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Fichte versus Sartre Alfred Dandyk Der Vergleich mit anderen ...

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8.<br />

Das zeigen schon die Schwierigkeiten, auf die Bergson in seiner Theorie des Gedächtnisses<br />

gestoßen ist. Denn wenn die Vergangenheit, wie er behauptet, das Nichtwirkende ist, so<br />

kann sie nur hinten bleiben, sie wird nie zurückkehren und die Gegenwart in Form von<br />

Erinnerung durchdringen, falls nicht ein gegenwärtiges Sein die Aufgabe übernommen hat,<br />

außerdem ekstatisch in der Vergangenheit zu existieren.(264)<br />

9.<br />

Bergson denkt keineswegs daran, diese Eigenart des Psychischen auf eine absolute Struktur<br />

des Für-sich zu gründen: er stellt sie als ein Gegebenes fest; eine bloße „Intuition“ enthüllt<br />

ihm, daß das Psychische eine verinnerte Vielheit ist.(315)<br />

14.<br />

…deshalb haben die ersten Psychologen, die die Dauer als Kennzeichen des Bewußtseins<br />

gezeigt haben (James, Bergson), es sehr oft <strong>mit</strong> einem Fluß verglichen. <strong>Der</strong> Fluß evoziert am<br />

besten das Bild der konstanten wechselseitigen Durchdringung der Teile eines Ganzen und<br />

ihrer ständigen Abtrennbarkeit, Verfügbarkeit.(1043)<br />

Kurios ist die Bermerkung Kolakowskis auch deswegen, weil man bei <strong>Sartre</strong> höchstens von<br />

einer „Entsubstantialisierung des Bewusstseins“ sprechen kann, aber nicht von einer<br />

Entsubstantialisierung des „Ich“. Denn bei <strong>Sartre</strong> ist das Ich von der Seins-Art des An-sich,<br />

nicht von der Seins-Art des Für-sich. Außerdem ist die Entsubstantialisierung des<br />

Bewusstseins ein allgemeiner Prozess, den man zum Beispiel schon bei Kant und <strong>Fichte</strong><br />

konstatieren kann und der keineswegs nur Bergson zugerechnet werden darf. Darüber<br />

hinaus entstammt <strong>Sartre</strong>s Begriff der Zeitlichkeit eher der Philosophie Kierkegaards als<br />

derjenigen Bergsons, was auch durch die enge Beziehung zwischen <strong>Sartre</strong> und Heidegger<br />

belegt wird.<br />

Kierkegaard:<br />

Roger Poole schreibt über das Verhältnis von <strong>Sartre</strong> zu Kierkegaard Folgendes:<br />

<strong>Sartre</strong>, however, as a Marxist could not accede to the Christianity of Kierkegaard and like<br />

Heidegger had to occlude the extent of his debt to him. Thus the reading of, say, l´Etre et le<br />

Néant (1943) is an uncanny experience, in which Kierkegaard´s influence is everywhere<br />

though his name is unspoken.”<br />

(Roger Poole, The unknown Kierkegaard: Twentieth-century receptions, in: The Cambridge<br />

Companion to Kierkegaard, Cambridge University Press, 2009, Seite 54 )<br />

Daß <strong>Sartre</strong> als Atheist keinen Zugang zu Kierkegaards Christentum hatte, ist richtig, aber<br />

inwiefern daraus folgt, dass er das Ausmaß seiner Schuld Kierkegaard gegenüber<br />

„verschließen“ musste, ist nicht nachvollziehbar. Angeblich ist die Lektüre von „Das Sein und<br />

das Nichts“ eine „verblüffende Erfahrung“, weil Kierkegaards Einfluss überall zu spüren ist,<br />

obwohl sein Name unausgesprochen bleibt.<br />

Dass Kierkegaards Name unausgesprochen bleibt, ist schlicht falsch. Vielmehr erwähnt<br />

<strong>Sartre</strong> den Namen „Kierkegaard“ sechs Mal, und zwar im Zusammenhang <strong>mit</strong> dem Begriff<br />

der Angst, dem Begriff der Ironie und <strong>mit</strong> dem Begriff des Für-sich-seins, den <strong>Sartre</strong> <strong>mit</strong>

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