insel herab, dort gab es einige Wiesen, auf<br />
denen wir unsere Reittiere zurücklassen konnten. Sich<br />
<strong>der</strong> Stadt im direkten Anflug zu nähern, wäre mehr als<br />
unklug gewesen, wir wollten uns langsam zu Fuß<br />
annähern, <strong>um</strong> den Mandraken Gelegenheit zu geben, uns<br />
zu studieren. Das erhöhte die Chancen, lebend vor Xul<br />
Eisenbeissers Thron zu erscheinen.<br />
Kapitel 6: Der lange Marsch<br />
Wir landeten unbehelligt auf einer Rieselgraswiese am<br />
südlichen Rand <strong>der</strong> Insel und verstauten unser Gepäck in<br />
einer Felshöhle am Waldrand. Hier gab es keine<br />
Beobachter. Wahrscheinlich hatte man erwartet, dass wir<br />
näher an <strong>der</strong> Stadt landen würden. Sorgsam tarnten wir<br />
den Eingang des Verstecks, nachdem wir das Nötigste für<br />
den Marsch an uns genommen hatten. Chahani sprach<br />
noch einen magischen Bann über die Höhle, <strong>um</strong> sie<br />
unsichtbar zu machen. Natürlich wurde die Höhle<br />
dadurch nicht wirklich unsichtbar, aber durch den Zauber<br />
entging sie gewissermaßen <strong>der</strong> Aufmerksamkeit eines<br />
Betrachters.<br />
Ich hatte mich für meine drei Schwerter entschieden. Auf<br />
meinem Rücken hingen zwei gekreuzte Kurzschwerter,<br />
<strong>der</strong>en Griffe links und rechts in Nierenhöhe seitlich<br />
abstanden, und senkrecht hing mein Langschwert Kilm<br />
´tal zwischen ihnen, <strong>der</strong> mächtige Schwertgriff mit den<br />
Drachenzähnen lag in meinem Genick. Ich befestigte noch<br />
einige kleine Transporttaschen an meinen Gürteln, die<br />
allerlei nützliche Dinge enthielten, z.B. kleine B<strong>um</strong>-G<strong>um</strong>-<br />
Bomben mit Aufschlagzün<strong>der</strong>n. An den Unterschenkeln<br />
hatte ich je einen Cathlan-Dolch in gut gefetteten<br />
le<strong>der</strong>nenen Schnellzughalftern, und an den Gürteln<br />
mehrere Sharikan-Wurfsterne. Ich überprüfte alle Waffen<br />
und fand, ich war abmarschbereit.<br />
Chahani hatte sich ebenfalls mit einem Schwert und<br />
einigen Dolchen eingedeckt, sie sah im Kriegeroutfit<br />
ausgesprochen sexy aus, wie ich fand. Der Khan hatte sich<br />
<strong>um</strong>gezogen. Er trug die traditionelle Rebellenuniform, ein<br />
schwarz-grauer Le<strong>der</strong>kombi mit braunem Umhang. Den<br />
Staubschutz für das Gesicht hatte er nicht aufgezogen, er<br />
hing lose unter seinem Kinn. Auf seiner Brust prangte ein<br />
Metallschild, das ein unicursales Hexagramm in einem<br />
Heptagramm zeigte. Das Schild war emailliert, in den<br />
Farben schwarz, weiß und rot gehalten und wurde mit<br />
kleinen Karabinern an <strong>der</strong> Brustwehr seines Anzugs<br />
gehalten. Es war das Emblem des Khan, des Anführers<br />
<strong>der</strong> Rebellenarmee. Außer einer mannslangen<br />
<strong>Kampf</strong>lanze trug er keinerlei Waffen, z<strong>um</strong>indest konnte<br />
man an ihm keine sehen. Ich ging davon aus, dass <strong>der</strong><br />
<strong>Kampf</strong>anzug aber die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Überraschung für<br />
einen potentiellen Angreifer bereithielt. Der Mah´di Khan<br />
bot in seiner Montur in <strong>der</strong> Tat einen beeindruckenden<br />
Anblick.<br />
Wir schlugen uns ins Dickicht und marschierten Richtung<br />
Norden, auf das Zentr<strong>um</strong> <strong>der</strong> Insel zu. Der Wald war<br />
dicht, voller Geräusche und irgendwie an<strong>der</strong>s. Die<br />
Vegetation unterschied sich deutlich von den Churka-<br />
Wäl<strong>der</strong>n des gondischen Kontinentalshelfs, hier roch es<br />
auch an<strong>der</strong>s. Ein träger, süßlicher Geruch hing in <strong>der</strong><br />
Luft, leicht gärig und allgegenwärtig. Die Bä<strong>um</strong>e, <strong>der</strong>en<br />
Art ich nicht kannte, ragten hoch in den Himmel, wo sich<br />
ihre ausladenden Kronen zu einem dichten Blätterdach<br />
verbanden, das nur gedämpft das Licht <strong>der</strong> Sonnen<br />
durchließ. Die Wurzeln <strong>der</strong> Urwaldriesen waren<br />
brettartig, weit gefächert, und wir mussten oft Umwege<br />
<strong>um</strong> diese gewaltigen Wurzelstöcke machen. Ich schätzte,<br />
dass ein Stamm dieser Bä<strong>um</strong>e ausreichen würde, <strong>um</strong><br />
mein Haus in Seguria 5 Jahre zu beheizen. Die Luft im<br />
Wald war schwül und stickig, an den zwei Mann hohen<br />
Riesenfarnen kondensierte die Luftfeuchte und tropfte zu<br />
Boden, wo das Wasser ölige Pfützen bildete. Überall gab<br />
es Epiphyten, Orchideen, Kannenbl<strong>um</strong>en und allerlei<br />
wucherndes Grünzeug, das ich noch nie zuvor gesehen<br />
hatte.<br />
Ebenfalls seltsam waren die Geräusche dieses Waldes. Er<br />
war wesentlich lauter als je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Wald, den ich<br />
bislang durchquert hatte. Überall quietschte, trällerte,<br />
s<strong>um</strong>mte und zirpte es, dazwischen hörte man immer<br />
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