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47 Science Digest<br />

mord verletzter Zellen – sie können repariert werden.<br />

Mit gentherapeutischen Methoden konnten die<br />

Forscher auch in jungen Zellen das Gen aktivieren<br />

– die Zellen überlebten Verletzungen. Wenn<br />

Hsp27 auch bei Patienten mit amyotropher Lateralsklerose<br />

und ähnlichen Erkrankungen die Zellen<br />

am Selbstmord hindern kann, könnten die<br />

Mediziner den Zerfall der Zellen mithilfe des Gens<br />

stoppen. Das würde neue Behandlungsmöglichkeiten<br />

eröffnen, hoffen die Forscher.<br />

Quelle: BdW (Online) 26.09.<strong>2002</strong><br />

Retardation nach<br />

Genveränderung auf<br />

Chromosom 4<br />

Unter den genetischen Ursachen für geistige<br />

Behinderungen ist erstmals ein Gen auf<br />

einem anderem Chromosom als dem X-Geschlechts-Chromosom<br />

entdeckt worden. Im Pariser<br />

Necker-Hospital wurde festgestellt, dass die<br />

Veränderung eines Gens auf dem 4. Chromosom<br />

eine geistige Behinderung verursachen kann. Die<br />

Ergebnisse der Studie, die unter der Leitung von<br />

Laurence Colleaux erstellt wurde, erschienen in<br />

der Wissenschaftszeitschrift «Science».<br />

Die Entdeckung dürfte nach Einschätzung der<br />

Wissenschaftler in vielen Fällen eine gezieltere<br />

Diagnose des geistigen Zurückbleibens ermöglichen.<br />

Darüber hinaus könne sie für genetische<br />

Beratungen genutzt werden. Die zuvor bekannten<br />

elf Gene mit möglichen Beeinträchtigungen für<br />

die geistige Entwicklung wurden alle auf dem X-<br />

Chromosom gefunden.<br />

Die Wirkweise, durch die genetische Mutationen<br />

geistige Behinderungen hervorrufen, ist kompliziert.<br />

In vielen Fällen wird die Bildung von Enzymen<br />

und damit die Funktionsweise von Nervenschaltstellen<br />

(Synapsen) behindert. Von den zahlreichen<br />

Möglichkeiten geistiger Retardierung sind<br />

rund drei Prozent der Bevölkerung betroffen.<br />

Allerdings kann bis heute in 40 Prozent der Fälle<br />

keine klare Diagnose gestellt werden.<br />

Für die Studie am Necker-Hospital wurden Patienten<br />

ausgewählt, die aus Verbindungen zwischen<br />

nahen Verwandten hervorgegangen waren.<br />

Das nicht funktionsfähige Gen auf dem 4. Chromosom<br />

ist für die Bildung des Enzyms Neurotrypsin<br />

verantwortlich, das höchstwahrscheinlich bei<br />

Verbindungen an Nervenschaltstellen eine Rolle<br />

spielt. Durch die geistige Retardierung werden<br />

unter anderem das Lernen und die Gedächtnisleistungen<br />

beeinträchtigt. Insgesamt gibt es nach<br />

heutigem Wissensstand rund 300 Gene, die ein<br />

geistiges Zurückbleiben verursachen können.<br />

Quelle: AFP 28.11. 02<br />

Typ 2 Diabetes –<br />

wichtiger genetischer<br />

Risikofaktor gefunden<br />

Etwa 15 Prozent aller Diabetes Typ 2-Fälle<br />

werden durch eine einzige genetische Abweichung<br />

verursacht. Das haben Pharmakologen der Technischen<br />

Universität Braunschweig jetzt nachgewiesen.<br />

Die Forschungsergebnisse können Wege zu<br />

neuen Therapieansätzen aufzeigen.<br />

Der Typ 2 Diabetes, unter dem mehr als 90 Prozent<br />

aller Betroffenen leiden, zeichnet sich im<br />

Gegensatz zum Typ 1 Diabetes dadurch aus, dass<br />

Insulin zwar freigesetzt wird, die Menge jedoch<br />

nicht ausreicht. Neben Übergewicht hatten Wissenschaftler<br />

auch erbliche Veranlagung im Verdacht,<br />

die Stoffwechselstörung zu begünstigen.<br />

Etwa zehn bis zwanzig Polymorphismen wurden<br />

bisher als mögliche Auslöser gehandelt - einer der<br />

wichtigsten wurde jetzt von Dr. Christina und Prof.<br />

Mathias Schwanstecher, Institut für Pharmakologie<br />

und Toxikologie der TU Braunschweig, aufgedeckt.<br />

(Diabetes Vol 51, Supplement 3, December<br />

<strong>2002</strong>, Diabetes Vol 51, March <strong>2002</strong>)<br />

Die Wissenschaftler haben den Einfluss von Polymorphismen<br />

in einem Zellbestandteil untersucht,<br />

der eine Schlüsselrolle bei der Ausschüttung von<br />

Insulin und Glucagon besitzt, dem so genannten<br />

ATP-sensitiven Kaliumkanal. Liegt dort in Position<br />

