Trail - der Kampf um Gonda-Lah
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„Ich schulde Euch Dank, Dom. Wie kann ich Euch diese<br />
gute Tat vergelten? Ich führe einige Talente an Gold mit<br />
mir. Fühlt Euch frei, Euch nach Eurem Gutdünken daran<br />
zu bedienen.“<br />
Ich schüttelte den Kopf. „Ich brauche Euer Gold nicht. Es<br />
war mir eine Ehre, Euch aus dieser Not zu helfen.“ Mit<br />
einen Blick auf ihre <strong>der</strong>angierten Fortbewegungsmittel<br />
fügte ich hinzu: “Nun, wie es aussieht, werdet Ihr den<br />
Rest Eurer Reise wohl in etwas unbequemeren<br />
Umständen antreten müssen, Euer <strong>Trail</strong> wurde schwer<br />
beschädigt.“ Ich deutete mit einer ausladenden Geste im<br />
Kreis auf die Reste ihres <strong>Trail</strong>s. „Die Gh<strong>um</strong>pas sind<br />
geflohen, einen Eurer Traks musste ich von seinem Leid<br />
erlösen, <strong>der</strong> Wagen ist fahruntauglich. Bleibt lediglich<br />
ein Trak mit geringer Tragkraft. Ihr könnt einen Trak<br />
reiten?“<br />
„Sicher kann ich das.“ Meinte sie stolz „Ich bin eine<br />
Varaq-Prinzessin, eine Askash!“ Dabei setzte sie ein<br />
trotziges Gesicht auf.<br />
Ich verneigte mich vor ihr. „Ich bin Fela Ibn Aib Noirez<br />
und stamme aus dem segurianischen Imperi<strong>um</strong>, ich in<br />
erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Prinzessin…“ Ich<br />
sah sie fragend an.<br />
„Chahani, aus dem Hause Askash.“ Meinte sie nüchtern<br />
und kehrte zu ihrem aristokratischen Gehabe zurück.<br />
„Prinzessin Chahani, wenn Ihr es wünscht, werde ich<br />
Euch nach <strong>Gonda</strong>-<strong>Lah</strong> geleiten, dies ist auch mein Weg.<br />
Ich denke, so kommt Ihr sicher ans Ziel. Allerdings<br />
werdet Ihr auf ein Großteil Eurer Habe wohl verzichten<br />
müssen. Sicherlich können wir einiges auf meine<br />
Gh<strong>um</strong>pas <strong>um</strong>laden, aber Euren geflüchteten Gh<strong>um</strong>pas<br />
nachzustellen scheint mir angesichts <strong>der</strong> momentanen<br />
Lage etwas zu risikoreich. Die Banditen waren sicherlich<br />
nicht allein in <strong>der</strong> Gegend, vielmehr sollten wir zusehen,<br />
dass wir weiterkommen.“<br />
Die Prinzessin trat vom Wagen zurück und besah sich die<br />
Bescherung. Die Hinterachse war gebrochen und einige<br />
Gepäckstücke lagen verstreut in <strong>der</strong> Gegend. Ich meinte,<br />
in ihrem Gesicht einen etwas angewi<strong>der</strong>ten Ausdruck zu<br />
erkennen, <strong>der</strong> jedoch schnell wie<strong>der</strong> verflog. Sie sah mir<br />
ins Gesicht.<br />
„Dom Fela, ich danke Euch für Euer Angebot. Ich<br />
brauche nicht viel z<strong>um</strong> Reisen. Das da…“ sie deutete auf<br />
das Gepäck, das sich noch auf dem Wagendach türmte,<br />
„… sind nur Dinge.“ Ich fand es erstaunlich, wie<br />
verächtlich sie dieses Wort aussprach. „Diese Dinge<br />
waren eh nur dafür bestimmt, mich auszustaffieren,<br />
damit ich meinem zukünftigen Bräutigam gefalle. Sie<br />
sind also nicht wichtig. Nicht für mich jedenfalls.“<br />
Damit verschwand sie im Wagen und kehrte mit einem<br />
Bündel Klei<strong>der</strong> zurück, das nicht eben wie das einer<br />
Prinzessin aussah. Die junge Dame erstaunte mich<br />
zunehmend. Ihre Art zu sprechen und die Art wie sie sich<br />
bewegte deuteten eher auf eine Kriegerin hin, denn auf<br />
eine aristokratische Dame von Welt. Wie hatte <strong>der</strong> Wirt<br />
gesagt? ‚…eine politische Heirat…’ Ich reimte mir mein<br />
Teil zusammen. Derweil kramte die Prinzessin noch im<br />
Gepäck, wohl <strong>um</strong> einige nützliche Dinge zu bergen. Neben<br />
einigen kleineren Tornistern verzurrten wir<br />
Klei<strong>der</strong>bündel, eine Lanze, Kochgeschirr und Proviant auf<br />
einem <strong>der</strong> beiden Durga-Gh<strong>um</strong>pas, die den Wagen<br />
gezogen hatten. Vom toten <strong>Kampf</strong>trak nahmen wir das<br />
Reitgeschirr, passten es an und zä<strong>um</strong>ten das Zugtier<br />
damit auf.<br />
Inzwischen war einige Zeit verstrichen, und wir würden<br />
