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Science Digest 42<br />
SCIENCE DIGEST<br />
Mausgenom entschlüsselt<br />
Eine internationale Forschergruppe hat<br />
das gesamte Genom der Maus entziffert. Die<br />
Wissenschaftler hoffen, mit dem Wissen die<br />
Ursachen verschiedener menschlicher Erbkrankheiten<br />
aufklären zu können. An der Entschlüsselung<br />
waren über hundert Forscher<br />
weltweit beteiligt, darunter auch die Arbeitsgruppe<br />
des Neurobiologen Andreas Zimmer<br />
von der Universität Bonn. In den Millionen von<br />
«Buchstaben» des genetischen Codes haben<br />
die Forscher auch bereits mehrere zehntausend<br />
«Wörter» ausfindig gemacht: die eigentlichen<br />
Gene.Das Erbgut eines jeden höheren Lebewesen<br />
setzt sich aus vier Grundbausteinen zusammen,<br />
den so genannten Basen. Diese sind<br />
unterschiedlich miteinander kombiniert, und<br />
manche Abfolgen der Basen enthalten Baupläne<br />
für die Eiweiße, die der Organismus braucht.<br />
Nach der Entschlüsselung des genauen Musters<br />
der Basen wird im Detail untersucht, ob ein<br />
Abschnitt einen Bauplan enthält oder nicht. In<br />
der Gentechnologie werden diese Untersuchungen<br />
häufig mithilfe künstlich hervorgerufener<br />
Fehler in der Basenabfolge durchgeführt.<br />
Die Forscher beobachten anschließend welchen<br />
Schaden eine solche Mutation in lebenden<br />
Mäusen anrichtet, um Rückschlüsse auf die<br />
ursprüngliche Funktion des Genproduktes ziehen<br />
zu können.<br />
Die Maus ist schon heute der wichtigste Modellorganismus<br />
zur Untersuchung von Krankheitsmechanismen.<br />
Denn das Erbgut von Maus<br />
und Mensch entspricht sich in weiten Teilen<br />
und für viele Gene des Menschen gibt es auch<br />
eine entsprechende Erbanlage bei der Maus.<br />
Kennt man die entsprechenden Gene der Maus<br />
und weiß, was sie machen, ist es sehr viel leichter,<br />
beim Menschen für eine Erbkrankheit verantwortliche<br />
Kandidatengene zu benennen.<br />
Quelle: Nature Bd. 420, S. 520<br />
Über die Maus zum<br />
Down-Syndrom:<br />
Welche Gene stecken dahinter?<br />
Das Chromosom 21 steht in direktem<br />
Zusammenhang mit einer der häufigsten genetischen<br />
Erkrankungen, der Trisomie 21, auch<br />
«Down-Syndrom» genannt:Welche der etwa 200<br />
bis 250 Gene auf dem Chromosom 21 für die<br />
Symptome des Down-Syndroms verantwortlich<br />
sind, ist nach wie vor unklar. Wissenschaftler des<br />
Max-Planck-Instituts für Immunbiologie um Dr.<br />
Bernhard Herrmann und des Max-Planck-Instituts<br />
für molekulare Genetik um Dr. Marie-Laure Yaspo<br />
erstellten gemeinsam mit den Arbeitsgruppen von<br />
Dr. Ruiz I. Altaba vom Skirball Institut (New York,<br />
USA) und Dr. Nadia Dahmane (CNRS, Marseille,<br />
Frankreich) eine so genannte Expressionskarte<br />
genau jener Gene in der Maus, die den Genen auf<br />
dem Chromosom 21 des Menschen entsprechen(Nature,<br />
5. Dezember <strong>2002</strong>). Um die Aussagekraft<br />
ihrer Untersuchungen zu erhöhen, setzten<br />
die Max-Planck-Forscher drei verschiedene Techniken<br />
ein: Bei der so genannten «whole-mount insitu<br />
Hybridisierung» wird der gesamte Mausembryo<br />
mit einer Gen-spezifischen Sonde markiert,<br />
die durch Anfärbung sichtbar gemacht wird.<br />
Dadurch kann das Muster der Genexpression im<br />
gesamten Embryo sichtbar gemacht werden. Darüber<br />
hinaus wurde die Genexpression in Schnitten<br />
des Gehirns zwei Tage nach der Geburt vor<br />