23 der Aminosäurekette Lysin anstelle von Glutamat<br />

vor, so trägt dies mittelbar zu einem Anstieg<br />

des Blutzuckers bei: Das Risiko für Diabetes steigt.<br />

Das Forscherehepaar Schwanstecher sieht in der<br />

Identifizierung des Polymorphismus eine wichtige<br />

Basis für neue Behandlungsansätze, wie Gentests<br />

zur Erstellung eines persönlichen Risikoprofils.<br />

Wer bei starker genetischer Belastung Übergewicht<br />

vermeidet, könnte dadurch den Ausbruch<br />

der Krankheit dennoch verhindern. Neue Arzneimittel<br />

könnten durch direkte Wirkung auf den<br />

ATP-sensitiven Kaliumkanal der Erhöhung des<br />

Blutzuckers entgegensteuern.<br />

Weltweite Studien haben bereits ergeben, dass<br />

konstant etwa 60 Prozent aller Europäer,<br />

Nordamerikaner und Japaner genau diesen Polymorphismus<br />

in ihrem Erbgut tragen. Die nahezu<br />

identische Häufigkeit dieser Abweichung in den<br />

verschiedenen Bevölkerungen ist für die Wissenschaftler<br />

ein Indiz dafür, dass der Polymorphismus<br />

den Trägern auch genetische Vorteile verleiht.<br />

Christina und Mathias Schwanstecher vermuten,<br />

dass der Polymorphismus die Nährstoffversorgung<br />

des Gehirns verbessern oder vor zu starker<br />

Einlagerung in die Fettzellen und damit vor Übergewicht<br />

schützen kann.<br />

Quelle:idw 26.11.<strong>2002</strong><br />

Erbgut des<br />

Malaria-Erregers und<br />

der Anopheles-Mücke entziffert<br />

Das Erbgut des Malaria-Erregers und der<br />

Malaria-Mücke ist entziffert. Die Genomdaten<br />

könnten zur Grundlage für die Entwicklung neuer<br />

Medikamente, Insektengifte und Impfungen werden,<br />

hoffen die Wissenschaftler.<br />

Malaria ist die weltweit bedeutsamste Tropenkrankheit.<br />

Sie tötet nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation<br />

etwa eine Million Menschen<br />

im Jahr. Rund 90 Prozent der Opfer leben in<br />

Afrika südlich der Sahara, fast drei Viertel sind Kinder<br />

unter fünf Jahren. Zwischen 300 Mill. und 500<br />

Mill. Menschen werden jährlich neu infiziert.<br />

Das britische Fachblatt «Nature» (Bd. 419, S. 498)<br />

veröffentlichte die Analyse des Genoms von «Plasmodium<br />

falciparum». Der einzellige Parasit vermehrt<br />

sich in der Leber und den roten Blutkörperchen<br />

des Menschen und verursacht dabei die für<br />

Malaria typischen Fieberschübe. Diese Arbeit entstand<br />

unter Leitung von Malcolm Gardener vom<br />

Institut für Genomforschung in Rockville (US-<br />

Staat Maryland).<br />

Die Entschlüsselung des Erbguts der Malaria-<br />

Mücke «Anopheles gambiae» wurde in «Science»<br />

(Bd. 298, S. 129) publiziert. Die Moskitos sind die<br />

wichtigsten Überträger der Einzeller, die mit den<br />

Blut saugenden Insekten von Mensch zu Mensch<br />

gelangen. Erstautor dieser Untersuchung ist<br />

Robert Holt vom US-Biotechnik-Unternehmen<br />

Celera Genomics (ebenfalls Rockville). Die Gendaten<br />

von Stechmücke und Einzeller stehen anderen<br />

Forschern zur Verfügung, heißt es in den beiden<br />

Studien.<br />

Die Mücke hat nach den neuen Ergebnissen<br />

schätzungsweise etwa 280 Millionen Erbgut-Bausteine,<br />

bei Plasmodium sind es rund 23 Millionen.<br />

Zum Vergleich: Der Mensch besitzt drei Milliarden<br />

DNA-Bausteine.<br />

Die Daten seien nur die Grundlage für die Schaffung<br />

neuer Strategien gegen die Malaria, betonen<br />

beide Forscherteams. Jetzt müsse in den Genomen<br />

der beiden Organismen nach Zielen und<br />

Mechanismen für neue Medikamente gesucht<br />

werden. Derartige Substanzen könnten künftig<br />

beispielsweise verhindern, dass die Mücken ihre<br />

menschlichen Opfer erschnüffeln. Wirksam sei es<br />

voraussichtlich auch, das Eindringen der Einzeller<br />

in die roten Blutkörperchen zu verhindern. Denkbar<br />

wäre ebenfalls, gentechnisch veränderte und<br />

damit für den Menschen ungefährliche Mücken in<br />

die Natur zu entlassen. Sie sollen dann die natürlichen<br />

Varianten verdrängen.<br />

Quelle: dpa, 02.10.02

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