OK KID im Interview: - Gießener Allgemeine
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Foto: Klingelhöfer<br />
Neue Literatur<br />
Ab 9. April räumt Henni Nachtshe<strong>im</strong> mit den Klassikern der Weltliteratur auf. Der eine Teil<br />
des Comedy-Duos Badesalz beweist mit seinem Buch »Dollbohrer«, dass große Werke ihren<br />
Ursprung in Hessen haben. Nachtshe<strong>im</strong> lässt 1000-Seiter in kleinen Episoden neu entstehen<br />
und zeigt unbekannte Facetten. So muss sich Moses beispielsweise mit einem pfiffigen<br />
Klempner aus Südhessen auseinandersetzen, um das Rote Meer zu teilen. Nachtshe<strong>im</strong><br />
schreibt seine Kurzgeschichten unbarmherzig wie »Der Pate«, mit der feinen Klinge der »Drei<br />
Musketiere« und raffiniert wie »Sherlock Holmes«, der <strong>im</strong> »Dollbohrer« unter Flöhen ermittelt.<br />
Was ist ein Dollbohrer? Nachtshe<strong>im</strong>: Dollbohrer<br />
ist ein Begriff aus dem Handwerk.<br />
Das war ein Gerät mit dem man Dollen<br />
gebohrt hat, um dann wiederum Nägel in<br />
diese zu schlagen. Dollbohrer ist aber auch<br />
eine Bezeichnung aus dem Südhessischen<br />
für Typen, die einen an der Waffel haben und<br />
Leute mit ihren Übertreibungen nerven. Das<br />
sind Typen, die auf den Keks gehen.<br />
Ist das ein passender Titel für ein Buch?<br />
Warum haben Sie sich dafür entschieden?<br />
Weil es noch eine dritte Definition gibt.<br />
In der Archäologen-Branche spricht man<br />
bei motivierten Archäologen auch von<br />
Dollbohrern (lacht). Zumindest habe ich<br />
mir das eingeredet. Da wir das Buch ja<br />
mit einer Ausgrabung begründen, fand<br />
ich das passend. Da wurde ja auch ganz<br />
doll gebohrt, und dann kamen diese literarischen<br />
Schätze zutage.<br />
Sie haben gerade angedeutet, dass sich<br />
das Buch auf Funde von Papyrusrollen <strong>im</strong><br />
Odenwald begründet. Genau. Im Odenwald<br />
ist ein serbischer Baggerführer am<br />
Steuer eingeschlafen. Bei diesem Unfall<br />
wurde zufällig eine Höhle freigelegt. Dabei<br />
fand man auch heraus, dass es lange vor<br />
dem Bernsteinz<strong>im</strong>mer ein Handkäsez<strong>im</strong>mer<br />
gegeben hat. Und man fand man die<br />
Papierrollen. Die wurden ausgewertet, und<br />
nun habe ich sie und habe daraus das Buch<br />
gemacht.<br />
Wie sind Sie in den Besitz der Rollen gekommen?<br />
Über Kanäle, die ich nicht<br />
nennen darf (lacht). Diese Idee ist natürlich<br />
auf meinen Mist gewachsen. Ich fand es<br />
schön, eine alberne Begründung zu finden.<br />
Wir werden das bei den Live-Lesungen mit<br />
einem kleinen Einführungsfilm aufgreifen.<br />
Danach kommen wir auf die Bühne und<br />
lesen die wichtigsten Kapitel vor.<br />
»Wir« heißt … Rick Kavanian, mein großartiger<br />
Kollege, den man u.a. aus den Bully-<br />
Filmen kennt, und dessen St<strong>im</strong>men- und<br />
Sprachenvielfalt ein Hammer sind, und<br />
Martin Johnson, ein brachial guter Keyboarder,<br />
der unsere Lesung musikalisch<br />
zusätzlich belebt.<br />
Welche der 28 Geschichten gefällt Ihnen<br />
am besten? Große Freude hatte ich an<br />
»Herr der Ringe«. Das spielt <strong>im</strong> Baumarkt.<br />
Es geht um einen vergoldeten Duschring,<br />
42 streifzug 4/2013