dem Hintergrund der besonderen Auswirkungen<br />
des Down-Syndroms auf dieses Organ detailliert<br />
untersucht. Schließlich wurde ein computerbasiertes<br />
Verfahren, der so genannte «elektronische<br />
Northern-blot», eingesetzt. Dabei wird das<br />
Muster der Genexpression aus den im Rahmen<br />
der so genannten «EST»-Sequenzierung weltweit<br />
verfügbaren Datensätzen abgeleitet.<br />
Eine vierte, neu entwickelte Technik wendeten die<br />
Forscher des Max-Planck-Instituts für experimentelle<br />
Endokrinologie gemeinsam mit den Teams<br />
von Dr. Stylianos Antonarakis (Genf) und Dr. Andrea<br />
Ballabio (Neapel) an. Die Technik erlaubt es,<br />
die Expressionsmuster von Tausenden von Genen<br />
in relativ kurzer Zeit sichtbar zu machen. Dazu isolierten<br />
die Wissenschaftler zunächst relevante Abschnitte<br />
der entsprechenden Maus-Gene und<br />
stellten Gen-Sonden her. Über so genannte RNAin<br />
situ-Hybridisierungen (ISH) wurden an Schnitten<br />
von Mäuseembryonen dann die Expressionsmuster<br />
detektiert. Die daraus resultierenden ausgesprochen<br />
detailreichen Informationen ermöglichen<br />
die Rekonstruktion eines Gesamtbildes der<br />
Genaktivität im Gehirn und in verschiedenen<br />
Organen. Die als GenePaint bezeichnete Methode<br />
nutzten die Forscher, um insgesamt 6.500<br />
Gewebeschnitte aus Mäuse-Embryonen zu analysieren.<br />
Für ihren «Chromosom 21-Atlas» stellten<br />
die Forscher auch die Expressionsmuster in<br />
ganzen Embryonen dar. Mit der vorliegende Karte<br />
der Aktivitätsmuster jener Maus-Gene, die den<br />
Genen auf dem menschlichen Chromosom 21<br />
entsprechen, bestehen somit gute Voraussetzungen,<br />
um den Ursachen der zahlreichen Fehlbildungen,<br />
die zum Krankheitsbild Down-Syndrom<br />
beitragen, nachgehen zu können.<br />
http://chr21.molgen.mpg.de/hsa21/<br />
http://tigem.it/ch21exp/<br />
Quelle: MPG 5. 12. 02<br />
Hitzeresistente Symbiose<br />
zwischen Pflanze und Pilz<br />
Forscher entdeckten einen Pilz und eine<br />
Pflanze, die - wenn sie zusammenarbeiten - bei<br />
einer Temperatur von über 50°C gedeihen können.<br />
In dieser Symbiose siedeln sie um heiße<br />
Quellen in den Lassen Volcanic und Yellowstone<br />
National Parks.<br />
Der erst kürzlich entdeckte Pilz entstammt<br />
einer großen Klasse symbiotischer Pilze, die<br />
unterirdisch leben und die Wurzeln ihrer Wirtspflanzen<br />
– in diesem Fall die des Grases Dichanthelium<br />
lanuginosum - umschlingen. Der Pilz<br />
gehört zur Gattung Curvularia.<br />
Im Labor kann keine der beiden Spezies ohne<br />
den anderen bei 50°C existieren, berichten<br />
Russell Rodriguez und seine Kollegen vom US<br />
Geological Survey. Gemeinsam widersteht das<br />
Gespann kurzzeitig sogar Temperaturen von bis<br />
zu 65°C.<br />
Es ist noch unklar wie das Paar zusammenarbeitet,<br />
um solche Temperaturen aushalten zu<br />
können. Der Pilz könnte über sein ausgedehntes<br />
Zellnetzwerk Wärme von der Pflanze ableiten<br />
oder beide Organismen könnten schützende<br />
Stoffe austauschen.<br />
Worin auch immer der Mechanismus besteht,<br />
dies ist ein weiteres Beispiel für die Eroberung<br />
unwirtlicher Lebensräume durch Pflanzen dank<br />
der Hilfe von Freunden - Pilze versorgen Pflanzen<br />
oft mit lebenswichtigen Nährstoffen,<br />
erhöhen deren Resistenz gegenüber Trockenheit<br />
und vieles andere mehr.<br />
Quelle: Nature (Online) erschienen<br />
in Science 298: 1581 (<strong>2002</strong>)<br />
GenomXPress 4/02