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Fichte versus Sartre Alfred Dandyk Der Vergleich mit anderen ...

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„Nachdem die Metaphysik über die Frage nach dem Ursprung des Für-sich und nach der<br />

Natur des Phänomens Welt entschieden hat, wird sie verschiedene Probleme von größter<br />

Wichtigkeit angehen können, besonders das des Handelns.“<br />

(<strong>Sartre</strong>, Seite 1068)<br />

Auch diesem Zitat ist zu entnehmen, dass <strong>Sartre</strong> nicht für sich beansprucht, die Frage nach<br />

dem Ursprung des Für-sich gelöst zu haben. Er bestreitet sogar, die Lösung dieses Problems<br />

auch nur in Angriff genommen zu haben. Er verweist im Gegenteil auf die Metaphysik, die<br />

nicht Gegenstand von „Das Sein und das Nichts“ ist, und in der diese Frage nach dem<br />

Ursprung des Für-sich entschieden werden muss. Wie diese Entscheidung auch aussehen<br />

mag, es ist in jedem Fall eine metaphysische Hypothese und keine sichere Erkenntnis.<br />

Im Gegensatz zu der Annahme Wildenburgs, muss man bei <strong>Sartre</strong> demnach tatsächlich<br />

zwischen der Ontologie und der Metaphysik deutlich unterscheiden. Im Rahmen der<br />

phänomenologischen Ontologie kann von einem An-sich tatsächlich nur innerhalb des Fürsich<br />

gesprochen werden, während in einer metaphyischen Hypothese das reine An-sich<br />

durchaus ausprechbar ist. Als metaphysische Hypothese ist es aber weder eine<br />

transzendentalphilosophische Konstruktion im Sinne <strong>Fichte</strong>s, noch ist es der „Ausgangspol“<br />

für die Genese der Welt. Es ist vielmehr die metaphysische Grundlage für seine<br />

phänomenologische Ontologie, wobei im Sinne <strong>Sartre</strong>s der Übergang vom reinen An-sich -<br />

einer metaphysischen Hypothese - zum Für-sich-An-sich - einer Struktur der<br />

phänomenologischen Ontologie - wiederum nur Inhalt einer metaphysischen Hypothese sein<br />

kann.<br />

Die Deutung von Thomas W. Busch im Sinne einer unaufgelösten Spannung zwischen<br />

Ontologie und Metaphysik ist also vollkommen richtig, wohingegen Wildenburgs Deutung<br />

vor dem Hintergrund von <strong>Fichte</strong>s Wissenschaftslehre fehlgeleitet ist. Hinzuzufügen ist<br />

allerdings, dass <strong>Sartre</strong> diese Spannung zwischen Ontologie und Metaphysik durchaus selbst<br />

klar gewesen ist, wie die Zitate hinreichend belegen. Es ist also unangebracht, in diesem<br />

Zusammenhang von einem „Metaphysik-Vorwurf“ zu sprechen. Metaphysik ist für <strong>Sartre</strong><br />

nicht etwas, was man einem Philosophen vorwerfen könnte. Sie ist ein notwendiger<br />

Bestandteil der philosophischen Reflexion, da man nur <strong>mit</strong> Hilfe der Metaphysik diese<br />

philosophische Reflexion zu einem gewissen hypothetischen Abschluss bringen kann. Da „Das<br />

Sein und das Nichts“ aber keine Metaphysik, sondern nur eine „phänomenologische<br />

Ontologie“ sein soll, wird man in diesem Buch noch nicht einmal einen solchen<br />

hypothetischen Abschluss finden können. Wenn Wildenburg glaubt, nicht nur einen<br />

hypothetischen Abschluss, sondern sogar eine systematische Abgeschlossenheit im Sinne<br />

<strong>Fichte</strong>s nachweisen zu können, dann irrt sie sich.<br />

<strong>Fichte</strong>s „Absolutes Ich“ und <strong>Sartre</strong>s „An-sich-sein“ sind nicht identisch<br />

Das „Absolute Ich“ ist das erste Prinzip in <strong>Fichte</strong>s System. Er beschreibt dieses Prinzip<br />

folgendermaßen:<br />

„Also das Setzen des Ich durch sich selbst ist die reine Tätigkeit desselben.-Das Ich setzt sich<br />

selbst, und es ist, vermöge dieses bloßen Setzens durch sich selbst; und umgekehrt: Das Ich<br />

ist, und es setzt sein Sein, vermöge seines bloßen Seins. - Es ist zugleich das Handelnde, und

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