wohl o<strong>der</strong> übel noch eine Nachtrast auf dem Weg nach<br />
<strong>Gonda</strong>-<strong>Lah</strong> einlegen müssen, z<strong>um</strong>al wir noch meine<br />
Gh<strong>um</strong>pas heranholen mussten, bevor wir die Reise<br />
fortsetzen konnten.<br />
Als wir den <strong>Trail</strong> aufgestellt hatten, war es bereits<br />
Nachmittag. Ich schlug den Tambur und die Chalais -<br />
Gh<strong>um</strong>pas setzten sich wiegend in Bewegung. Prinzessin<br />
Chahani ritt neben mir auf dem kleinen Durga, <strong>der</strong> nur<br />
mäßig beladen war. Wir verließen den Sukkulentenwald<br />
und kamen einige Glasen später in eine halboffene<br />
Savanne, auf <strong>der</strong> große Onkerherden offen weideten.<br />
Diese riesigen Wesen waren die Haupteinnahmequelle<br />
<strong>der</strong> Hirten auf dem gesamten gandrischen<br />
Kontinentalschild. Auf drei mächtigen Säulenbeinen<br />
ruhte ein haushoher fellgekleideter Körper, aus dem ein<br />
mannshoher Hals ragte, <strong>der</strong> einen vergleichsweise<br />
winzigen Kopf trug. Ihre Gehirne waren nicht viel größer<br />
als eine Thulaschote und sie waren absolut friedlich,<br />
solange man ihren Jungen nicht zu nahe kam. Onker<br />
lieferten alles, was man für ein einfaches Leben brauchte.<br />
Ein seidenweiches Fell, Fleisch im Überfluß (das<br />
getrocknete Rauchfleisch von einem einzigen Onker<br />
konnte eine Großfamilie ohne weiteres ein Jahr lang<br />
ernähren), Sehnen (die gröberen für den Bau, die feinsten<br />
für Näharbeiten), Knochen als Ba<strong>um</strong>aterial (ich hatte<br />
ganze Farmen gesehen, die aus Onkerbein gebaut waren).<br />
Die Blasen <strong>der</strong> Tiere fassten bis zu 20 Ra<strong>um</strong>ellen und<br />
eigneten sich hervorragend als Vorratsbehälter für Wein<br />
und Wasser im Keller. Die Onker waren das<br />
wirtschaftliche Rückgrat <strong>der</strong> einfachen Menschen. Sie<br />
lebten in großen Herden und weideten in den Ebenen<br />
Gandris seit Millionen Sommern. Unbehelligt ritten wir<br />
mitten durch eine müßig dahinziehende Herde hindurch.<br />
Das Buschland war gut zu übersehen, und wie es aussah,<br />
drohte uns keinerlei Gefahr auf dem Weg. Ich sah die<br />
Prinzessin von <strong>der</strong> Seite her an. Sie sah nicht eben<br />
glücklich aus. Ihre Blicke waren leer und stachen wie<br />
Lanzen aus ihren Augen in die Ödnis. Ihr Körper wiegte<br />
sich gekonnt im Sattel und fing das Schlingern des Durga<br />
unter ihr fe<strong>der</strong>nd ab. Sie ritt nicht z<strong>um</strong> ersten Mal einen<br />
Gh<strong>um</strong>pa, stellte ich erstaunt fest. Sie bemerkte meine<br />
Blicke und sah mich direkt an.<br />
„Was gibt es zu sehen, Dom? Habt Ihr noch nie eine<br />
Prinzessin reiten sehen?“ fragte sie spröde.<br />
„Aye, Hoheit! Wahrlich, in <strong>der</strong> Tat, das habe ich noch<br />
nicht gesehen, jedenfalls nicht auf einem Gh<strong>um</strong>pa!“ gab<br />
ich amüsiert zurück. „In meiner Heimat reiten die<br />
erlauchten Damen allenfalls mal einen Zwergtrak.“<br />
Sie musste lachen, es klang glockenhell und klar. „Nun,<br />
Dom, in meiner Heimat ist es an sich auch nicht üblich,<br />
dass die Töchter des Großkönigs sich in <strong>der</strong>lei<br />
Trivialitäten ergehen. Gewöhnlich widmen sich meine<br />
Schwestern eher den häuslichen und gesellschaftlichen<br />
Gepflogenheiten. Ich bin wohl etwas … aus <strong>der</strong> Art<br />
geschlagen, wie man sagt…“ Sie lachte wie<strong>der</strong>, aber<br />
diesmal klang es verbittert. „Ihr könnt mich übrigens<br />
Chahani nennen, ich lege keinen Wert auf<br />
Förmlichkeiten, wenn ich im Sattel eines Lastkäfers<br />
sitze.“ Ihr Körper vollzog eine Bewegung, die irgendetwas<br />
zwischen einem stillen Seufzer und einem verborgenen<br />
sarkastischen Lachen andeutete.<br />
„Gehe ich Recht in <strong>der</strong> Annahme, dass Ihr Euer Reiseziel<br />
nicht selbst wähltet?“ erdreistete ich mich zu fragen. Sie<br />
sah mich lange und durchdringend an. „Aye“ bemerkte sie<br />
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